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mit bestimmten sozialen und kulturellen Bedingungen. Diese körperliche Manifestation von<br />
Erfahrungen wird als „Embodiment“ bezeichnet (Fausto-Sterling, 2000).<br />
Die großen Stereotype der Geschlechterdifferenz<strong>for</strong>schung sind Sprachverarbeitung (Vorteil<br />
Frauen) und Raumorientierung (Vorteil Männer). Schmitz zeigt auf, mit Hinweis auf eine<br />
Metastudie von Iris Sommer und Kolleginnen (Sommer, 2004), dass die Variabilität<br />
innerhalb der Geschlechtergruppen weitaus höher ist als die Unterschiede zwischen ihnen.<br />
Auch selektive und populistische Berichterstattung trägt zur Zementierung dieses<br />
Geschlechterdeterminismus bei.<br />
Ebenso wurden im Forschungsfeld „Raumorientierung und Geschlecht“ widersprüchliche<br />
Ergebnisse erzielt. Die Raumorientierung besteht aus einer Vielzahl von Strategien die<br />
erlernt werden. Auch individuelle Erfahrungen in Kindheit und Jugend sowie die<br />
Verbindung mit Sicherheits- und Angstgefühlen spielen eine Rolle bei räumlichen<br />
Strategien.<br />
So scheint sich, verstärkt durch populärwissenschaftliche, tendenziöse Publikationen<br />
(Schmitz, Nikoleyczik, 2004; Schnitzel, 2006) das Muster einer „self-fulfilling prophecy“ zu<br />
etablieren: die gesellschaftlich akzeptierte und ständig durch das soziale Umfeld verstärkte<br />
Akzeptanz des schlechten Technikverständnisses und schwacher räumlicher Orientierung<br />
von Frauen prägt das weibliche Selbstbild – und manifestiert sich in entsprechenden<br />
Handlungsweisen und Erwartungen, was sich wiederum physisch im Gehirn manifestiert.<br />
Eine Untersuchung zur räumlichen Orientierung mit Kindern und Erwachsenen <strong>unt</strong>er Stress<br />
(Feuerwehrlärm) und Nicht-Stress (Entspannungsmusik) zeigte einige interessante<br />
Ergebnisse (Nikoleyczik, Schmitz, 2001).<br />
– 30 –<br />
� Lärmstress verschlechterte die Leistungszunahme bei allen Probanden trotz<br />
wachsender Vertrautheit (3 Durchgänge), bei Frauen etwas mehr als bei Männern.<br />
� Bei allen Versuchspersonen bestand ein Zusammenhang zwischen<br />
selbsteingeschätzter Angst und den Leistungsparametern im Test.<br />
� Bei der Wegestrategie waren die Unterschiede nicht signifikant genug um eine<br />
Präferenz einerseits zwischen Geschlechtern und andererseits zwischen Wegkarten<br />
und Landmarks festzustellen. Allerdings spricht das Gesamtergebnis dafür, dass<br />
Raumkarten eher Wegkarten als Übersichtskarten sein sollten.<br />
Eine Mobilitätsstudie in Niederösterreich aus der Gender-Perspektive (Knoll, Szalai, 2005)<br />
belegt deutlich, dass Frauen eher viele aber kurze Wegstrecken im häuslichen Umfeld<br />
zurücklegen, Männer eher längere Wegstrecken zur Erwerbsarbeit. Frauen benutzen eher<br />
öffentliche Verkehrsmittel, gehen zu Fuß, fahren mit dem Rad. Knoll/Szalai zitieren auch<br />
Studien aus Deutschland und der Schweiz, die diese Verteilung bestätigen.<br />
� Ein gender-spezifischer Zugang zu Orientierungsstrategien scheint für die<br />
Orientierungsfähigkeit weniger relevant zu sein. Für <strong>barrierefrei</strong>e In<strong>for</strong>mation im<br />
ÖPV bestätigen diese Ergebnisse den Ansatz, dass eher bedürfnis- und<br />
situationsorientierte, nicht zielgruppenorientierte Konzepte zum Erfolg führen (siehe<br />
Callvorschläge Kapitel 9; C9).<br />
� Die Politik ist ge<strong>for</strong>dert, zum Beispiel im Bildungssystem, deutlichere Signale zu<br />
setzen um der Stereotypisierung und dem damit einhergehenden negativen Selbstbild<br />
von Frauen entgegenzuwirken (siehe Callvorschläge Kapitel 9; C1).<br />
5.1.2 Sicherheitsbedürfnis<br />
Laut einer britischen Studie (Department <strong>for</strong> Transport, 2004) beeinflusst die negative<br />
Einschätzung der subjektiven Sicherheit im öffentlichen Verkehr das Mobilitätsverhalten<br />
von Frauen, besonders betroffen sind ältere Frauen (siehe Szenario 4) und Migrantinnen,<br />
auch Menschen mit Mobilitäts- und Sinnesbehinderungen fühlen sich besonders verwundbar.