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WISSENSWERTES FÜR DEN SCHWEISSER

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Werkstofforientierte Auswahl<br />

Martensitische Stähle – Legierungsbasis 12 % Chrom<br />

(z.B. 12%Cr-Stähle X20CrMo12-1. X22CrMoV12-1 und X22CrMoWV12-1).<br />

Die Stähle liegen ebenfalls im vergüteten Zustand vor. Durch das weitgehend martensitische<br />

Gefüge ist eine ganz spezielle Wärmeführung beim Schweißen zu berücksichtigen. In der Praxis<br />

haben sich zwei verschiedene Technologien eingebürgert, die unter den Begriffen martensitisches<br />

bzw. austenitisches Schweißen bekannt sind.<br />

Der Unterschied besteht in der Vorwärm- und Zwischenlagentemperatur, die beim austenitischen<br />

Schweißen über der Ms-Temperatur (400 bis 450 °C) und beim martensitischen Schweißen unter<br />

der Ms Temperatur (200 bis 250°C) liegt. Nach dem Schweißen erfolgt eine Abkühlung auf 80 bis<br />

120 °C mit anschließender Wärmebehandlung im Temperaturbereich von 720 bis 780 °C.<br />

Martensitische Stähle – Legierungsbasis 9 % Chrom<br />

(z. B. 10CrMoVNb9-1, X12CrMoWNiVNbN10-11 and E911/NF 616).<br />

Seit Anfang der 80er Jahre steht mit dem nach ASTM A335 genormten Stahl Grade P91 ein weiterer<br />

Werkstoff zu Verfügung, der durch seine modifizierte Legierungsbasis hervorragende Warmfestigkeitseigenschaften<br />

gewährleistet. Darüber hinaus sind Bestrebungen im Gange, Nachfolgegenerationen<br />

für die P91-Werkstoffe zu finden. Diese artverwandten, noch nicht genormten Werkstoffe<br />

(NF 616, P911 und HCM12) sollen vor allem durch die Zulegierung von Wolfram noch deutlich<br />

höhere Zeitstandfestigkeitswerte garantieren.<br />

Die 9%Chrom-Typen weisen im Gegensatz zu den 12%Chrom-Typen vor allem durch den niedrigeren<br />

C-Gehalt eine geringere Aufhärtungsneigung beim Schweißen auf, wodurch auch die Gefahr<br />

einer Kaltrißbildung und das Auftreten von Spannungsrißkorrosion verringert wird. Eine Vorwärmund<br />

Zwischenlagentemperatur im Bereich von 200 bis 300 °C ist aber zu berücksichtigen.<br />

Da die Schweißtechnologie einen wesentlichen Einfluß auf die erzielbaren Zähigkeitseigenschaften<br />

im Schweißgut hat, ist der Einsatz der Viellagentechnik, d. h. geringe Lagendicke empfehlenswert,<br />

um einen hohen Anteil an vergütetem Schweißgutgefüge und damit ein verbessertes Zähigkeitsniveau<br />

zu erreichen.<br />

Vor der notwendigen Anlaßglühung (740 - 775 °C) ist eine Zwischenabkühlung auf Raumtemperatur<br />

erforderlich, um eine vollständige Martensitumwandlung zu erreichen.<br />

Auswahl von Schweißzusätzen<br />

Als Schweißzusätze kommen im wesentlichen artgleich legierte Typen zum Einsatz. Nur unter dieser<br />

Voraussetzung kann von der Schweißverbindung eine dem Grundwerkstoff entsprechende<br />

Zeitstandfestigkeit erwartet werden. Bei Stabelektroden sind solche mit basischer oder Rutilumhüllung<br />

vorhanden, wobei letztere aufgrund schlechterer mechanischer Gütewerte und des höheren<br />

Wasserstoffangebots nur für Stähle bis max. 5 % Cr und bis zu 12 mm Wanddicke verwendet<br />

werden. Rutilumhüllte Stabelektroden finden hauptsächlich für Wurzelschweißungen Verwendung.<br />

An Rohren wird vielfach das WIG-Schweißen für die Wurzellage eingesetzt. Auch die MAG- und<br />

UP-Verfahren gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das Gasschmelzschweißen ist auf dünnwandige<br />

Verbindungen an Stählen bis zu max. 2.5 % Cr beschränkt.<br />

Schweißtechnologie<br />

◆ Es sind nur dem Grundwerkstoff artgleich legierte Schweißzusätze zu verwenden.<br />

◆ Normalgeglühte Stähle, wie z. B. 16Mo3, sind ab bestimmten Wanddicken auf 150 °C vorzuwärmen.<br />

◆ Vergütete Stähle, wie z.B. 13CrMo4-5. sind je nach Sorte auf 100 bis 300 °C vorzuwärmen<br />

und nach dem Schweißen im Bereich von 640 bis 740 °C zu glühen.<br />

◆ Bei martensitischen Cr-Stählen auf der Basis X20CrMoV12-1 ist auf eine spezielle Wärmeführung<br />

zu achten, d. h. vorwärmen auf 200 - 250 °C oder 400 - 450 °C, dann abkühlen auf<br />

80 - 120 °C und anschließend glühen bei 720 bis 780 °C.<br />

◆ Martensitische Cr-Stähle auf der Basis 10CrMo9-10 sind auf 200 bis 300 °C vorzuwärmen<br />

und können nach dem Schweißen auf Raumtemperatur abgekühlt werden. Anschließend ist<br />

eine Anlaßbehandlung bei 750 °C vorzunehmen.<br />

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