Wohlstand als Aufgabe
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indem sie fragt: Wie müssen wir Mensch sein, um einen solchen<br />
Zustand des <strong>Wohlstand</strong>es hervorzubringen und seine Früchte gerecht<br />
zu verteilen? Diese Frage lenkt die Aufmerksamkeit weg von wirtschaftlichen<br />
und hin zu moralischen Überlegungen. Eine komplexe,<br />
gemischte Wirtschaftsordnung muss eine gewisse Neigung zur<br />
Moralität an den Tag legen, sonst wird sie am Ende nicht mehr <strong>als</strong> eine<br />
Räuberhöhle sein, die direkt wieder auf den von Thomas Hobbes<br />
beschriebenen unregulierten Naturzustand zusteuert.<br />
Es ist f<strong>als</strong>ch anzunehmen, dass grobe soziale Ungerechtigkeit immer<br />
das Ergebnis hochgradigen Fehlverhaltens böser Menschen ist.<br />
Manchmal entwickeln die ‘Strukturen der Sünde’ ein Eigenleben. Das<br />
Konzept struktureller Sünde erhellt, wie kleine selbstsüchtige Taten,<br />
Versäumnisse oder die moralische Blindheit einer relativ kleinen Zahl<br />
von Menschen manchmal durch die Hebelwirkung ökonomischer<br />
Mechanismen vergrößert werden können, bis schließlich einer großen<br />
Zahl von Menschen großer Schaden zugefügt wird. Dieses Konzept<br />
hilft beiden Seiten zu sehen, wo die Verantwortung für ein Problem<br />
liegt und wie es angegangen werden kann. Der Schaden, der armen<br />
Volkswirtschaften durch ein untragbares Maß internationaler Schulden<br />
entsteht, ist dafür ein gutes Beispiel.<br />
Moralität, im Sinne einer Tugend, sollte <strong>als</strong> Selbstzweck verfolgt werden,<br />
denn sie ist notwendig für die Entwicklung des Gemeinwohls in<br />
allen seinen Aspekten. Menschen durch Erziehung zur Tugend für den<br />
Umgang mit <strong>Wohlstand</strong> zuzurüsten ist jedoch nicht zuerst <strong>Aufgabe</strong> der<br />
Regierungen, obwohl sie sich berechtigterweise damit befassen können.<br />
In einer religiös-pluralistischen Gesellschaft wird jede<br />
Glaubensgemeinschaft ihren Beitrag zu diesem Prozess leisten und auf<br />
die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Zugangs, der die spirituelle<br />
Dimension nicht übersieht, hinweisen wollen. Eltern spielen hierbei<br />
eine zentrale Rolle, Lehrer ebenso. Der in einer Kultur gepflegte Ton,<br />
der zu einem erheblichen Teil durch die Massenmedien bestimmt wird,<br />
ist auch für die Bestimmung des moralischen Klimas bedeutsam.<br />
Gleiches gilt für das Rechtssystem. In dem Maße, wie alle diese<br />
Komponenten zur Tugend ermutigen und von Untugend abraten, tragen<br />
sie zur Anhebung des <strong>Wohlstand</strong>s bei. In dem Maß, wie sie zur<br />
Untugend ermutigen, erweisen sie sich <strong>als</strong> Feind des <strong>Wohlstand</strong>s.<br />
Hieran wird sichtbar, dass der <strong>Wohlstand</strong> viele Feinde in der modernen<br />
Gesellschaft hat, von denen einige vorgeben, seine Freunde zu sein.<br />
In diesem Prozess kommt das Wort <strong>Wohlstand</strong> (prosperity) der in seiner<br />
inneren Struktur enthaltenen wahren Bedeutung näher: ‘prosperity’<br />
(<strong>Wohlstand</strong>) kommt von ‘to prosper’, das bedeutet ‘blühen’ oder<br />
sonst wird sie am Ende nicht mehr<br />
<strong>als</strong> eine Räuberhöhle sein<br />
Moralität sollte <strong>als</strong> Selbstzweck verfolgt<br />
werden<br />
Der <strong>Wohlstand</strong> hat viel Feinde in<br />
der modernen Gesellschaft – manche<br />
geben vor, Freunde zu sein<br />
Manchmal entwickeln ‘Strukturen<br />
der Sünde’ ein Eigenleben<br />
Die Frage nach den menschlichen<br />
Möglichkeiten ist eine zutiefst religiöse<br />
Frage<br />
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