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Wohlstand als Aufgabe

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Verantwortlichkeiten zu übernehmen, die zuvor von der einen oder<br />

anderen Einrichtung der Zivilgesellschaft wahrgenommen wurden.<br />

Soweit sich diese Einrichtungen <strong>als</strong> ihrer <strong>Aufgabe</strong> nicht gewachsen<br />

erwiesen hatten, war das auch ein notwendiger Schritt vorwärts.<br />

Jedoch verursachen Maßnahmen zur Korrektur der einen<br />

Ungerechtigkeit manchmal unbeabsichtigt eine neue. Das Pendel<br />

schwingt mitunter zu weit. Heute ist es daher notwendig, den öffentlichen<br />

Raum – die Domäne der Zivilgesellschaft – wiederherzustellen,<br />

so dass Institutionen aller Art, einschließlich religiöser Organisationen,<br />

frei und umfassend am Fortschritt einer wahrhaft pluralistischen<br />

Gesellschaft mitwirken können. Das Gemeinwohl, dessen Pflege in<br />

den eigentlichen <strong>Aufgabe</strong>nbereich einer solchen Gesellschaft fällt, ist<br />

keineswegs ausschließlich Sache der Regierungen; diese müssen in der<br />

Tat wissen, wo sie sich zurücknehmen sollten, um nicht in den rechtmäßigen<br />

Zuständigkeitsbereich anderer Akteure und Einrichtungen<br />

einzudringen.<br />

Dieses Konzept der Autonomie ‘intermediärer’ Einrichtungen, die zwischen<br />

dem Staat und dem Individuum stehen, hat in der Vergangenheit<br />

eine bedeutende Stellung in christlichen Gesellschaften gehabt. Die<br />

Subsidiaritätslehre ist zum vorherrschenden Motiv einiger sozialethischer<br />

Ansätze geworden. Der Begriff mag weniger vertraut sein <strong>als</strong> das<br />

Konzept selbst. Die britischen und irischen politischen Erfahrungen<br />

sprechen zunehmend für die Theorie der ‘devolution’ (i.S. der<br />

Rückübertragung von Verantwortlichkeiten, jedoch nicht gleichbedeutend<br />

mit dem deutschen Konzept der Subsidiarität; d. Übs.). Sie wird<br />

weniger <strong>als</strong> das Delegieren von Macht von oben verstanden, <strong>als</strong> vielmehr<br />

<strong>als</strong> die Neuordnung von öffentlichen und privaten<br />

Leitungsstrukturen mit dem Ziel, Entscheidungsprozesse näher zu den<br />

von ihnen betroffenen Menschen zu bringen und dabei ihr Gefühl von<br />

Beteiligung zu verstärken. Die Theorie der Devolution hat sich (oft in<br />

Verbindung mit dem Konzept der Subsidiarität) zu einem<br />

Schlüsselkonzept bei der Wiederbelebung der politischen Kultur und<br />

der Erneuerung politischer Legitimität entwickelt, während das<br />

Gegenteil, die übermäßige Machtkonzentration im Zentrum, ein fruchtbarer<br />

Boden für Apathie und Zynismus geworden ist.<br />

Die Theorie der Devolution stellt fest, dass das Recht freier<br />

Institutionen, in einer Zivilgesellschaft zu wirken, nicht von der<br />

Erlaubnis der Regierung abhängig ist. Jede Körperschaft oder<br />

Institution hat ein ihr innewohnendes Recht, die ihr je eigene Autorität<br />

auszuüben, welche Christen letztlich <strong>als</strong> von Gott gegeben betrachten.<br />

Dem Gemeinwohl wird immer dann geschadet, wenn eine<br />

Die Theorie der Devolution hat sich<br />

zu einem Schlüsselkonzept bei der<br />

Erneuerung politischer Legitimität<br />

entwickelt<br />

Übermäßige Machtkonzentration<br />

im Zentrum ist ein fruchtbarer<br />

Boden für Apathie und Zynismus<br />

geworden<br />

Jede Einrichtung hat ein ihr innewohnendes<br />

Recht, die ihr eigene<br />

Autorität auszuüben, welche<br />

Christen <strong>als</strong> von Gott herkommend<br />

betrachten<br />

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