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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />

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Was unterscheidet seine Konjunkturkrise von einer <strong>Weltwirtschaftskrise</strong> – oder ist das eine ein ökonomischer<br />

Begriff und das andere ein historischer, oder gar nur ein journalistischer?<br />

Das sind unterschiedliche Fragen. Bei der Antwort darauf, kann man zuerst einmal zwei unterschiedliche<br />

Simplifizierungen beschreiten. Die eine lautet: Ja, das sind ganz unterschiedliche Krisen, z.B. die<br />

Bankenkrise oder z.B. die Autokrise oder z.B. die Kreditkrise müsste nur gelöst werden und alles andere<br />

würde sich schon einrenken. Diese Art der Antwort und ihre Vari<strong>at</strong>ionen haben wir bereits im<br />

ersten Kapitel kurz kennengelernt. Die Methode kann als «pars ex totem» beschrieben werden. Man<br />

entnimmt einen Teil eines Ganzen und behandelt ihn desweiteren als etwas auch in der Realität völlig<br />

Getrennten. Es ist naheliegend, dass diese Methode den Befürwortern des Kapitalismus zupass<br />

kommt.<br />

Umgekehrt kann man es n<strong>at</strong>ürlich auch angehen und sagen: Es gibt keine Teilkrisen, es gibt nur die<br />

Krise des Kapitalismus – was die Schwere oder Tiefe der Krise betrifft, kann es dann noch Vari<strong>at</strong>ionen<br />

geben. Diese Methode kann als «pars pro toto» beschrieben werden: jeder Teilaspekt zeigt unterschiedslos<br />

die Gesamtkrise an. Es ist naheliegend, dass diese Methode dem Vulgärmarxismus zupass<br />

kommt. Letztere Methode h<strong>at</strong> ihre Meriten, wenn es darum geht, «das ganze System» zu desavouieren.<br />

Meiner Meinung nach gehört «das System» bzw. der Kapitalismus desavouiert. Wenn es aber um<br />

eine konkrete Lageeinschätzung geht – etwa nach der Frage „Wo steht der Kapitalismus heute?“ –<br />

oder wenn es darum geht, eine Zukunftsszenario zu umreißen – etwa mit der Frage, welche Themen<br />

und Konflikte auf die Welt mittelfristig zukommen … dann gelangt man mit der Methode «pars pro<br />

toto» rasch an die ihr innewohnenden Grenzen.<br />

Um diese zu überwinden, muss man den Kapitalismus als Totalität verstehen, die sich aber aus unterschiedlichen<br />

Teilen zusammensetzt. Und aus diesen eine Totalität bilden, aber deswegen bestehen sie<br />

zuerst einmal aus unterschiedlichen Teilen. Diese haben gegenüber dem Gesamten eine spezifische<br />

Funktion und sind mit den jeweils anderen Teilen bzw. dem Ggesamten durch diese Funktion verbunden.<br />

Dieser Gedanken unterscheidet sich von der Methode «pars ex totem» wie von der Methode<br />

«pars pro toto».<br />

Wenn wir z.B. Banken und Börsen zusammenfassen und davon die Wetten, bei denen eine Gruppe an<br />

Kapitalisten einer anderen etwas abzockt, abziehen … dann bleibt übrig, dass leihbares Geldkapital<br />

(eben ein Teil des Ganzen) gegenüber der Industrie (ein anderer Teil des Ganzen) in einen bestimmten<br />

Verhältnis steht: Die einen stellen den anderen Geldkapital zur Verfügung, das die anderen zur<br />

Mehrwertproduktion einsetzen, von den sie einen Anteil in Form von Zinsen bzw. Dividenden abbekommen.<br />

Beide Teile haben eine unterschiedliche Funktion und stehen damit in einer Arbeitsteilung –<br />

daher wäre es falsch, sie bloß als unterschiedliche Branchen zu bezeichnen, deren Probleme nur über<br />

etwas Drittes miteinander zu tun haben. Alleine diese eine Feststellung h<strong>at</strong> weitreichende Konsequenzen,<br />

wie wir im <strong>Band</strong> II unserer Darstellungen sehen werden.<br />

Wenn wir die Beziehung der unterschiedlichen Teile des Kapitalismus zueinander kennen – und diese<br />

Beziehungen können einfach in «Das Kapital» von Karl Marx und Friedrich Engels nachgelesen werden<br />

– so können wir die empirischen D<strong>at</strong>en, die uns in der Krise wahrlich nicht zu knapp frei haus<br />

geliefert werden, einordnen und interpretieren. Wiederum ungenügend wäre es, nun angesichts der<br />

schönsten Krise bloß die Beziehungen und Funktionen des Kapitalismus, wie sie in «Das Kapital»<br />

abstrahiert vorliegen, quasi als Marx-Kurzfassung nachzuerzählen. Auch bei dieser Variante ist der<br />

Erkenntnisgewinn gering. Es geht ja gerade darum, die empirischen D<strong>at</strong>en mittels des Marxschen<br />

Instrumentarium «zum Singen zu bringen». Ein Orchester hingegen, das bloß seine Instrumente dem<br />

Publikum vorstellt, anst<strong>at</strong>t darauf zu speilen, hätte nicht lange einen Auftrag. Freilich kann man auch<br />

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