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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />

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bzw. nur sehr teuer zu bekommen. So kann die Bankenkrise binnen kurzer Zeit ganze Sta<strong>at</strong>en in den<br />

Abgrund reißen. Rumänien leidet unter hoher Auslandsverschuldung und einem hohen Außenhandelsdefizit<br />

… es benötigt 25 Mrd. Euro. Die Mittel kommen aus dem Krisenfonds der EU, Bedingung<br />

ist die Zusammenarbeit mit dem IMF. Auch Lettland und Ungarn bekamen direkt vom EU-Notfonds,<br />

der für solche Zwecke im März 2009 von 25 Mrd. auf 50 Mrd. aufgestockt wurde, 3,1 Mrd. bzw. 6,5<br />

Mrd. Euro.<br />

Die Krise ist intern<strong>at</strong>ional, ja global: Viele Sta<strong>at</strong>en am Rande der USA und der EU, wie etwa Mexiko<br />

und Osteuropa, sowie in Asien ger<strong>at</strong>en nun in Turbulenzen. Kapital wird aus den Halbkolonien<br />

Asiens und L<strong>at</strong>einamerikas abgezogen und zum Stopfen der Löcher im Westen zu füllen, wo es allerdings<br />

dann ebenfalls von aktiven Kapital zu passiven Geldsch<strong>at</strong>z mutiert. Das ist zumindest der<br />

Trend: „Die Fonds verkaufen zuerst an der Peripherie und vor allem in den riskanteren Emerging Markets. Das<br />

bringt die Börsen in Osteuropa unter besonderen Druck. Und verschlimmert die angespannte Situ<strong>at</strong>ion in einigen<br />

Ländern der Region noch.“ 191<br />

Diese und die nachfolgenden Meldungen könnten genauso gut im Kapitel zur Kapitalkontraktion<br />

stehen. Hier sehen wir sie unter der Perspektive, dass Kapitalanzug ein, aber nicht der einzig notwendige<br />

Grund für eine Devisenkrise ist. Argentinien: „Unter den ausländischen Kapitalgebern führen Spanien<br />

(25%) und Brasilien (23%) vor den USA (6%) und der VR China (4%). Aus Deutschland kommt rund 1% der<br />

angekündigten Gesamtsumme. Die globale Finanzkrise h<strong>at</strong> die Kreditknappheit, die in Argentinien seit dem<br />

Sta<strong>at</strong>sbankrott von 2002 herrscht, verstärkt.“ 192 Türkei: „Trotz der sehr hohen heimischen Zinsen h<strong>at</strong> die Lira<br />

in einem Mon<strong>at</strong> ein Drittel ihres Wertes gegenüber dem Dollar eingebüßt, weil sich intern<strong>at</strong>ionale Fonds aus<br />

der Türkei zurückgezogen haben. (…) es besteht eine Abhängigkeit von Krediten aus dem Ausland. Im Sommer<br />

stand die priv<strong>at</strong>e Wirtschaft der Türkei inklusive der Banken mit 193 Mrd. Dollar beim Ausland in der Kreide.<br />

Je stärker die Lira abwertet, umso schwerer wiegt diese Schuld t<strong>at</strong>sächlich.“ 193<br />

Was bedeutet dies für die betroffenen Länder? „Der globale Finanzcrash h<strong>at</strong> Pakistans kränkelnde Wirtschaft<br />

besonders schwer getroffen – und droht jetzt das Land in den Sta<strong>at</strong>sbankrott zu treiben.“ (…) „Zahlreiche<br />

ausländische Investoren zogen sich zurück. Steigende Öl- und Lebensmittelpreise t<strong>at</strong>en ihr Übriges: Der<br />

Sta<strong>at</strong> verlor in den vergangenen Mon<strong>at</strong>en drei Viertel seiner Devisenreserven. Nun soll der Verkauf von Sta<strong>at</strong>sunternehmen<br />

wieder ausländisches Geld ins Land bringen.“ 194<br />

Russland: „Durch die Krise kommt der Rubel zunehmend unter Druck. Laut einem Bericht der Russkij Newsweek<br />

haben Zentralbank und Regierung die Abwertung beschlossen. Die Regierung dementierte ein derartiges<br />

Vorhaben bisher. Analysten sehen den Rubel bis Ende 2009 um 20 bis 30 Prozent schwächer.“ 195 . T<strong>at</strong>sächlich<br />

sank der Rubel im zweiten Halbjahr 2008 um 18% im Wert. „Die Interventionen der N<strong>at</strong>ionalbank zur<br />

Stützung des Rubels verschlingen derzeit rund sechs bis zehn Mrd. Dollar (vier bis 6,5 Mrd. Euro) wöchentlich.“<br />

196 Der polnische Zloty sank um 25%, der ungarische Forint um noch mehr.<br />

Wir bieten in diesem Kapitel keine system<strong>at</strong>ische oder historisch-chronologische Skizze, sondern bloß<br />

eine anekdotische, um alleine den ökonomischen Mechanismus zu demonstrieren. Aus der Sicht vom<br />

Oktober 2009 sind die meisten Sta<strong>at</strong>en aus der Devisenkrise wieder draußen. Ungarns Leitzinssenkung<br />

– wir erwähnten es bereits im Vorwort – konnte bereits wieder gesenkt werden. Der Abzug von<br />

Geldkapital aus der Zentralbank wird nicht mehr als die zentrale Gefahr angesehen. Ein direkter Indik<strong>at</strong>or<br />

für die Devisenkrise ist die Kostenstruktur für Kreditversicherungen: „Five-year credit-default<br />

swaps on Hungarian bonds tumbled to 203.6 basis points yesterday, the lowest since Oct. 3, 2008, from a peak of<br />

191 Die Presse, 25. Oktober 2008, Seite 25.<br />

192 http://www.gtai.de/DE Wirtschaftstrend kompakt, Jahresmitte 2009 (29.8.2009)<br />

193 Die Presse, 28. Oktober 2008, Seite 24.<br />

194 Die Presse, 24. Oktober 2008, Seite 7.<br />

195 Der Standard, 19. November 2008, Seite 21.<br />

196 Der Standard, 30. Dezember 2008, Seite 24.<br />

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