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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />

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und das Eintreiben von Kreditausständen zu beschränken. Da die Immobilienpreise aber im Zuge der<br />

Krise erwartungsgemäß ebenfalls stark fielen, käme dies eine «Expropri<strong>at</strong>ion» der schwedischen<br />

Großbanken SEB, Swedbank und Nordea gleich. Wütende Ausfälle schwedischer Politiker gegen die<br />

lernunwilligen Letten waren die Folge. Einige Finanzbeobachter (z.B. Danske Bank) erwarteten aber,<br />

dass diese Gesetzte bloß die Abwertung der L<strong>at</strong>s vorbereiten sollen.<br />

Offensichtlich steuert Lettland nicht nur einem Sta<strong>at</strong>sbankrott entgegen, sondern geht mit sozialen<br />

Revolten schwanger. Dass eine an sich neoliberale Regierung ein Delogierungsverbot für säumige<br />

Schuldner diskutiert, demonstriert, wie ernst die Lage ist. Litauens Premierministerin, die ihren Ruf<br />

als «eiserne Lady» gerne vor sich her trägt, appelliert an den Westen, dass Lettlands Regierung an der<br />

Grenze des sozial möglichen Kahlschlags angelangt ist. Dombrovskis Spielraum wird enger, er steht<br />

zwischen dem Druck des intern<strong>at</strong>ionalen Geldkapitals und jenen der Revolution. Die Nervosität der<br />

Regierung zeigt sich auch darin, dass sie mit der Sta<strong>at</strong>sgewalt gegen jene vorgeht, die die Stabilität der<br />

lettischen Finanzen bezweifelt: „ … wurde ein 32 jähriger Universitäts-Dozent von der lettischen Sicherheitspolizei<br />

verhaftet, weil er zu pessimistisch war. … «Alles was ich t<strong>at</strong> war, ich sagte was sowieso jeder weis,»<br />

sagte Dmitrijs Smirnoys. Jetzt geht die Behörde, die sonst Spione und Terroristen jagt, und andere Gefahren<br />

gegen den baltischen Sta<strong>at</strong> mit 2.3 Millionen Einwohner und 26 Banken verhindert, auf Leute los, die sich neg<strong>at</strong>iv<br />

äussern. Nach zwei Tagen der Befragung, wurde Smirnoys ohne Anklage freigelassen. Aber es läuft ein Verfahren<br />

gegen ihn, weil er schlecht über die Stabilität der lettischen Banken und der Landeswährung LATS sich<br />

ausgesprochen h<strong>at</strong>. Die Untersuchungsbeamten beschuldigen ihn “unwahre Inform<strong>at</strong>ion” verbreitet zu haben.<br />

Sie forderten ihn auf, nicht das Land zu verlassen und beschlagnahmten seinen Computer. Die Finanzen des<br />

Landes sind ein heikles Thema in Lettland, eines welches die Regierung mit Vehemenz versucht vor Gerüchten<br />

zu schützen. Es ist eine Straft<strong>at</strong> dort, wenn man «unwahre D<strong>at</strong>en oder Inform<strong>at</strong>ionen» über die Lage des Finanzsystem<br />

des Landes verbreitet. Es wird als Subversion angesehen.“ 200<br />

Potentielle Devisenkrisen<br />

Zwar nicht die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens eines Sta<strong>at</strong>sbankrottes, aber zumindest die im Kapitel<br />

zur Devisenkrise wirkenden Zusammenhänge treffen wir in «soliden» Ländern genauso an. Hier<br />

wirkt nicht die Kapitalkontraktion von den Halbkolonien in die Länder des Westens – hier befinden<br />

wir uns bereits etwa mitten in Europa. Auch die Schweiz h<strong>at</strong> im Verhältnis zu ihrer Industrie einen<br />

großen Bankensektor, der schon seit langem kein n<strong>at</strong>ionales, sondern ein globales Betätigungsfeld h<strong>at</strong>.<br />

Freilich ist auch die Schweizer Industrie hoch entwickelt – anders als die Lage in Island. Und doch …<br />

„Die US-Behörden h<strong>at</strong>ten mit Prozess gedroht“ … es geht hier zuerst einmal um das Schweizer Bankgeheimnis,<br />

das die USA nun im Falle der UBS aufgeknackt haben … „ein solcher hätte die finanziell ohnehin<br />

aus dem letzten Loch pfeifende Bank (sie wird in ihrer Bilanz 2008 mindestens 20 Mrd. Franken, umgerechnet<br />

13,5 Mrd. Euro, Verlust ausweisen) in die Insolvenz treiben können. Die Verhinderung einer solchen Insolvenz<br />

hätte die Schweiz mit dem Sta<strong>at</strong>sbankrott gedroht.“ 201 Das die Schweiz und das Wort «Sta<strong>at</strong>sbankrott»<br />

überhaupt in einem S<strong>at</strong>z vorkommen – das ist schon was!<br />

Oder: Wenn in Osteuropa fast alle Kredite in Euro vergeben wurden und durch die Abwertungen der<br />

regionalen Währungen vom Ausfall bedroht sind … und bestimmte Länder wie etwa Österreich in<br />

dieser Region Kreditaußenstände in einer Höhe von ca. 100% des BIP haben 202 , so kann dies zum<br />

Bankrott von Banken führen. Der Anteil der inländischen Einlagen alleine könnte die großen Fünf<br />

200 http://www.lettland-forum.de/liste.php?id=183 (10.10.2009)<br />

201 Die Presse, 20. Februar 2009, Seite 19.<br />

202 Diese Zahl ergibt sich, wenn wir BA und HAA zu Österreich dazuschlagen, obwohl sie im Besitz ausländischer<br />

Banken sind. Die Regierung rechnete sie offiziell n<strong>at</strong>ürlich nicht dazu, um nicht die 100%-Marke in den Mund<br />

nehmen zu müssen. T<strong>at</strong>sächlich würde aber wohl auch Österreich einen Beitrag für eine Rettung der BA leisten,<br />

falls diese vor dem Bankrott stünde.<br />

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