Forschung und wissenschaftliches Rechnen - Beiträge zum - GWDG
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das war doch was. Ich konnte die Addition von 2 Zahlen vorführen <strong>und</strong> das<br />
klappte auch. Als ich jedoch erklärte, was dazu alles notwendig war wegen<br />
der Umwandlung der Dezimalzahlen in Dualzahlen <strong>und</strong> Rückwandlung des<br />
Ergebnisses ins Dezimale, da unterbrach mich Heuß bald <strong>und</strong> brachte das<br />
Gespräch schnell auf die zukünftigen Anwendungszwecke dieser neuen<br />
Technik. Darüber wurde damals natürlich schon öfter in der Presse spekuliert,<br />
doch erstaunte mich sehr seine Kenntnis. Papa Heuß, wie er damals im<br />
Volksm<strong>und</strong> genannt wurde, war ein weiser kluger Mann mit weitem Horizont.<br />
Mir hat dieser Besuch in der Tat viel Auftrieb gegeben, obwohl ich<br />
kaum besonders ehrgeizig bin. Wenn ein angesehener Präsident einem<br />
seiner Bürger ab <strong>und</strong> an mal lobend auf die Schulter klopft, so ist das wohl<br />
nicht der geringste Teil seines Wirkens.<br />
Bekannt wurden unsere Arbeiten durch diesen Besuch aber noch nicht,<br />
da er als Privatbesuch der Max-Planck-Gesellschaft galt <strong>und</strong> die Presse<br />
nicht informiert wurde. So schickte jemand telefonisch bestelltes Lagerfett<br />
für unsere Magnettrommel an die: „Arbeitsgruppe für Mäh- <strong>und</strong> Dreschmaschinen<br />
in der Erotidynamischen Versuchsanstalt“, doch es kam an.<br />
Premiere der G1<br />
Als bald nach dem Besuch das Multiplikationswerk fertig war, wollten wir<br />
natürlich wissen, ob es auch richtig lief. Der Test war die Multiplikation der<br />
Zahl 1234567890 mit sich selbst. Dem Leser zur Nachahmung empfohlen.<br />
Also setzte sich die Arbeitsgruppe hin <strong>und</strong> multiplizierte auf dem Papier. 5<br />
Mann produzierten 4 verschiedene Resultate. Jenes, das zweimal vorkam,<br />
hatte auch die Maschine hingeklappert. Das überzeugte uns.<br />
Am 4. Juni 1952 war die G1 fertig für die interne Generalprobe. Alle<br />
schon gelochten Programme wurden über die inzwischen angeschlossenen<br />
Lochstreifenleser eingegeben <strong>und</strong> richtig ausgeführt. So konnte ich am 6.<br />
Juni 52 zusammen mit Hopmann <strong>und</strong> Oehlmann zur 7. Jahrestagung der<br />
GAMM nach Braunschweig fahren <strong>und</strong> in meinem vorsorglich schon<br />
vorher eingereichten Vortrag über die G1 verkünden: Sie ist fertig! Am 7.<br />
Juni schließlich konnte als offizielle Premiere die Gl in vollem Betrieb<br />
etlichen Teilnehmern der GAMM Tagung auf ihrer Heimreise präsentiert<br />
werden. Umgehend war jetzt die Presse bei uns. Die G1 war für einige<br />
Wochen Sensation. Die Artikel in der Göttinger Tageszeitung konnten wir<br />
vor dem Druck sehen. Beim Spiegel glückte uns das offenbar nicht. Dort<br />
mussten wir zu unserem Entsetzen in der Ausgabe vom 18. Juni nachlesen,<br />
dass unsere G l noch nicht viel schneller als der ENIAC sei. In der Tat war<br />
sie ja gut 100mal langsamer. Später habe ich dann niemals mehr ein<br />
Presseinterview gegeben ohne die Versicherung, den Artikel vor dem<br />
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