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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Eine ganz normale Krise? Teil I<br />

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Globale Investitionskrise = Welthandelseinbruch<br />

Den intern<strong>at</strong>ionalen Charakter des Konjunktureinbruches sieht man plastisch beim Überseehandel.<br />

Werfen wir dazu einen Blick auf die Hochseeschiffart: „Die Preise für den Transport von Rohstoffen auf<br />

den intern<strong>at</strong>ionalen Seewegen brachen in den letzten fünf Mon<strong>at</strong>en um mehr als 90 Prozent ein. Zu leiden h<strong>at</strong><br />

vor allem die Schifffahrtsbranche, wo die Insolvenzgefahr angesichts leerer, in den Häfen dümpelnder Frachter<br />

massiv gestiegen ist. Von einer "Endzeitstimmung in der Schifffahrt" ist etwa in der "Financial Times Deutschland"<br />

("FTD") die Rede. (…) Betroffen ist allerdings nicht nur die Schifffahrt - die im Baltic Dry Index (BDI)<br />

erfassten Frachtd<strong>at</strong>en gelten vielmehr als wichtiger Indik<strong>at</strong>or für den Zustand der gesamten Weltwirtschaft. Der<br />

Grund: Nach wie vor wird mit weit über 90 Prozent der Löwenanteil des Welthandels über die Hochseeschifffahrt<br />

abgewickelt, womit der BDI auch als Beleg für das Ausmaß des Konjunkturabschwungs gehandelt wird.<br />

(…) Seit der Index erst im Mai dieses Jahres mit 11.973 Punkten sein bisheriges Allzeithoch erreichte, stand der<br />

täglich von der Baltic Exchange in London veröffentlichte Wert zuletzt bei 820 Punkten. Als Gründe für den<br />

BDI-Absturz gelten für Experten neben dem Zusammenbruch bei der Nachfrage nach Rohstoffen auch die<br />

schwächelnde Konjunktur auf den bisherigen Wachstumsmärkten China, Indien und Brasilien. Die Bankenkrise<br />

h<strong>at</strong> zudem zur Folge, dass es immer schwieriger wird, Transporte und ihre Fracht zu finanzieren. (…) Der BDI<br />

genießt den Ruf eines zuverlässigen Weltkonjunkturindik<strong>at</strong>ors, da er ausschließlich die zu bezahlenden Preise<br />

für den Transport für die Wirtschaft besonders wichtiger Waren wie Kohle, Öl, Eisenerz, Getreide, Zement &<br />

Co. wiedergibt. Der Index wird somit von keinerlei spekul<strong>at</strong>iven Überlegungen beeinflusst, da niemand einen<br />

Frachtraum auf einem Schiff chartert, wenn er nichts zu verfrachten h<strong>at</strong>, wie die "Neue Zürcher Zeitung"<br />

("NZZ") feststellt. (…) Da im BDI nur der Transport wichtiger Rohstoffe und somit Container mit Fertigprodukten<br />

nicht enthalten sind, gilt der Index auch als vorauseilender Indik<strong>at</strong>or, der nach Ansicht von Ökonomen<br />

Rückschlüsse auf die weitere Konjunkturentwicklung zulässt.“ 59<br />

Diese Passage gab aufmerksamen Beobachtern bereits im November 2008 Auskunft über den Gang in<br />

die Rezession. Mitte 2009 wurde von der Erholung des BDI berichtet. Das ist ein wenig schlampig<br />

recherchiert. Gegenüber dem Tiefststand vom Jänner 2009 fand t<strong>at</strong>sächlich bis Mitte 2009 ein Anstieg<br />

des Welthochseehandels mit industriellen Rohstoffen st<strong>at</strong>t. Der Index steig von unter 1.000 Punkte auf<br />

knappe 3.000 Punkte 60 . Aber das ist weit entfernt von den über 10.000 Punkten, die der Index noch<br />

2008 anzeigte. Außerdem misst der BDI wie oben zitiert nur Schüttgut, wenn wir andere Schiffshandelsindices<br />

heranziehen, wie den HARPEX, der das Ladegut Container und nicht Schüttgut misst, so<br />

haben wir den aktuellen Tiefststand im Juni 2009. Der BDI misst eigentlich die Ausgaben, die bei der<br />

Verschiffung von Rohstoffen der wichtigsten Handelsrouten anfallen. Sind die Kosten hoch, wird viel<br />

verschifft und umgekehrt. Demnach müsste der BDI – abgesehen von der Frachtmenge - nicht von der<br />

Preisentwicklung der Rohstoffe, sondern auch von der Preisentwicklung der Schifffahrtskosten abhängen.<br />

Dennoch besteht langfristig ein Zusammenhang zwischen den Rohstoffpreisen und dem BDI,<br />

was ihn wieder etwas an Aussagekraft nimmt, da wohl auch die Rohstoffspekul<strong>at</strong>ion 2006-2008 den<br />

Index mitprägte. Aber selbst wenn wir die Werte des BDI durch die Rohstoffpreisentwicklung, die<br />

etwa der CRB-Index misst - der vom Jahr 2000 bis 2008 von 234 Indexpunkten auf 474 Indexpunkte<br />

stieg - korrigieren würden, wäre ein solcherart bereinigte BDI 2007 und 2008 bei ca. 6.000 Punkte. Dies<br />

interpretieren wir als eine t<strong>at</strong>sächliche Handelszunahme, da ja der Großteil des Welthandels mit Rohstoffen<br />

auf dem Schiffsweg durchgeführt wird. Daraus wiederum lässt sich unter anderem auch<br />

schließen, dass der Zyklus 2002-2007 keineswegs bloß ein Schwindelboom mittels billiger Kredite und<br />

Scheinwertezuwächse im Sekundärhandel der Weltbörsen zustande kam. Hier der BDI seit Beginn<br />

des Jahrzehnts 61 :<br />

59 http://orf.<strong>at</strong>/081104-31337/index.html (11.11.2008)<br />

60 Vgl. http://www.wikinvest.com/stock/Baltic_Dry_Index_-_BDI_(BALDRY)/WikiChart (22.6.2009)<br />

61 http://www.oecd.org/d<strong>at</strong>aoecd/55/17/41666279.pdf (3.9.2009)<br />

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