Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at
Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at
Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Eine ganz normale Krise? Teil I<br />
……………………………………………………………………………………………………………<br />
Investitionen in die fixen Produktionsmittel gewaltig, und drücken auf die Profitr<strong>at</strong>en. Die Billigairlines<br />
bedeuten n<strong>at</strong>ürlich keine Lösung der Branchenprobleme, da hier bloß günstigere Produktionsmittel<br />
geringeren Profiten gegenüberstehen. Die Krise räumt bei den Billigairlines genauso auf, wie bei<br />
den Vollwertigen: Sky Europe befindet sich seit Juni 2009 auf den Weg zur Insolvenz.<br />
„Der Konsolidierungsdruck auf die Flugzeugzulieferer steigt“ 82 . Empfohlen wird von der FACC Jointventures<br />
in Billiglohnländer, aber es ist augenscheinlich, dass das, was gegen die Krise unmittelbar hilft,<br />
diese nicht langfristig löst, sondern nur verschlimmert. Aus der Perspektive der Kapitalisten muss<br />
diese T<strong>at</strong>sache perfide wirken. Ein Befreiungsschlag wären entweder Vernichtung von konstantem<br />
Kapital, neue Branchen, in die Kapital veranlagt werden kann oder die dauerhafte Steigerung der<br />
Ausbeutungsr<strong>at</strong>e. In der einen oder anderen Hinsicht finden diese Veränderungen ja t<strong>at</strong>sächlich st<strong>at</strong>t –<br />
bloß im globalen Durchschnitt offensichtlich im unzureichenden Ausmaß.<br />
Im Übrigen darf man sich die Sache nicht so vorstellen, dass die Überakkumul<strong>at</strong>ion nur ein Problem<br />
einiger weniger spezieller Branchen sei. Über den Ausgleich der Profitr<strong>at</strong>en – zuerst innerhalb einer<br />
Branche, sodann zwischen den unterschiedlichen Branchen, einmal auf n<strong>at</strong>ionaler Ebene, dann bei<br />
einigen Branchen auf intern<strong>at</strong>ionaler Ebene vermittelt durch den Weltmarkt, kommt es zuerst einmal<br />
zu einer Hebung der ungünstigen Profir<strong>at</strong>en in den kapitalintensiven und aufgeblähten Branchen.<br />
Von ihnen wandert ein Teil des Kapitals ab in jene Branchen, die höhere Profitr<strong>at</strong>en erwarten. Doch<br />
damit wird das Problem zwar verdünnt, aber eben so, dass es «den ganzen Pott verschmutzt». Je größer<br />
die Verschmutzung, desto geringer die Lösungskraft des gesamten Wassers. Überakkumul<strong>at</strong>ion<br />
ist der Hauptgrund für Kaufrückgänge von Produktionsmittel von Seiten der Unternehmer (Stichwort:<br />
Investitionskrise). Der konkrete Anlass, dass nicht nur ein Kapital, sondern die gesamte Wirtschaft<br />
in diese Richtung geht, ist gleichwohl nicht die Überakkumul<strong>at</strong>ion, sondern die Überproduktion<br />
einerseits und die Kreditkrise als Folge der Liquiditätskrise anderseits. Das haben wir an konkreten<br />
Beispielen bereits ganz gut erkennen können.<br />
So, jetzt wissen wir durch dieses Kapitel nicht mehr, als was relevante und interessante Fragestellungen<br />
sind. Antworten haben wir damit noch nicht in petto. Es reicht unserer Meinung nach nicht aus,<br />
den Term «Überakkumul<strong>at</strong>ion» zu erklären als eine Zusammenfassung von den entsprechenden Kapiteln<br />
des Dritten <strong>Band</strong>es von „Das Kapital“. Darauf zu insistieren, dass die Überakkumul<strong>at</strong>ion eine<br />
zentrale Rolle für die Krise spielt, ist zwar richtig, aber sagt uns ja nichts Neues. St<strong>at</strong>t dessen müssen<br />
wir Zahlen zusammentragen, die das Ausmaß der Überakkumul<strong>at</strong>ion im Verhältnis zu anderen ökonomischen<br />
Größen bewertet. Wir werden uns damit im <strong>Band</strong> II unserer Darstellung näher damit beschäftigen<br />
– denn ebendort geht es um die Frage, worin der strukturelle, also überzyklische Aspekt<br />
der aktuellen Wirtschaftkrise besteht.<br />
Kommen wir nun zur Konsumkrise. Wir haben bei der Autokrise gesehen, dass diese sich auch durch<br />
eine dram<strong>at</strong>ische Abnahme der Abs<strong>at</strong>zahlen manifestiert, andererseits durch fallende Profite, sinkende<br />
Auslastung und Einschränkung der Produktion. Die Konsumkrise ist also nur ein Teilaspekt, aber<br />
vor allem jener, der für den zyklischen Abschwung verantwortlich ist. Man kann dies n<strong>at</strong>ürlich auch<br />
von der anderen Seite her sehen, als Überproduktionskrise. Gleichzeitig verschärft diese zyklische<br />
Krisenerscheinung bloß die dahinterliegende überzyklische, die durch geringe Erträge pro investiertes<br />
Kapital gekennzeichnet ist. Dieser Mangel an returns of investment kommt durch die Verschuldung<br />
und die Liquiditätskrise an die Oberfläche, die wiederum eine zyklische Komponente h<strong>at</strong>.<br />
Aber n<strong>at</strong>ürlich, jedes nicht verkaufte bzw. später verschleudertes Auto vermindert auch den return of<br />
investment. Zyklische und überzyklische Krisenmomente verschmelzen hier zu einer Dram<strong>at</strong>ik, die<br />
82 Der Standard,<br />
……………………………………………………………………………………………………………<br />
33