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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Eine ganz normale Krise? Teil I<br />

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638.5 in March.“ 197 Anders die Lage in Riga, wo die CDS-Basispunkte weit über der 600-Marke liegen.<br />

Zwar waren auch hier für fünfjährige Sta<strong>at</strong>sschulden die Credit Devault Swaps im März 2009 um<br />

einiges höher, doch legten sie im Oktober 2009 erneut um 10% zu, nachdem eine Versteigerung von<br />

Sta<strong>at</strong>sanleihen der Regierung nicht einmal einen einzigen Bieter hervorlockte. In diesem Kreditausfallranking<br />

liegt Litauen mittlerweile unter den ersten Fünf weltweit.<br />

Krisenpremier Dombrovskis erfüllte nur einen Teil der Kreditbedingungen des IMF und der EU.<br />

Nachdem die Gehälter der Beamten um rd. 35% gekürzt, das Netz an Schulen und Krankenhäuser<br />

ausgedünnt wurde – mehr als die Hälfte Lettlands Spitäler wurden geschlossen – verärgerten<br />

Dombrovskis und sein Finanzminister Artis Kampers den Westen: St<strong>at</strong>t die Sta<strong>at</strong>sausgaben um 500<br />

Mio. L<strong>at</strong>s zu kürzen, um bei einem Budgetdefizit in der Höhe von 8,5% des BIP für 2010 (10% für<br />

2009) zu landen, kürzt Riga das Budget «bloß» um 225 Mio. L<strong>at</strong>s, also die Hälfte von dem, was die<br />

intern<strong>at</strong>ionalen Kreditgeber verlangen. Der IMF wird daher die Auszahlung des bereits akkordierten<br />

Kredits an Lettland verzögern. Wieder einmal – nun schreiben wir den 9. Oktober 2009 - sprechen die<br />

Medien vom drohenden Sta<strong>at</strong>sbankrott. Ein Teil des Drucks auf Lettland dürfte allerdings von<br />

Schweden initiiert sein, dessen Banken in den Boomjahren den Letten massenhaft Priv<strong>at</strong>kredite auf<br />

Euro-Basis verkauft haben. Dombrovskis h<strong>at</strong>te schon bisher, also in den Mon<strong>at</strong>en, als er vom Westen<br />

als willfähriger Exekutor hofiert wurde, die Abwertung des L<strong>at</strong>s mit allen Mitteln abzuwenden versucht.<br />

Dieser ungewöhnliche «Spleen» wurde ihm bislang durchgelassen – vermutlich weil Schwedens<br />

Banken spekulierte, dass somit die Kreditausfälle in Lettland unter der Supergaugrenze für<br />

Schwedens Banken blieben. Zwar war noch im April der ehemalige schwedische Zentralbankgouverneur,<br />

der in Riga als Regierungsber<strong>at</strong>er fugiert (!), der Meinung, an der Abwertung des L<strong>at</strong>s führe kein<br />

Weg vorbei. Aber der Westen sieht im Falle Lettlands die Gefahren der Kreditausfälle sehr deutlich:<br />

„Zudem üben die Finanzmärkte Druck aus. Mit der von uns für Juli erwarteten Auszahlung der nächsten IWF-<br />

Tranche sollte sich die Stimmung an den Finanzmärkten zwar zunächst wieder beruhigen. Doch die Zweifel an<br />

der Nachhaltigkeit der Politik, die in dieser Woche beim Scheitern der Auktion über Treasury Bills deutlich<br />

geworden sind, werden nach unserer Einschätzung nicht dauerhaft verschwinden. Die Nervosität lässt sich<br />

auch an der Entwicklung der Währungsreserven ablesen, die allein in der vergangenen Woche um 4% gesunken<br />

sind. Ohne Vertrauen der Investoren ist eine Finanzierung des hohen Haushaltsdefizits nicht möglich. (…) Die<br />

Kosten einer Aufgabe der Währungsbindung wären immens, doch gibt es gegenwärtig keinen Weg, der schmerzlos<br />

wäre. Im Falle einer Abwertung werden die Insolvenzen ansteigen, doch das werden sie in einem Szenario<br />

einer tiefen und langen Rezession auch. Ein Großteil dieser Kosten ist zudem von den Auslandsbanken zu tragen<br />

und somit im schlimmsten Fall von ausländischen Regierungen abzufangen“ 198 Im Oktober 2009 sieht<br />

man auch in Stockholm eine Abwertung des L<strong>at</strong>s nicht mehr so locker entgegen: „Die beiden größten<br />

Banken im gesamten Baltikum sind die schwedischen Institute Swedbank und SEB. Zusammen haben die beiden<br />

Institute umgerechnet knapp 13 Mrd. Euro in den baltischen Ländern an Krediten vergeben. Mehr als 80 Prozent<br />

dieser Kredite wurden zudem in Euro ausgegeben. Schon jetzt sind die Kreditverluste beider Finanzkonzerne<br />

durch Abschreibungen in den baltischen Sta<strong>at</strong>en in die Höhe geschnellt. Sollte Lettland, wie von einigen<br />

Ökonomen empfohlen, auch noch seine Währung abwerten, würde das die Bilanzen beider schwedischer Banken<br />

weiter belasten.“ 199<br />

Doch selbst ohne Abwertung der Landeswährung ist bei einem Minus des BIP von 20% und den<br />

zahlreichen Lohnkürzungen die Rückzahlung der Kredite, mit denen vor allem Wohnraum finanziert<br />

wurde, mehr als unsicher. Kampers will nun auch den Kapitalabzug stoppen, indem er vorschlug,<br />

Wohnbaukredite nur noch bis zur Höhe des t<strong>at</strong>sächlichen Immobilienwertes zurückzahlen zu lassen<br />

197 http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601095&sid=aNeJvntlOkBA (10.10.2009)<br />

198 http://www.dekabank.de/globaldownload/de/economics/emerging_markets_insight/09-06-05-EMI-<br />

Abwertungsspekul<strong>at</strong>ionen-in-Lettland.pdf (10.10.2009)<br />

199 http://www.handelsbl<strong>at</strong>t.com/politik/intern<strong>at</strong>ional/lettlands-spar-unwille-veraergert-eu;2466365;0<br />

(10.10.2009)<br />

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