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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />

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Quartal, also die Mon<strong>at</strong>e April bis Juni 2008.<br />

Das wissen n<strong>at</strong>ürlich auch die Banken, Bewertungsagenturen und Anleger und setzten im September<br />

und Oktober 2008 flugs viele Kurse von Industrieunternehmern von «kaufen» auf «halten» bzw. von<br />

«halten» auf «verkaufen». Besonders abgestraft wurden hier übrigens die Automobilhersteller, die<br />

massive Ums<strong>at</strong>zverluste hinnehmen mussten – nicht zuletzt wegen der hohen Spritpreise im Frühjahr<br />

und Sommer 2008. Aber damit wäre der Rückgang an Börsenvolumen vielleicht noch in Grenzen<br />

geblieben. Bleib er aber nicht, denn der Dow Jones Index fiel im Herbst 2008 innerhalb weniger Wochen<br />

von über 14.000 Punkte auf unter 9.000 Punkte. Vgl. in Abbildung 22 den fast vertikalen Teil des<br />

Charts 169 . Noch nie wurde in solch kurzer Zeit ein so großes Punktevolumen vernichtet. Die Börsen<br />

erholten sich vorerst nicht. Ein halbes Jahr später (März 2009) war der Dow bereits auf 6.600 Punkte<br />

gesunken, im April 2009 gondelte der Dow noch immer auf knappen 8.000-Punkten-Niveau, sozusagen<br />

sein n<strong>at</strong>ürlicher Tiefstand. Die japanischen Börsen liegen zu diesem Zeitpunkt auf dem tiefsten<br />

Stand seit 26 Jahren.<br />

Der deutsche Aktienindex (DAX) wurde innerhalb eines Mon<strong>at</strong>s halbiert. Wenn wir das gesamte Börsenjahr<br />

2008 mit 2007 vergleichen, büßte der DAX 40% ein. Auf der Moskauer Börse wurden vom Mai<br />

bis Anfang November 2008 „Unternehmenswerte in Höhe von einer Billion US-Dollar vernichtet. Das entspricht<br />

84 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2007:“ 170 Die Finanzplätze an den aufstrebenden<br />

Peripherien des Kapitalismus – die «emerging marktes» wurden besonders abgestraft, da sich<br />

von den Zentren ausgehend das Kapital kontrahierte. Gleichzeitig gab es hier mehr Kapital abzuziehen<br />

als in der vierten und fünften Gruppe unserer Einteilung – siehe das vorrangegangene Kapitel zur<br />

Kapitalkontraktion. „Indess beschleunigt sich auch der Kapitalabfluss aus Russland. Der Kapital-Nettoabfluss<br />

wird heuer rund 50 Milliarden und 2009 rund 100 Milliarden US-Dollar betragen. Der Anstieg des Kapitalabflusses<br />

führt die Weltbank auf die Notwendigkeit zurück, priv<strong>at</strong>e Auslandsschulden zu tilgen.“ 171 Hier sehen<br />

wir die Wandlung von veranlagtem Geldkapital in Zahlungsmittel.<br />

Die Wiener Börse verlor im Oktober binnen einiger Wochen zwei Drittel ihres Wertes. 2008 gab es im<br />

Vergleich zu 2007 ein dickes Minus von 61% – der größte Kursverlust seit dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Kleine Börsen können ja bei Aufwind prozentuell besser abschneiden als große, fallen aber dann prozentuell<br />

auch tiefer. Oder anders formuliert: die Börsenplätze haben am meisten verloren, die in der<br />

Periode zuvor besonders profitiert h<strong>at</strong>ten. Als Mitte Oktober 2008 für ein paar Tage eine vorrübergehende<br />

Erholung eintr<strong>at</strong>, erholten sich jene Papiere, die besonders fielen und nach der Erholung sackten<br />

sie besonders schwer ab. Die einzigen Papiere, die weniger stark nachgaben, waren jene von undynamischen<br />

Unternehmen, die aber sicheren Ums<strong>at</strong>z und damit Liquidität versprachen, wie die Post<br />

AG. Das änderte sich freilich, als mit der <strong>Wirtschaftskrise</strong> 2009 auch der Transport von Gütern auf<br />

breiter Front einbrach, und der ÖBB sowie der Post AG ein dickes Ums<strong>at</strong>zminus einbrachte – beim<br />

Güterverkehr der ÖBB, der von der großen Industrie abhängig ist, mehr als bei der Post, die Konsumenten,<br />

Kleinunternehmer und Gewerbe bedient. Im Februar 2009 stürzten die Kurse in Wien noch<br />

einmal auf breiter Front ab, nachdem die Agentur Moody´s die österreichischen Banken wegen ihres<br />

einmalig hohen Engagements in Osteuropa als gefährdet ansah - einen Einschätzung, die es bis auf die<br />

Titelseiten amerikanischer Zeitungen brachte.<br />

Weltweit haben die Aktienmärkte 2008 zwischen 40% und 60% eingebüßt und in den ersten drei Mon<strong>at</strong>en<br />

des Jahres 2009 noch einmal um 20%. Seit Beginn der Krise bis März 2009 wurden 39,4 Billionen<br />

Euro durch die Finanzkrise an Schaden angerichtet – mit dieser horrenden Zahl sind aber nicht nur<br />

169 http://www.finanzen.net/index/Dow_Jones@pkZeit_50000 (29.9.2009)<br />

170 Der Standard, 19. November 2008, Seite 21.<br />

171 Der Standard, 19. November 2008, Seite 21.<br />

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