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WISSENSWERTES FÜR DEN SCHWEISSER

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Werkstofforientierte Auswahl<br />

3.4.16. Austenitische Cr-Ni(-Mo)-Stähle<br />

Der Gruppe der austenitischen Chrom-Nickel-(Molybdän)-Stähle kommt im Rahmen der nichtrostenden<br />

Werkstoffe wohl die weitaus größte Bedeutung zu. Grundsätzlich sind diese chemischbeständigen<br />

Stähle als „sehr gut schweißgeeignet“ einzustufen. Sie sind nicht abschreckhärtbar,<br />

wodurch keine Aufhärtungen in der wärmebeeinflußten Zone auftreten und auch eine Kornvergröberung<br />

ist im wesentlichen nicht gegeben. Allerdings können durch eine unsachgemäße Verarbeitung<br />

unter Umständen drei Probleme sowohl im Grundwerkstoff als auch im Schweißgut auftreten,<br />

und zwar:<br />

◆ Sensibilisierung, d. h. Verminderung der Beständigkeit gegen Korrosion durch Chromkarbidbildung.<br />

◆ Heißrißbildung, d. h. Korngrenzentrennungen während der Erstarrung bzw. in der hocherhitzten<br />

Wärmeeinflußzone bei starrer Einspannung.<br />

◆ Versprödung, d. h. Ausscheidungen intermetallischer Phasen, wie z.B. Sigma-Phase durch<br />

hohe Temperaturbeaufschlagung bzw. Glühung.<br />

Beim Schweißen der vollaustenitischen Stähle ist noch zusätzlich deren konstitutionell bedingte<br />

Neigung zur Bildung von Heißrissen zu berücksichtigen.<br />

Hinweise zur Schweißtechnologie austenitischer Cr-Ni-(Mo)-Standardstähle, der Nachbehandlung<br />

der Schweißnähte und Angaben zu Schweißzusätzen finden Sie in den entsprechenden<br />

Abschnitten.<br />

Schweißtechnologie<br />

◆ Zur Verschweißung sind nur dem jeweiligen Grundwerkstoff entsprechende Qualitäten einzusetzen,<br />

deren Schweißgut Deltaferritgehalte im Bereich von 5 - 15 FN (Ferritnummer) aufweisen.<br />

Damit ist ausreichende Heißrißbeständigkeit gewährleistet. Für hochkorrosionsbeständige<br />

Sonderstähle stehen auch artgleiche Schweißzusätze, die ein vollaustenitisches<br />

Schweißgut ergeben, zur Verfügung.<br />

◆ Es ist darauf zu achten, daß austenitische Stähle nur mit sauberer und trockener Oberfläche<br />

verarbeitet werden.<br />

◆ Der Lichtbogen soll möglichst kurz gehalten werden, um eine Stickstoffaufnahme aus der Luft<br />

zu vermeiden. Beim Schutzgasschweißen muß für einwandfreien Gasschutz gesorgt und es<br />

sollen, mit Ausnahme der Fülldrahtschweißung, nur Schutzgase mit niedrigem CO2-Gehalt<br />

verwendet werden, um eine Aufkohlung des Schweißgutes möglichst niedrig zu halten.<br />

◆ Vorwärmung auf 100 - 150 °C ist nur bei dickem Grundwerkstoff angebracht, jedoch grundsätzlich<br />

nicht notwendig.<br />

◆ Eine Zwischenlagentemperatur von 150 °C sollte nicht überschritten werden.<br />

◆ Die Einhaltung der empfohlenen Stromstärkenbereiche ist zu beachten.<br />

◆ Ist beim Schutzgasschweißen ein Nachschweißen der Wurzel nicht möglich, so muß beim<br />

Schweißen der Wurzelnaht ein Gasschutz (z. B. mit Formiergas oder Reinargon) von der<br />

Rückseite erfolgen.<br />

◆ Die Aufmischung mit dem Grundwerkstoff sollte möglichst unter 35 % liegen. Ist sie - bedingt<br />

durch das Schweißverfahren - größer, sollte an einer Testraupe der Ferritgehalt mittels geeichtem<br />

Ferritmesser bestimmt oder rechnerisch aus der chemischen Zusammensetzung,<br />

z. B. mit Hilfe des WRC-92-Diagramms, abgeschätzt werden. Der Ferritgehalt bzw. die FN<br />

sollte nicht unter dem eingangs erwähnten Mindestwert liegen.<br />

◆ Glühbehandlungen nach dem Schweißen sind tunlichst zu vermeiden. Ist dies nicht möglich,<br />

so muß eine eventuelle Verminderung der Korrosionsbeständigkeit und/oder Zähigkeit berücksichtigt<br />

werden. In diesem Fall ist eine Rücksprache mit dem Stahl- und Schweißzusatzhersteller<br />

zu empfehlen.<br />

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