Wohlstand als Aufgabe
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Selbstvergessenheit. Menschliche Freiheit gedeiht nicht gut im Überfluss.<br />
Jemand, der ‘alles hat’, wird wahrscheinlich nichts davon zu<br />
schätzen wissen, da er sich nichts davon wirklich ausgesucht hat.<br />
Hier liegt einer der größten Widersprüche einer vor allem auf<br />
Konsumismus ausgerichteten Gesellschaft. Eine große Bandbreite an<br />
Gütern ermöglicht es den Käufern, das Beste auszusuchen, und zwingt<br />
dadurch diejenigen, die den Rest produzieren, entweder ihre eigenen<br />
Standards anzuheben oder ihre Preise zu senken, oder das Risiko der<br />
Geschäftsaufgabe eingehen zu müssen. So treibt der Wettbewerb die<br />
Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis in die Höhe. Der<br />
Konsumismus jedoch ist eine alles verschlingende Ideologie.<br />
Menschliche Interaktionen können gar zu leicht <strong>als</strong> Entsprechungen<br />
des Konsums von Gütern erscheinen, so dass alle Beziehungen <strong>als</strong> eine<br />
Form geschäftlicher Transaktionen gesehen werden, die unmittelbare<br />
beiderseitige Vorteile bringen. Die Realität ist oft eine andere: Die Jagd<br />
nach dem ‘besten Preis’ kann den Produzenten ernsthafte Nachteile<br />
bringen und zur Ausbeutung der Arbeiter führen, die niedrige Löhne<br />
und schlechte Konditionen akzeptieren müssen. Konsumenten haben<br />
eine ethische Verantwortung, die menschlichen Kosten genauso in<br />
Betracht zu ziehen wie den Marktpreis der Güter, die sie erwerben.<br />
Der Konsumismus kann nur das wertschätzen, was konsumiert werden<br />
kann. Konsumismus verstärkt Passivität und isoliert die Menschen<br />
dadurch von ihrer Gemeinschaft. Der Konsumismus beurteilt<br />
Menschen nach dem, was sie besitzen, statt nach ihren Talenten und<br />
nach dem, was sie erreicht haben. Diejenigen, die sich nicht leisten<br />
können, was sie für ihren Anteil an den Konsumgütern halten, unterliegen<br />
der Gefahr der Missgunst. Während Reichtum einerseits die<br />
Wahlmöglichkeiten erweitert, kann er andererseits auch zu einer zu<br />
großen Bindung an materielle Güter und physische Annehmlichkeiten<br />
führen. Zudem kann der Konsumismus, auf dem eine Marktwirtschaft<br />
beruht, moralische, soziale und kulturelle Werte zersetzen.<br />
Christliches Denken über den Reichtum muss das Beispiel des ‘reichen<br />
Jünglings’ in den Evangelien ernst nehmen, der zu sehr an seinen<br />
Besitztümern hing, um das Angebot ewigen Lebens anzunehmen. Er<br />
war bereit, Gott zu dienen, aber nicht ohne auch weiterhin dem<br />
Mammon dienen zu können. Alle, die aus diesem Leben scheiden,<br />
reich oder arm, müssen durch ein Nadelöhr gehen, durch das sie ihre<br />
Taschen und ihr Gepäck nicht mitnehmen können. Sie tun gut daran,<br />
diese Geisteshaltung bereits lange vor der Zeit einzuüben, zu der sie<br />
diese Welt verlassen müssen. Sonst werden sie feststellen, dass ihr<br />
Hängen an Besitztümern so sehr zur Gewohnheit geworden ist, dass sie<br />
Der Konsumismus ist eine alles verschlingende<br />
Ideologie<br />
Konsumismus bewertet Menschen<br />
nach ihrem Besitz statt nach ihren<br />
Talenten und nach dem, was sie<br />
erreicht haben<br />
Alle, die aus diesem Leben scheiden,<br />
reich oder arm, müssen durch<br />
ein Nadelöhr hindurch<br />
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