Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at
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Eine ganz normale Krise? Teil I<br />
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bremsen des Aufschwungs um den kommenden Jahreswechsel herum. Abbildung 43 zeigt die Zu-<br />
Abnahme der Aufträge gegenüber der Zu- und Abnahme der Lagebestände im verarbeitenden Gewerbe<br />
(USA), ermittelt nach einem Index vom institute for supply management (ISM) 248 . Man könnte<br />
dies so interpretieren, dass nun die Lager wieder gefüllt sind und gleichzeitig der Zuwachs an Neuaufträgen<br />
zurückgeht. Demnach war der «Aufschwung» vom Frühsommer 2009 eine Reaktion der<br />
Industrie auf bereits geleerte Lager.<br />
Abbildung 43: Auftragseingänge und Lagerbestände,<br />
verarbeitendes Gewerbe nach ISM-Index<br />
Zum heutigen Zeitpunkt sind beide Entwicklungen<br />
möglich: dass der aktuelle Aufschwung t<strong>at</strong>sächlich<br />
bloß kurz ist und unbefriedigende Nachrichten<br />
aus der Industrie die Börsen wieder desillusionieren.<br />
Nobelpreisträger Joseph Stiglitz wurde<br />
von der Presse gefragt: „Wird der Konjunkturverlauf<br />
eher einem «V» oder einem «W» gleichen?<br />
Stiglitz: Am ehesten wird es ein «W» mit Kurven<br />
werden. Wir sind derzeit auf einem Pl<strong>at</strong>eau, es<br />
wird wider ein wenig hinuntergehen, bevor es dann<br />
endgültig bergauf geht.“ 249<br />
Dabei dürfen wir uns von kurzfristig hohe Wachstumszahlen<br />
nicht täuschen lassen, wie etwa auch die UniCredit Mitte Juli meinte: „Für das laufende<br />
Quartal“ … also für das 3. Quartal 2009 … „erwarten wir bereits wieder einen Zuwachs des realen BIP in<br />
Höhe von 2½%. Allerdings handelt es sich dabei wohl eher um eine technische Erholung nach einer der schwersten<br />
Rezessionen der Nachkriegszeit. Für einen selbsttragenden Aufschwung fehlt die Unterstützung des priv<strong>at</strong>en<br />
Konsums. (…) So trug der priv<strong>at</strong>e Konsum nach den vergangenen drei Rezessionen (1981/82, 1990/91 und<br />
2001) mit durchschnittlich 2¾ Prozentpunkten rund vier Mal so viel zum Wachstum bei, wie alle übrigen<br />
Komponenten zusammen.“ 250 Genau das fehlt heute aber.<br />
Selbst wenn der Aufschwung bereits ein echter Konjunkturaufschwung ist, wird es diesmal «flach»<br />
weitergehen. Sozusagen mit einen Berg an ungelösten strukturellen Problemen an Bord. In diesem<br />
Fall war – so unglaublich das klingen mag – die Krise nicht lang und schwer genug, um die strukturellen<br />
Probleme via Kapitalvernichtung zu lösen. Aber die aktuelle Krise h<strong>at</strong> die strukturellen Probleme<br />
zumindest an die Oberfläche gezerrt und durch eine Neuverlagerung der intern<strong>at</strong>ionalen Arbeitsteilung<br />
modifiziert. Die wichtigste Frage für die Zukunft wird also sein, ob Chinas industrielle<br />
Akkumul<strong>at</strong>ion – denn diese ging auch in den vergangenen Mon<strong>at</strong>en ungebremst weiter - die Basis für<br />
die nächste Überakkumul<strong>at</strong>ionskrise legt, oder ob sie durch eine Neuverlagerung der intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Arbeitsteilung aufgehoben wird.<br />
Welche Krise?<br />
In all den vorliegenden Kapiteln haben wir von vielen Krisen gehört: Bankenkriese, Liquiditätskrise,<br />
Kreditkrise, Besicherungskrise, Börsenkrise, Investitionskrise, Devisenkrise, Kapitalkontraktion – das<br />
ist auch eine Art von Krise – <strong>Weltwirtschaftskrise</strong> … Sind dies t<strong>at</strong>sächlich unterschiedliche Krisen<br />
oder ist «nur» der Kapitalismus in einer Krise? Oder handelt es sich nur um eine Konjunkturkrise?<br />
248 http://www.ism.ws/ismreport/mfgrob.cfm#top (19.10.2009) und<br />
http://www.hypovereinsbank.de/portal?view=/research/226033.jsp (19.10.2009)<br />
249 Die Presse, 11. Oktober 2009, Seite 18.<br />
250 www.hypovereinsbank.de (12.10.2009)<br />
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