Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at
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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />
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die Nachfrage nach Gold – wie wir bereits oben beschrieben haben - also durchaus antizyklisch. Aber<br />
gleichzeitig stieg in diesem Zeitraum das Angebot an Gold und zwar deswegen, weil jene Anleger,<br />
Unternehmer und Banken, die bereits einen Lagerbestand an Gold während des Booms aufgebaut<br />
h<strong>at</strong>ten, diesen nun veräußerten. Dies h<strong>at</strong> mit der Liquiditätskrise zu tun. Genauso wie einige Mon<strong>at</strong>e<br />
lang Aktientitel verkauft wurden, um an Bares zu gelangen, welches als t<strong>at</strong>sächliches oder potentielles<br />
Zahlungsmittel diente … genauso geschah es mit den Goldbeständen. Die Verkäufe bewirkten einen<br />
Angebotsüberhang. In Summe gesehen sank Gold daher zuerst ebenfalls im Preis: Von ca. 1.000 US<br />
Dollar die Feinunze auf ca. 700. Dies war ein vorrübergehender Effekt, der damit zusammenhängt,<br />
dass in der Liquid<strong>at</strong>ionskrise „die Notenbanken Gold en gros auf den Markt werfen“ 222 . Ist Gold also doch<br />
keine Krisenwährung? Doch. „Begründet wird das“ … der Fall im Goldpreis … „ damit, dass Goldspekulanten,<br />
die auf Kredit gekauft haben, ihr Edelmetall nun massiv versilbern müssen, um ihre „Margin Calls“ zu<br />
bedienen.“ 223 Margin Calls – da sind wir wieder bei der Besicherungskrise. Und das mit den Goldspekulanten<br />
erklärt auch, weshalb in dem nun zu Ende gehenden Konjunkturzyklus der Goldpreis von<br />
300 (im Jahr 2003) auf 1.000 US Dollar pro Unze (im Jahr 2008) nach oben ging. Sich also prozyklisch<br />
und nicht wie erwartet kontrazyklisch im Preis verhielt – n<strong>at</strong>ürlich immer vorausgesetzt, dass Fördermengen<br />
und Förderproduktivität nicht wesentlich variierten. 224<br />
Kommen wir zur Krise zurück: Die, die Gold haben, verkaufen es, nun um liquide zu bleiben oder<br />
Kreditsicherungen «nach zu schießen», die anderen machen aus Kapital Geld und aus Geld Gold –<br />
aus Angst vor dem Markt, der Vermögenstitel entwertet. In dieser Phase ist weniger der Goldpreis<br />
Indik<strong>at</strong>or für die Krisenwährung, sondern das Handelsvolumen mit Gold. Ist diese Phase aber vorbei<br />
und die <strong>Wirtschaftskrise</strong> noch nicht überwunden,<br />
so muss der Goldpreis steigen. Ende Dezember<br />
2008 lesen wir schließlich in der Zeitung,<br />
dass der Goldpreis steigt, nämlich auf<br />
881 Dollar die Feinunze. Das ist n<strong>at</strong>ürlich prima,<br />
nicht weil wir persönlich damit handeln,<br />
sondern weil es unsere Theorie bestätigt. Abbildung<br />
31 zeigt den Aufschwung des Goldpreises<br />
vom Jänner 2009 zuerst einmal steil<br />
bergauf bis Ende Februar – also jene Zeit, die<br />
bislang die schwärzeste der neuen Weltwirt-<br />
Abbildung 31: Der Aufstieg des Goldpreises (in US-Dollar<br />
pro Unze) während der Krise 2009<br />
lich die 1.000-Dollar-Linie.<br />
schaftskrise war. 225 Mit einigen Zickzacks befindet<br />
sich der Goldpreis nun längerfristig im<br />
Anstieg und durchbrach im Oktober 2009<br />
Die Sorgen der Reichen dieses Landes, die nun aus Sparbüchern und Aktien fliehen und im alten gelben<br />
Metall ihre Rettung vor der generellen Entwertung suchen, möchten wir haben! Die Superreichen<br />
ließen den Anteil ihres Vermögens, der in Gold, Edelsteine und Schmuck angelegt ist, von 18% im<br />
222 Die Presse, 7. Oktober 2008, Seite 33.<br />
223 Die Presse, 24. Oktober 2008, Seite 25.<br />
224 T<strong>at</strong>sächlich aber wird das Marktangebot nur zu etwas mehr als 2/3 durch die Minenfördermenge bestimmt;<br />
ca. 10% hielt 2008 die Spekul<strong>at</strong>ion zurück, der Rest geht als Wiederaufbereitung und Zentralbankverkäufe in das<br />
Gesamtangebot ein. 2007 und 2008 lag das Angebot unter der Nachfrage – was aber nur auf das Produzenten-<br />
Hedging zurückzuführen ist – 2006 und 2005 lag das Angebot etwas über der Nachfrage. Die reine Minenproduktion<br />
liegt seit vielen Jahren unter der Nachfrage. Über die Arbeitsproduktivität in den Goldminen liegen uns<br />
keine Zahlen vor; aber es ist anzunehmen, dass diese langfristig gestiegen ist; die Transportkosten haben sich seit<br />
den 1980er Jahren verringert. Anderseits sind die in den 1980er Jahren neu aufgefundenen Lagerstätten bald<br />
erschöpft.<br />
225 http://www.kitco.com/scripts/hist_charts/yearly_graphs.plx (8.10.2009)<br />
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