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unerheblich ist, ob eine Freisprechanlage benützt wird oder nicht. Es verkürzt die<br />
Reaktionszeit, Fahrfehler häufen sich, es beeinträchtigt die Orientierung.<br />
Was heißt das für den ÖV? Wie viel Gleichzeitigkeit ist Reisenden zumutbar?<br />
„Inhalte (und die Schaffung von Inhalten) binden und verbrauchen die Aufmerksamkeit von<br />
Individuen.“ (Esther Dyson, Release 2.0, 1997, p.182)<br />
– 52 –<br />
� Für einen respektvollen Umgang mit der Aufmerksamkeit müssen selektive,<br />
individualisierte Inhalte entsprechend dargeboten werden (siehe Callvorschläge<br />
Kapitel 9; C2).<br />
8.3.3 Stresssituationen<br />
Wie in der oben beschriebenen Studie ist die Handlungsfähigkeit in Stresssituationen<br />
besonders relevant mit Blick auf die demografische Entwicklung, die höhere<br />
Lebenserwartung von Frauen und deren Nutzungsgewohnheiten des öffentlichen Verkehrs.<br />
Kontrollverlust erzeugt Stress und ältere Menschen haben eine niedrige Stresstoleranz.<br />
Antwortmuster wie Rückzug (strategisch und physisch), Ablehnung und Verleugnung sind<br />
die Folge (Erhard, 2007). Aber auch in Alltagssituationen von jüngeren Menschen spielen<br />
Stress und die daraus folgenden situationsbezogenen Wahrnehmungsdefizite eine Rolle<br />
(siehe Szenarien 2 und 3).<br />
� Designstrategien für den ÖV müssten darauf abzielen Stresssituationen zu<br />
vermeiden, was natürlich auch allen anderen Benutzern zugute käme.<br />
Stresssituationen entstehen aufgrund einer Verdichtung von <strong>unt</strong>erschiedlichen<br />
Gegebenheiten. Weitere Untersuchungen von <strong>unt</strong>erschiedlichsten Situationen und in<br />
sie eingebettete Handlungsketten sind unerlässlich für die ganzheitliche Betrachtung<br />
des Verkehrssystems (siehe Callvorschläge Kapitel 9; C3).<br />
8.3.4 Raumbedürfnisse<br />
Die Lebenswelten und Lebensumfelder werden im zunehmenden Maße durch eine<br />
individualisierte Aneignung von Raum und Zeit geprägt. Wir leben in einer Gesellschaft mit<br />
wachsenden Bedürfnissen nach flexibleren und vor allem individuelleren Arten der<br />
Fortbewegung.<br />
Dafür erscheint das Auto die geeignete Form zu sein. Demzufolge sind die Aufgaben und<br />
das Ziel des ÖPV klar und eindeutig: Es geht darum, Angebote zu entwickeln, die die<br />
Vorzüge des Autos begreifen und die gleichen Bedürfnisse zu befriedigen versuchen. Die<br />
Nutzungsstandards des Autos sind also gleichsam die Gestaltungsstandards des ÖPV. Das<br />
bezieht sich im Detail auch auf die grundlegenden und sehr persönlichen Bedürfnisse des<br />
umgebenden Raumes, dessen Wahrnehmung und Nutzbarkeit sowie der persönlichen<br />
Entfaltungsmöglichkeit auch in sozialer und sozialpsychologischer Hinsicht. Das Auto dient<br />
als „Reizschutzpanzer“. Dieser Panzer beschreibt die Wichtigkeit einer sozialen Distanz und<br />
garantiert die Wahrung des persönlichen Nahraums. Andere Personen dringen nicht<br />
ungefragt in diesen ein, kommen einem nicht zu nahe. Ein eigenes Auto schützt die<br />
individuell <strong>unt</strong>erschiedlichen Scham- und Peinlichkeitsgrenzen und übermittelt das Gefühl<br />
von Sicherheit vor körperlicher Gewalt. Als Autofahrer/-in kann man selbst bestimmen,<br />
welche sinnlichen Reize im Raum herrschen z.B.: welche Musik gespielt wird, welche<br />
Gerüche und Temperatur vorherrschen oder welche Dinge und Farben den Raum bestimmen<br />
usw.<br />
Als Nutzer/-in kann ich mir sicher sein, dass ich in meinem Auto nicht mit Situationen<br />
konfrontiert werde, die für mich schwer erträglich sind. Als Nutzer/-in kann ich im Auto eine<br />
nervöse Überreizung vermeiden – der man an vielen Transferorten des ÖPV ausgesetzt ist.