Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at
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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />
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schränkt, ob der Konsum nun kreditfinanziert ist oder nicht. Für die Industrie bedeutet dies Auftragsrückgänge.<br />
Zweitens wird der Kredit der Banken an die Unternehmer teurer und damit nimmt ihn die<br />
Industrie seltener in Anspruch. Investitionen werden zurückgehalten. Aber es entspringt bloß der<br />
individuellen Perspektive des Klein- und Mittelunternehmers, dass die Kreditklemme an allem<br />
Schuld sei. Gesetzt, die Kredite wären billig und leicht zu haben … würde dies auch nichts Wesentliches<br />
an der Investitionskrise ändern. Diese Aussage ist zwar richtig, aber ganz hypothetisch, da die<br />
Kreditklemme ein geradezu notwendiger Teilaspekt eines schweren Konjunkturabschwunges ist.<br />
Stockender Abs<strong>at</strong>z und fehlende Aufträge sind somit der dritte und eigentliche Grund für die Investitionskrise.<br />
Die Industrie ist in Europa und den USA bereits 2008 in einer Rezession. Diese Entwicklung<br />
begann bereits vor dem Ausbruch der Bankenkrise und steht somit nicht in einem Folgezusammenhang<br />
mit der Bankenkrise. Nehmen wir als Beispiel Österreich: Die Reduktion der Industrieaufträge<br />
begann vermutlich bereits im letzten Quartal 2007, denn bereits im 1. Quartal 2008 fiel der von<br />
der Industriellenvereinigung erhobene Stimmungsbarometer. 57 Dieser Abschwung ist einfach eine<br />
Phase in der üblichen kapitalistischen Konjunktur mit einem Acht- bis Zehnjahreszyklus, die seit kurzer<br />
Zeit global fast synchron verläuft. Und mit einigen Besonderheiten, die wir im <strong>Band</strong> II unserer<br />
Darstellung noch kennenlernen werden.<br />
Zu den Besonderheiten gehört auch, dass nun in der zweiten Jahreshälfte 2008 der übliche Konjunkturabschwung<br />
mit der von der Bankenkrise hervorgerufenen Liquiditäts- und Kreditkrise zusammentraf.<br />
Zwischen den beiden rel<strong>at</strong>iv unabhängigen Krisen gibt es Verbindungen und Zusammenhänge,<br />
gerade deswegen bezeichnen wir sie als rel<strong>at</strong>iv unabhängig voneinander. In der Investitionskrise können<br />
wir kaum noch erkennen, was durch die spezielle «Finanzkrise» und was durch die Industrierezession,<br />
die wiederum den Hintergrund für die Finanzkrise abgibt, bewirkt wurde.<br />
In der Produktion handelt es sich jedenfalls um eine Krise. „Das IV-Konjunkturbarometer, das die Stimmung<br />
in der österreichischen Industrie widerspiegelt, war im dritten Quartal von 22 auf 4 Punkte abgestürzt“<br />
58 . Und n<strong>at</strong>ürlich: Für die direkt von der Krise Betroffenen handelt es sich um eine Krise. Im<br />
Dritten Quartal 2008 schrumpfte die Wirtschaft in den USA um 0,3% und alleine im September 2008<br />
wurden 160.000 Amerikaner ihren Job los. Ist bereits diese Zahl beachtlich, so wurde sie im November<br />
2008 um einiges übertroffen: 500.000 verloren ihren Job. In Österreich schnellte die Zahl der beim<br />
AMS angemeldeten Arbeitspl<strong>at</strong>zkündigungen von 2.269 im Mai 2008 auf 29.433 im Oktober 2008 an;<br />
selbst wenn dabei die saisonbedingte Anstieg der arbeitslosen Bauarbeiter miteinbezogen ist, handelt<br />
es sich doch laut AMS allein im September und Oktober 2008 um mindestens 7.000 angekündigte<br />
Kündigungen, die allein der <strong>Wirtschaftskrise</strong> zuzuschreiben sind.<br />
Noch ein letztes Wort zur Investitionskrise: War bereits die Liquiditätskrise auf einer intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Stufe und h<strong>at</strong>te n<strong>at</strong>ionale Besonderheiten abgestreift … so ist die Investitionskrise erst recht intern<strong>at</strong>ional,<br />
ja global. Aber «global»bedeutet eben nicht «überall gleich». Das stimmt übrigens für die Liquiditätskrise<br />
auch nicht: denn global tritt sie als Kapitalkontraktion auf, wie wir weiter unten sehen werden.<br />
Und das bedeutet, dass Geldkapital von einer Region der Erde in eine andere zurückgezogen<br />
wird. Die Investitionskrise wiederum ist ebenfalls ungleich, teils, weil unterschiedliche Branchen und<br />
unterschiedliche Länder einen unterschiedlichen Fremdkapitalbedarf haben, um ihre Industrie werken<br />
zu lassen. Teils weil dort, wo die Investitionskrise nicht von der Liquiditätskrise abgeleitet ist,<br />
sondern vom Konjunkturzyklus, wirkt dieser auch nicht überall gleich, sondern trifft unterschiedliche<br />
Stadien von Überproduktion, Kapitalauslastung und Profitr<strong>at</strong>en an.<br />
57 Siehe: Der Standard, 22. April 2009, Seite 18.<br />
58 Die Presse, 29. Oktober 2008, Seite 14.<br />
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