Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz
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Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
dert, ist zu überprüfen, ob der<br />
Restunterhalt noch zur angemessenen<br />
Deckung der Restbedürfnisse<br />
ausreicht. Eine weitergehende<br />
Anrechnung ist<br />
dadurch jedoch nicht ausgeschlossen.<br />
Prozess- und Anwaltskosten<br />
sind grundsätzlich aus dem<br />
Anspruch nach § 94 ABGB zu<br />
decken und nicht als gesonderter<br />
Vorschuss zuzusprechen.<br />
Wenn sich allerdings ein<br />
besonderer Unterhaltsbedarf<br />
ergibt, den der Unterhaltsberechtigte<br />
aus dem laufenden<br />
Unterhalt nicht decken kann,<br />
hat der Unterhaltspflichtige<br />
einen Vorschuss zu leisten,<br />
wenn ihm das neben der laufenden<br />
Unterhaltszahlung<br />
zumutbar ist.<br />
c) JBl <strong>2011</strong>/2 – DOI<br />
10.1007/s00503-011-<br />
2093-3<br />
OGH vom 20.10.2010,<br />
1 Ob 153/10x<br />
Recht des nicht obsorgeberechtigten<br />
Elternteils<br />
auf Vorlage eines aktuellen<br />
Fotos seines Kindes<br />
§ 178 Abs. 1 ABGB; § 105 Abs.<br />
1 AußStrG:<br />
Die Vorlage eines aktuellen<br />
(maximal sechs Monate alten)<br />
Fotos des minderjährigen Kindes<br />
ist vom Informationsrecht<br />
des nicht obsorgeberechtigten<br />
Elternteils, der sein Kind trotz<br />
seiner Bereitschaft nicht persönlich<br />
treffen kann, erfasst;<br />
vermittelt ihm das Foto doch<br />
auf einfache, aber aussagekräftige<br />
Weise einen Eindruck von<br />
der Entwicklung seines Kindes.<br />
Ohne ernstliche Gefährdung<br />
des Kindeswohls zwingt<br />
die ablehnende Haltung des<br />
minderjährigen Kindes nicht<br />
zur Einschränkung dieser<br />
Informationsrechte.<br />
Die nach § 105 Abs. 1 AußStrG<br />
mögliche persönliche Anhörung<br />
eines Minderjährigen<br />
unter 14 Jahren kann nur ein<br />
Beweismittel darstellen und ist<br />
nicht der Einräumung rechtlichen<br />
Gehörs an eine Partei<br />
gleichzusetzen.<br />
d) JBl <strong>2011</strong>/2 –<br />
DOI 10.1007/s00503-010-2062-2<br />
OGH vom 6.7.2010, 1 Ob 81/10h<br />
Unterhalt infolge Eigenkündigung ohne<br />
sachliche Rechtfertigung bei niedrigerem<br />
Einkommen<br />
§ 66 EheG:<br />
Der unterhaltspflichtige (geschiedene) Ehegatte<br />
hat sich nach seiner Eigenkündigung ohne sachliche<br />
Rechfertigung so behandeln zu lassen, als<br />
hätte er seinen Arbeitsplatz behalten. Er ist auf<br />
sein bisheriges Einkommen anzuspannen.<br />
Nur wenn der Verzicht auf ein höheres Einkommen<br />
durch berücksichtigungswürdige Gründe<br />
gerechtfertigt ist, kommt der Anspannungsgrundsatz<br />
nicht zur Anwendung.<br />
e) JBl <strong>2011</strong>/3 – DOI 10.1007/s00503-011-2114-<br />
2<br />
OGH vom 29.9.2010, 7 Ob 156/10g<br />
Umfang der Verjährungsunterbrechung<br />
bei zunächst unbestimmtem Antrag auf<br />
Unerhaltsfestsetzung<br />
§§ 1497 und 1501 ABGB; §§ 9 und 36 AußStrG:<br />
Nach § 1497 ABGB unterbricht die Geltendmachung<br />
des Anspruchs im dafür vorgesehenen<br />
Außerstreitverfahren Verjährungsfristen. Die<br />
