Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz
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Der Österreichische Recht§pfleger Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs<br />
Michael<br />
Lackenberger<br />
Präsident der Vereinigung der<br />
<strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs<br />
E-Mail:<br />
michael.lackenberger@justiz.gv.at<br />
Alles neu macht<br />
der Mai …<br />
… lautet die erste Zeile in einer Volksweise von<br />
Hermann Adam von Kamp, die zu einer Redensart<br />
geworden ist.<br />
Manchmal stimmen auch Redensarten nicht ganz,<br />
denn der österreichischen <strong>Justiz</strong> brachte bereits der<br />
April eine neue Chefin. Vom Bundespräsidenten am<br />
Gründonnerstag angelobt übernahm Mag. a Dr. in Beatrix<br />
Karl in der Karwoche das <strong>Justiz</strong>ressort von ihrer<br />
Vorgängerin. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen,<br />
dass die <strong>Justiz</strong> gerade in der Woche des Leidens und<br />
Sterbens Christi ein neues Oberhaupt erhält, sondern<br />
vielmehr ein Zeichen der „Auferstehung“.<br />
Die österreichische <strong>Justiz</strong> ist aber keineswegs so<br />
schlecht aufgestellt, wie es Medienvertreter immer<br />
wieder der Bevölkerung vorgaukeln. Nur „bad stories<br />
are good stories“, aber neben Testamentsfälschern<br />
und „Datenverkäufern“ gibt es auch uns –<br />
Tausende von Beamten und Vertragsbediensteten,<br />
die tagtäglich und hochmotiviert eine sehr gute<br />
Arbeit leisten, ohne die das Funktionieren des<br />
Rechtsstaates nicht gegeben wäre. Aber welcher<br />
Journalist schreibt schon von freundlichen Beamten,<br />
raschen Erledigungen und rechtlich perfekten<br />
Beschlüssen ? Das interessiert niemanden. Nur wenn<br />
etwas nicht funktioniert wird’s interessant.<br />
Ich glaube, dass eine der Aufgaben der neuen Bundesministerin<br />
sein wird, dafür Sorge zu tragen, dass<br />
wir <strong>Justiz</strong>mitarbeiter in Ruhe und ohne Einfluss von<br />
Medien ihre Arbeit verrichten können. Das „Schäkern“<br />
mit den Medien mag für den einen oder anderen<br />
(Ex-)Politiker vielleicht zur lieben Gewohnheit<br />
geworden sein, führt schlussendlich aber nur dazu,<br />
dass das Ansehen der <strong>Justiz</strong> in der österreichischen<br />
Bevölkerung sinkt. Wir können stolz auf unsere<br />
Arbeit sein und brauchen uns keineswegs verstecken.<br />
Allerdings ist die <strong>Justiz</strong> nicht dazu da Unterhalter<br />
oder Lieferant von „netten G’schichteln“ zu sein,<br />
um die Kolumnen der Zeitungen zu füllen.<br />
Was bleibt von der Amtsperiode von Mag. a Claudia<br />
Bandion-Ortner? Eine massive Flut von Gesetzesnovellen<br />
(darunter durchaus auch positive) und weitere<br />
Sparmaßnahmen haben dazu geführt, dass die österreichische<br />
<strong>Justiz</strong> etwas aus der (Bus)-Spur geraten ist.<br />
Eine vorübergehende Einkehr und Ruhe von äußerli-<br />
Michael Lackenberger<br />
chen Einflüssen würde durchaus<br />
gut tun. Man muss nicht zwanghaft<br />
gut Funktionierendes Änderungen<br />
herbeiführen, nur um<br />
beschäftigt zu sein oder die<br />
Bilanz aufzufetten.<br />
Als Präsident der Vereinigung<br />
der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs ist<br />
mir ein sehr nettes und freundliches<br />
Vorstellungsgespräch mit<br />
Mag. a Bandion-Ortner und ihrem<br />
Kabinettschef in Erinnerung<br />
geblieben. Leider war’s das auch<br />
schon. Denn gleich einige<br />
Wochen später wurde die VdRÖ<br />
von der Teilnahme an Gesprächen<br />
über mögliche organisatorische<br />
Einsparungsmöglichkeiten<br />
innerhalb der <strong>Justiz</strong> ausgeschlossen<br />
(Begründung: es sind eh’<br />
schon zu viele Teilnehmer, als<br />
dass ein rasches Ergebnis erzielt<br />
werden kann).<br />
Ich hoffe, dass dies bei der<br />
neuen Frau Bundesministerin<br />
anders wird. Dass freundlichen<br />
Gesprächen auch die entsprechenden<br />
Handlungen folgen.<br />
Dass jahrzehntelange Forderungen<br />
und Versprechungen (z.B.<br />
die Fachhochschule für <strong>Rechtspfleger</strong>)<br />
endlich angegangen<br />
werden.<br />
Die VdRÖ wünscht der neuen<br />
Frau Bundesministerin für <strong>Justiz</strong><br />
Mag. a Dr. in Beatrix Karl Durchhaltevermögen,<br />
immer ein offenes<br />
Ohr für die Anliegen ihrer<br />
Mitarbeiter und viel Erfolg bei<br />
der Leitung unserer <strong>Justiz</strong>.<br />
Ich habe mit einem Sprichwort<br />
begonnen, deshalb ende ich<br />
auch mit einem:<br />
„Nur wer an die Zukunft glaubt,<br />
glaubt an die Gegenwart.“<br />
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