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Weltwirtschaftskrise_Band_I_V1 - Wirtschaftskrise - Blogworld.at

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Teil I Eine ganz normale Krise?<br />

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chen geprägt und im aktuellen Fall in eine Rezession vertieft wurde und wie umgekehrt überzyklische<br />

Strukturelemente durch die die zyklische Krise verschärft und zugespitzt werden. Wir werden im<br />

<strong>Band</strong> II unserer Darstellung über die <strong>Weltwirtschaftskrise</strong> versuchen, diese Frage zu beantworten.<br />

Aber bereits jetzt können wir an Hand der vorliegenden D<strong>at</strong>en erahnen, in welchem Ausmaß die<br />

Probleme der Überakkumul<strong>at</strong>ion bereits lange vor Ausbruch der Krise angelegt waren. Und weiter<br />

unten werden wir damit indirekt zusammenhängende Kennzahlen für die Industrieauslastung kennenlernen.<br />

Abschließend zur Autokrise wollen wir ein zwei Beispiele besprechen, die das Zusammenwirken von<br />

«Finanzkrise» und Überkapazität, also von zyklischen und überzyklischen Strukturelementen andeuten<br />

sollen.<br />

In Deutschland könnte Schaeffle die eben gewonnene Kontrolle über Continental wieder zu verlieren,<br />

weil es den die Übernahme finanzierenden Banken die Option einräumen musste, dass die Continental-Aktien<br />

an die Bank fallen, wenn die Verschuldung von Schaeffle bei mindestens 10,5 Mrd. Euro<br />

liegt. Es war im Sommer zum Zeitpunkt der Übernahme weder Fr. Elisabeth Schaeffle noch dem Bankenkonsortium<br />

aufgefallen … dass dunkle Gewitterwolken auf den Finanzsektor und auf die Autobranche<br />

herziehen. Nun fallen Ums<strong>at</strong>z und Cashflow der Autozulieferer – auch sie haben Überkapazitäten.<br />

Continental rutscht von rd. 1 Mrd. Gewinn 2007 auf ein Minus von rd. 1 Mrd. im Jahr 2008. Die<br />

Aufträge sind für Conti-Schaeffler um 40% eingebrochen - 12.000 Beschäftige verlieren ihren Job<br />

(Stand: Mai 2009). Für das Firmengeflecht droht die Verschuldung und damit der Aktienverlust. Für<br />

Schaeffle offenbart sich daher die Autokrise eindeutig als Besicherungskrise, welche in der «Finanzkrise»<br />

2008/2009 oft zum Ausbruch kommt. Oft? Meistens dann, wenn ein kleines Unternehmen mittels<br />

Kredit ein großes kaufte. Es war nämlich ein typisches Element des Konjunkturaufschwungs 2002-<br />

2007, dass viele Übernahmen und Beteiligungen fremdfinanziert wurden. Entweder über Bankkredite<br />

oder über Börsengeschäfte. Das war der Weg der Firma Porsche, die damit den viel größeren VW<br />

schlucken wollte. Die <strong>Wirtschaftskrise</strong> stoppte solche Manöver.<br />

Übrigens sprechen auch jene Firmen, die eine gute Bilanz vorweisen können, keineswegs gegen den<br />

Befund der Autokrise. Porsche´s Gewinn lag 2007 über seinem Ums<strong>at</strong>z. Wie ist dies möglich? Ganz<br />

einfach: Der Ums<strong>at</strong>z bezieht sich auf die verkauften Autos, der Gewinn aber kam zum guten Teil<br />

durch Zocken auf der Börse zustande. Legendär die Spekul<strong>at</strong>ion mit den VW-Aktien, die Porsche mit<br />

seiner Ankündigung, 75% der Aktien zu besitzen, auslöste. Das VW-Papier wurde dabei durch eine<br />

«short selling» Aktion, die quasi nach hinten los ging, mitten in der schlimmsten Börsenkrise zum<br />

Renner. Wenn die Krise nicht dazwischen gekommen wäre es genauso wie bei Schaeffler-Conti möglich<br />

gewesen, dass der Zwerg Porsche den Riesen VW schluckt. Das sind Wechsel von Besitztitel in<br />

der Industrie, die nur durch die rasante Verfügbarkeit von leihbaren Geldkapital in der Periode 2002-<br />

2007 möglich war. Dann kam aber die Krise. Zu Porsche spricht die Krise wie folgt: „Der Autohersteller<br />

muss für die Übernahmepläne von VW nicht nur binnen weniger Mon<strong>at</strong>e neue Finanzierungsmöglichkeiten für<br />

3,3 Milliarden Euro aufstellen. (…). Porsche will 75 Prozent der VW-Aktien übernehmen und h<strong>at</strong> zur Absicherung<br />

des Deals hohe Optionskontrakte aufgebaut. Zum 31. Juli 2008 summierte sich deren Nennwert laut Spiegel<br />

auf 57 Mrd. Euro. Wenn der Autobauer die Optionen auslaufen lässt, würden die Banken im Gegenzug<br />

VW-Aktien verkaufen - der Kurs der VW-Aktie würde stark fallen, was für Porsche Abschreibungen in Milliardenhöhe<br />

zur Folge hätte. Bei einer Verlängerung der Optionen würden Gebühren in Höhe mehrerer hundert<br />

Millionen Euro fällig.“ 75 Durch die «Finanzkrise» sind all diese Oper<strong>at</strong>ionen sehr gefährlich geworden.<br />

Das Ergebnis dieser ganzen Geschichte ist, dass Porsche von Volkswagen gekauft wird … auch wenn<br />

dies honoris causa anders bezeichnet wird.<br />

75 Der Standard, 4. Mai 2009, Seite 9<br />

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