Wohlstand als Aufgabe
Wohlstand als Aufgabe
Wohlstand als Aufgabe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
einschließen, für die eine in die Zukunft gerichtete moralische<br />
Verpflichtung besteht.<br />
Das Konzept des Gemeinwohls ist so eng mit der Tugend der<br />
Solidarität verknüpft, dass diese beinahe Bestandteil seiner Definition<br />
ist. Wenn sich Männer und Frauen in verschiedenen Teilen der Welt<br />
persönlich von den Ungerechtigkeiten und Verletzungen der<br />
Menschenrechte in fernen Ländern – die sie vielleicht nie besuchen<br />
werden – persönlich betroffen fühlen, und wenn diese Reaktion nicht<br />
ein vages oder vorübergehendes Mitgefühl angesichts des traurigen<br />
Geschicks anderer, sondern eine feste und beharrliche Anerkennung<br />
wechselseitigen aufeinander Angewiesenseins ist, dann wandelt sich<br />
die moralische Wahrnehmung und das Bewusstsein wird erneuert. Das<br />
Ergebnis ist die soziale und moralische ‘Tugend’ der Solidarität, die <strong>als</strong><br />
unveränderliches grundlegendes Prinzip in das Gewissen eines<br />
Betroffenen integriert wird das besagt: alle sind für alle verantwortlich.<br />
Die Tugend der so genannten Solidarität ist eine übergreifende Tugend,<br />
zu der spezielle Tugenden wie Ehrlichkeit, Integrität, Genügsamkeit,<br />
Geduld, Güte, Mut, Bescheidenheit usw. beitragen. Sie sind die praktischen<br />
Ausformungen dessen, wie man die Verpflichtung, ‘den<br />
Nächsten zu lieben wie sich selbst’ im Leben umsetzen kann.<br />
Im Erkennen und in der Annahme der geistlichen Wahrheit hinter dem<br />
Konzept des Gemeinwohls verändert ein Mensch seine gesamte<br />
Einstellung zu anderen. Dies ist der Moment, in dem die wahre<br />
Menschlichkeit und Würde anderer Menschen begriffen und verinnerlicht<br />
wird – wenn ein Mensch zum ersten Mal in vollem Maße erkennt,<br />
dass er oder sie nicht allein ist. Von da an ist der Interessenkonflikt zwischen<br />
dem Verfolgen individueller Interessen und der Förderung des<br />
Gemeinwohls aufgelöst, da der Einzelne sieht, dass seinen wahren<br />
Interessen niem<strong>als</strong> durch Schaden für das Gemeinwohl gedient sein<br />
kann.<br />
Ob bewusst oder unbewusst, der oder die Einzelne wendet sich in<br />
einem solchen Moment auch Gott zu. Die ‘Liebe zum Nächsten’ und<br />
die ‘Liebe zu Gott’ sind im christlichen Denken immer so wesenhaft<br />
miteinander verbunden gewesen, dass sie den zwei Seiten einer<br />
Medaille gleichkommen. Christi Lehre im Gleichnis vom barmherzigen<br />
Samariter zeigt, dass das Konzept des ‘Nächsten’ nicht auf<br />
‘Menschen wie uns’ zu begrenzen, sondern auf die gesamte<br />
Menschheit auszuweiten ist. Es gibt keine Ausnahmen hinsichtlich<br />
derer, die wir lieben sollen, nicht einmal unsere ‘Feinde’.<br />
Trotz der christlichen Auffassung, dass das Konzept des Gemeinwohls<br />
Die Tugend der Solidarität ist eine<br />
übergreifende Tugend, zu der<br />
Ehrlichkeit, Integrität, Sparsamkeit,<br />
Geduld, Güte, Mut und<br />
Bescheidenheit beitragen<br />
Die ‘Liebe zum Nächsten und die<br />
Liebe zu Gott’ sind im christlichen<br />
Denken immer wesenhaft zusammengedacht<br />
worden<br />
Das Konzept des Nächsten lässt<br />
sich nicht auf ‘Menschen wie wir’<br />
begrenzen, sondern es weitet sich<br />
auf die gesamte Menschheit aus<br />
39