Forschung und wissenschaftliches Rechnen - Beiträge zum - GWDG
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PyBioS – ein Modellierungs- <strong>und</strong> Simulationssystem<br />
für komplexe biologische Prozesse<br />
Christoph Wierling<br />
Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Berlin<br />
Zusammenfassung<br />
Mathematische Modellierung <strong>und</strong> Simulationstechniken sind wichtige Instrumente, die wesentlich<br />
<strong>zum</strong> Verständnis komplexer biologischer Systeme beitragen. In dieser Arbeit stelle ich das<br />
in der Programmiersprache Python geschriebene, objektorientierte <strong>und</strong> Web-basierte System<br />
PyBioS vor, das für die Modellierung, Simulation <strong>und</strong> Analyse biologischer Reaktionsnetzwerke<br />
im Bereich der Systembiologie konzipiert ist. Die Ontologie des Systems definiert verschiedene<br />
Klassen, die den wesentlichen zellulären <strong>und</strong> molekularen Komponenten, wie Zelle, Kompartiment,<br />
Gen, Protein, Enzym, Metabolit, usw. entsprechen. Dadurch können hierarchisch strukturierte<br />
Modelle, die sich an zytologischen <strong>und</strong> molekularen Strukturen orientieren, erstellt werden.<br />
Durch eine flexible, generalisierte Schnittstelle ist es möglich, verschiedene Datenbanken<br />
<strong>und</strong> Datenquellen direkt für die Modellierung nutzbar zu machen. Dies umfasst Datenbanken,<br />
die Informationen zu biochemischen Reaktionen, Signaltransduktionswegen, Transportprozessen,<br />
Genregulationen oder anderen zellulären Prozessen enthalten. Derzeit existieren Schnittstellen<br />
zu den Datenbanken KEGG, Reactome <strong>und</strong> Transpath. Durch die direkte Datenbankanbindung<br />
unterstützt PyBioS auf diese Weise den Benutzer gerade auch bei der Erstellung, Simulation<br />
<strong>und</strong> Analyse großer Modelle. Anhand des objektorientierten Modells, das Informationen<br />
der Reaktionen <strong>und</strong> ihrer Kinetiken beinhaltet, kann PyBioS automatisch ein entsprechendes<br />
gewöhnliches Differentialgleichungssystem erstellen <strong>und</strong> dieses ggf. anhand von Erhaltungsbedingungen<br />
vereinfachen. Das mathematische Modell wird dann wiederum für Simulationen oder<br />
Analyse-Verfahren, wie dem Parameter-Scanning, verwendet. Das mathematische Modell kann<br />
zudem als Python-Programm exportiert <strong>und</strong> weiter extern genutzt werden. Die hierarchisch organisierten<br />
Modelle werden in einer objektorientierten Datenbank, welche zudem auch als Modell-<br />
Repositorium dient, gespeichert. Durch Export/Import Möglichkeiten für das XML-basierte Format<br />
SBML (Systems Biology Markup Language) besteht Kompatibilität zu anderen Plattformen.<br />
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