Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

Eine ganz normale Krise? Teil I
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Bolivien profitierte trotz hoher zweistelliger Inflation von 2007 bis Mitte 2008 von der weltweiten
Rohstoffblase, die Exporterlöse (für Erdgas, Kupfer, Zinn, Silber, Lithium, Bor, Zucker, Soja) brachten.
Mit der Krise sanken die Erlöse: „Die Preise für Rohöl und Industriemetalle haben sich 2008 innerhalb weniger
Wochen halbiert.“ 139 Die Exportmengen von Erdgas nach Argentinien und Brasilien gingen zurück,
die Inflation sank auf 5%, aber die Krise und die fallenden Exporterlöse machen Boliviens seit Beginn
des Jahrzehnts zunehmende Rohstofflastigkeit und De-
Diversifizierung deutlich. Honduras: Die Auswirkungen
durch die «Finanzkrise» selbst sind kaum
spürbar, aber die Exporterlöse für Bananen und Kaffee
sind 2009 zurückgegangen. Wie aber Abbildung 15
deutlich macht, ist der Weltmarktpreis für die Sorte
Arabica, die in Honduras angebaut wird, im Laufe des
Jahres 2009 im Gegensatz zur Sorte Robusta wieder
angestiegen, nachdem er vom März 2008 bis zum De-
Abbildung 15: Weltmarktpreis Sorte Arabica
2004 - 2009
zember 2008 um mehr als ein Viertel gesunken war 140 .
Die Bananenpreise sanken von März 2008 bis zum Juli
2008 um fast die Hälfte. Der Preisschock fand also
reits vor Ausbruch der globalen «Finanzkrise» im September 2008 statt. Honduras ist mit 200.000 Jahrestonnen
(2007) der zehntgrößte Kaffeeproduzent. Für Länder wie Honduras, deren Bruttosozialprodukt
zu 40% durch den Export erwirtschaftet wird, war der Preisverfall in der Krise ein Schock. Anderseits
ging es mit nicht wenigen Lebensmittelweltmarktpreisen zumindest im Laufe des Jahres 2009
wieder bergauf. Einsame Klasse des neuen Preisanstieges bei Lebensmittel ist bekanntlich der Zucker,
auf den sich nach der Dürre und der Halbierung der Ernte in Indien – nach Brasilien der größte Produzent
– die Spekulation setzte und damit den gestiegenen Marktpreis zusätzlich verdoppelte. Der
Preisanstieg beim Zucker beträgt vom September 2008
bis zum August 2009 mehr als 50%. Aber Zucker ist eine
Ausnahme. Wenn wir uns den Commodity Food Price
Index (Lebensmittelpreisindex) für die letzten 5 Jahre
ausrechnen lassen, so sehen wir den Preisverfall im Zusammenhang
mit der Wirtschaftskrise deutlich und die
mäßige Preiserholung seit dem März 2009. 141 Gemessen
an dem geringen absoluten Gewicht der
schen Wirtschaft konnte das Land nicht wenige
dische Direkt-investitionen (FDI) anziehen, und zwar
zum guten Teil aus Korea und Taiwan. Mit einem Umfang
von 875 Mio. US-Dollar (2008), kommt auf 1 US-
Abbildung 16: Commodity Food Price Index
2004 - 2009
Dollar FDI rd. 16 US-Dollar BIP. Relativ zur BIP-Größe ist das mehr FDI als in Indien oder China.
Dennoch gilt auch im Falle von Honduras die Faustregel: verbunden mit der Wirtschaftskrise in erster
Linie durch den Export – fallende Nachfrage und fallende Preise. Wobei generell gilt: Rohstoffe und
Weiterverarbeitungsprodukte von den «ärmeren Ländern» des Trikonts für den Westen sowie für die
«emerging markets» lassen sich in industrielle und in Lebensmittel/Genussmittel gliedern. Erstere
fielen wegen der Industrierezession stärker zurück als die Lebensmittel. Abbildung 17 vergleicht die
Preisentwicklung von Energie, Metallen und Lebensmitteln von 2004 bis 2010 (Prognose). Allerdings
139 http://www.gigahamburg.de/dl/download.php?d=/content/publikationen/pdf/gf_lateinamerika_0901.pdf
(18.9.2009)
140 http://www.indexmundi.com/commodities/?commodity=other-mild-arabicas-coffee&months=60 (20.9.2009)
141 Zusammensetzung des Index und Quelle Abbildung 16:
http://www.indexmundi.com/commodities/?commodity=food-price-index&months=60 (20.9.2009)
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