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8.3 An<strong>for</strong>derungen an kognitive Fähigkeiten der ÖPV-Benutzer<br />
8.3.1 Embodiment und Handlungsketten<br />
b.<strong>unt</strong><br />
Embodiment ist eine These und ein Begriff aus der neueren Kognitionswissenschaft, nach<br />
der Intelligenz einen Körper benötigt, also eine physikalische Interaktion voraussetzt (Storch<br />
M. et al, 2006). Für eine Handlungskompetenz bedeutet das den automatischen Griff auf<br />
Erlerntes und Verinnerlichtes. Handlungsketten (Chains of Action), die Abfolge von<br />
Interaktion mit der Umgebung, Geräten, oder Systemen werden über den Gebrauch<br />
automatisiert (Dant T., 2005). Verknüpft die Handlungskette mit bekannten Formen, Bildern,<br />
Symbolen, Geräuschen oder Gerüchen und haptischen Erfahrungen. Sobald diese<br />
wahrgenommen werden, gibt es keine Probleme, dieses verinnerlichte Wissen abzurufen und<br />
intuitiv einzusetzen.<br />
Anwendungsbeispiel „Telefonieren“<br />
Im konkreten Fall der Handlungskette „Telefonieren“ heißt das, dass das Klingeln, das<br />
Aussehen des Telefons, die Form und das Gefühl wie es sich angreift, als Wissen gespeichert<br />
ist und verknüpft wird mit Wissen wie es zu handhaben und zu benützen ist. Wenn dieses<br />
Wissen nicht verlinkt werden kann versagen wir und können nicht mit dem Gerät<br />
interagieren. Ältere Personen können schon jahrzehntelang telefonieren, aber mit einem<br />
Telefon, das zu weit abweicht von dem Gerät, das sie kennen, können sie plötzlich nicht<br />
mehr telefonieren. Z.B. Symbole und Formen, die zu <strong>unt</strong>erschiedlich sind zu denen, die sie<br />
verinnerlicht haben, werden nicht als Auf<strong>for</strong>derung „Annehmen des Anrufes“<br />
wahrgenommen.<br />
Das Intelligenzverständnis des Embodiment entspricht etwa dem, was mittlerweile über den<br />
Vorgang der Wahrnehmung bekannt ist: Die Wahrnehmung ist demnach kein Prozess der<br />
Abbildung sensorischer Stimuli auf ein inneres Modell der Welt, sondern eine<br />
sensomotorische Koordination, die sich immer im Gesamtkonzept eines handelnden Wesens<br />
ereignet und von der KI-Forschung als Complete agent bezeichnet wird.<br />
� Das Eingehen auf bestehende Handlungsketten und verinnerlichte Bilder der<br />
Benutzer für die Entwicklung und Umsetzung von neuen Technologien und<br />
Interaktionsmöglichkeiten ist Voraussetzung für die Akzeptanz der neuen<br />
Technologien (siehe Callvorschläge Kapitel 9; C3).<br />
8.3.2 Zumutbarkeit/Belastbarkeit<br />
Lebensstil Multitasking<br />
Einerseits entwickeln wir immer bessere Fähigleiten zum Multitasking, um mit der ständigen<br />
In<strong>for</strong>mationsflut fertig zu werden. Wir werden zu „Simultanten“ (Meckel, 2006). Parallel<br />
dazu entwickelt sich aber auch das Bewusstsein, dass zu viel In<strong>for</strong>mation kontraproduktiv<br />
ist. Das Multitasking in der Verarbeitung von In<strong>for</strong>mationen kann Fehler verursachen,<br />
Aufmerksamkeitsspannen verkürzen und Stress beim Nutzer hervorrufen.<br />
Im Bereich der Verkehrspsychologie gibt es genaue Untersuchungen über Reaktionszeiten<br />
und Aufnahmefähigkeit. Sehr pragmatisch startete der ÖAMTC in Österreich einige<br />
Versuche, bei denen Verkehrszeichen verhüllt wurden – man beobachtete, ob das Fehlen<br />
dieser Verkehrszeichen die Sicherheit bzw. die Orientierung der Autofahrer beeinflusste.<br />
Nach einer Testphase wurden die überflüssigen Schilder abmontiert. Die Flut an<br />
Verkehrsschildern über<strong>for</strong>dert die Autofahrer. Der ÖAMTC schätzt, dass ein Fünftel aller<br />
Verkehrszeichen eingespart werden könnten (Verkehrspsychologin Dora Donosa).<br />
Ein Autofahrer, der während der Fahrt telefoniert, nimmt dabei bis zu 50 % weniger von<br />
seiner Umwelt wahr als normalerweise. Studien in Deutschland belegen, dass es dabei<br />
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