Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz
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Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ersuchter Staat > ersuchtes<br />
Gericht.<br />
3. Weg über Zentralstellen<br />
Ersuchendes Gericht ><br />
Zentralstelle (meist: JM)<br />
ersuchender Staat > Zentralstelle<br />
(meist: JM)<br />
ersuchter Staat > ersuchtes<br />
Gericht.<br />
4. Direkte Kommunikation<br />
Ersuchendes Gericht ><br />
ersuchtes Gericht.<br />
Es braucht nicht viel Phantasie<br />
dazu, sich auszumalen,<br />
wie viel Zeitgewinn mit dem<br />
Wegfall eines jeden dieser Zwischenschritte<br />
verbunden ist.<br />
2. Das Sprachenproblem<br />
Wenn die Kommunikation<br />
nicht gerade zwischen<br />
Deutschland und Österreich,<br />
zwischen England und Irland<br />
oder zwischen Frankreich und<br />
dem wallonischen Teil von<br />
Belgien läuft, tritt auch das<br />
Sprachenproblem hinzu. IaR<br />
kann man von einem staatlichen<br />
Gericht nicht verlangen,<br />
in einer anderen als der Amtssprache<br />
zu kommunizieren.<br />
Eine praktische Lösung für<br />
alle Routinefälle hat die EU<br />
darin gefunden, besonders<br />
elaborierte, nahezu jeden<br />
denkbaren Fall bedenkende<br />
Formulare zu entwickeln, die<br />
bei erster Lektüre entsprechend<br />
abschreckend erscheinen,<br />
aber einen unschätzbaren<br />
Vorteil haben: Man kann sie in<br />
der eigenen Sprache ausfüllen<br />
(= um Namen, Daten und<br />
Kreuzchen in Checkboxes<br />
ergänzen), ohne idR noch<br />
irgendetwas übersetzen zu<br />
müssen, denn das Formular<br />
kann dann automatisch in der<br />
Sprache des ersuchten MS<br />
gesendet werden.<br />
3. Rechtsquellen<br />
Es gibt eine eindeutige Hierarchie<br />
der Rechtsquellen. Vorrang<br />
hat das Gemeinschaftsrecht,<br />
dann sind zweiseitige<br />
und mehrseitige Staatsverträge<br />
44<br />
zu prüfen, zuletzt das nationale Recht.<br />
Das bedeutet im Einzelnen:<br />
Ist der andere Staat ein Mitgliedstaat der EU, so<br />
gelten die einschlägigen Verordnungen, also<br />
Die Europäische ZustellVO (EuZVO) bzw<br />
Die Europäische BeweisaufnahmeVO<br />
(EuBVO).<br />
Und um es nicht „zu einfach“ zu machen: Dänemark<br />
nimmt zwar an der EuZVO teil, nicht aber<br />
an der EuBVO!<br />
Ist der andere Staat nicht Mitgliedstaat der EU<br />
(oder, im Fall der Beweisaufnahme, Dänemark),<br />
so ist ein Staatsvertrag zu suchen, der den<br />
Rechtshilfeverkehr zwischen Österreich und diesem<br />
Staat regelt.<br />
Findet sich kein solcher Staatsvertrag, so bleibt<br />
die Möglichkeit der „Gegenseitigkeit“, wenn<br />
nämlich Österreich entsprechende Ersuchen des<br />
Staates zulässt, kann es auch erwarten, dass der<br />
Staat österreichischen Ersuchen entspricht.<br />
Da liegt die Frage nahe: „Wo findet man das<br />
alles“? Erstaunlicher als die Frage ist die relativ<br />
einfache Antwort:<br />
Im Gelben Buch online<br />
Internationaler Rechtshilfeverkehr<br />
und<br />
Internationale Vollstreckungsrechtshilfe<br />
in Zivilsachen<br />
Reg.-Rat Josef Schneider<br />
KR Josefine Schwarz<br />
B. Wichtiges zur Zustellung<br />
1. Notwendigkeit der Auslandszustellung?<br />
a) Zustellung an einen Zustellungsbevollmächtigten<br />
§ 98. (1) Parteien oder Bevollmächtigten, die<br />
keine Abgabestelle im Inland haben, kann<br />
vom Gericht aufgetragen werden, innerhalb<br />
einer gleichzeitig zu bestimmenden, mindestens<br />
vierzehntägigen Frist ab Zustellung des<br />
Auftrages für diesen Rechtsstreit einen<br />
Zustellungsbevollmächtigten namhaft zu<br />
machen. Wird diesem Auftrag nicht fristgerecht<br />
nachgekommen, so erfolgen weitere<br />
Zustellungen durch Übersendung des jeweiligen<br />
Schriftstücks ohne Zustellnachweis, bis<br />
ein geeigneter Zustellungsbevollmächtigter<br />
dem Gericht namhaft<br />
gemacht oder dem Gericht<br />
eine Abgabestelle im Inland<br />
bekannt gegeben wird. Das<br />
Schriftstück gilt 14 Tage<br />
nach Aufgabe zur Post als<br />
zugestellt. Auf diese Rechtsfolge<br />
ist im Auftrag hinzuweisen.<br />
(2) Für den Zustellungsbevollmächtigen<br />
gilt § 97<br />
Abs. 5.<br />
b) Zustellung an den Parteienvertreter<br />
§ 93. (1) Hat eine Partei für<br />
einen Rechtsstreit Prozessvollmacht<br />
erteilt, so haben<br />
alle bis zur Aufhebung der<br />
Prozessvollmacht (§ 36) alle<br />
diesen Rechtsstreit betreffenden<br />
Zustellungen an den<br />
namhaft gemachten Bevollmächtigten<br />
zu geschehen.<br />
Dies umfasst auch Ladungen<br />
der Partei zu ihrer Einvernahme.<br />
c) Die Prüfung der Zustellwirkungen<br />
Zustellung von Klagen<br />
§ 106. (1) Klagen sind mit<br />
Zustellnachweis zuzustellen.<br />
Die Zustellung an<br />
einen Ersatzempfänger ist<br />
zulässig.<br />
(2) Erfolgt die Zustellung<br />
im Ausland durch Behörden<br />
des Zustellstaates, so<br />
genügt die Einhaltung jener<br />
Vorschriften, die das Recht<br />
dieses Staates für die Zustellung<br />
entsprechender<br />
Schriftstücke vorsieht. Das<br />
gilt nicht, wenn die Anwendung<br />
dieser Vorschriften<br />
mit Art. 6 der Europäischen<br />
Konvention zum Schutze<br />
der Menschenrechte und<br />
Grundfreiheiten, BGBl.<br />
Nr. 210/1958, unvereinbar<br />
wäre.<br />
2. Grundlagen des internationalen<br />
Zustellwesens<br />
Global kann sich Österreich<br />
auf das HPÜ 1954 bzw. auf<br />
bilaterale Abk stützen, unionsweit<br />
(hier auch gegenüber