einem Auftrag nach § 9 Abs. 2 AußStrG entsprechende<br />
Präzisierung eines Geldleistungsbegehrens<br />
wirkt auf den Zeitpunkt der Einbringung<br />
des Antrags zurück. Der Anwendungsbereich<br />
des § 1501 ABGB erstreckt sich<br />
auch auf das außerstreitige Verfahren.<br />
Kommt der Antragsteller der aufgetragenen<br />
Präzisierung seines bisher unbestimmten<br />
Begehrens – trotz ungenügender Verfahrensergebnisse<br />
– nach, konsumiert er diese gesetzlich<br />
eingeräumte Möglichkeit und legt den<br />
Gegenstand des Verfahrens iSv § 36 Abs. 3<br />
AußStrG bindend fest. Unterlässt er die Präzisierung,<br />
kann er einen allenfalls ergehenden<br />
Zurückweisungsbeschluss nach § 9 Abs. 3<br />
AußStrG bekämpfen.<br />
Wird ein Anspruch mit Klagsänderung oder -<br />
ausdehnung geltend gemacht, tritt die Unterbrechungswirkung<br />
erst ab diesem Zeitpunkt<br />
ein, und zwar auch dann, wenn sich das neue<br />
Begehren auf den schon davor in der Klage<br />
vorgebrachten Sachverhalt stützt. Dies gilt<br />
auch im Verfahren außer Streitsachen.<br />
5) Zeitschrift für Ehe-<br />
und Familienrecht<br />
a) EF-Z <strong>2011</strong>/12<br />
OGH vom 22.10.2010, 7 Ob 166/10b<br />
Schmerzengeld und Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
§ 140 ABGB<br />
Schmerzengeldzahlungen sind<br />
weder Eigeneinkommen auf<br />
Seiten des Unterhaltsberechtigten<br />
noch Teil der Bemessungsgrundlage<br />
auf Seiten des<br />
Unterhaltspflichtigen.<br />
Dies gilt jedenfalls auch für<br />
nicht über gesetzliche Zinsen<br />
hinausgehende Zinsgewinne<br />
aus Schmerzengeld.<br />
Hat hingegen der Unterhaltspflichtige<br />
Gelder, die er zur<br />
Abgeltung eines Verdienstentgangs<br />
erhalten hat, nicht verbraucht,<br />
sondern (teilweise)<br />
gespart, erhöhen Zinsen aus<br />
solchem Barvermögen die<br />
Unterhaltsbemessungsgrundlage.<br />
b) EF-Z <strong>2011</strong>/13<br />
OGH vom 29.9.2010,<br />
7 Ob 156/10g<br />
Kreditaufnahme trotz<br />
Kenntnis möglicher weiterer<br />
Unterhaltspflichten<br />
§ 140 ABGB<br />
Wurde der uneheliche Vater<br />
von der Mutter des Kindes<br />
von seiner Vaterschaft informiert<br />
und hatte er Kenntnis<br />
von laufenden Abstammungsverfahren,<br />
kann nicht davon<br />
ausgegangen werden, dass er<br />
vom Entstehen einer weiteren<br />
Sorgepflicht überrascht worden<br />
wäre. Hat er daher trotzdem<br />
vor Feststellung der<br />
Vaterschaft einen Kredit für<br />
seine Eigentumswohnung aufgenommen,<br />
so hat er dies im<br />
Bewusstsein der konkreten<br />
Möglichkeit der Feststellung<br />
seiner Vaterschaft getan und<br />
musste deshalb bei dieser Entscheidung<br />
die mögliche Belastung<br />
mit einer weiteren Sorgepflicht<br />
einkalkulieren. Die<br />
Kreditrückzahlungsraten können<br />
daher die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
nicht<br />
schmälern.<br />
c) EF-Z <strong>2011</strong>/15<br />
OGH vom 22.9.2010,<br />
6 Ob 125/10s<br />
Überlastung eines Notars<br />
durch Verlassenschaftskurateln<br />
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