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CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 02/2023

CD is an independent and impartial magazine and is the medium of communication between foreign representatives of international and UN-organisations based in Vienna and the Austrian political classes, business, culture and tourism. CD features up-to-date information about and for the diplomatic corps, international organisations, society, politics, business, tourism, fashion and culture. Furthermore CD introduces the new ambassadors in Austria and informs about designations, awards and top-events. Interviews with leading personalities, country reports from all over the world and the presentation of Austria as a host country complement the wide range oft he magazine.

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SAVOIR VIVRE WATER AS CULTURAL HERITAGE<br />

Kaltes, klares Quellwasser<br />

Cold, clear spring water<br />

Text und Interviews: Rois & Stubenrauch<br />

Wiener Lebensgefühl: Hochquellwasser<br />

zum Kaffee.<br />

Viennese attitude to life: mountain-spring<br />

water with coffee.<br />

Wien ist die einzige Millionenstadt der Welt, die flächendeckend mit frischem<br />

Hochquellwasser versorgt wird. 2<strong>02</strong>3 feiert die bahnbrechende Hochquellenwasserleitung<br />

ihr 150-jähriges Bestehen.<br />

Vienna is the only metropolis in the world that is supplied with fresh spring water<br />

across its entire area. In 2<strong>02</strong>3, the ground-breaking First Vienna Mountain Spring<br />

Pipeline celebrates its 150th anniversary.<br />

PHOTOS: WIENER WASSER / KERNMAYER, D. NOVOTNY; WIENTOURISMUS / JULIUS HIRTZBERGER<br />

absolut entscheidendes<br />

Jahr für Wien. Nicht nur wurde<br />

1873war ein<br />

im Mai endlich die seit Jahren<br />

geplante Wiener Weltausstellung, eine gigantische<br />

Schau im Wiener Prater eröffnet, im Oktober 1873<br />

wurde auch die I. Wiener Hochquellenleitung feierlich<br />

eingeweiht. Das bis heute bahnbrechende Projekt liefert<br />

der Stadt frisches Quellwasser aus dem Rax- und<br />

Schneeberggebiet, rund 150 km südwestlich von Wien.<br />

Die Versorgung der Stadt mit erstklassigem Wasser<br />

war eines der bestimmenden Puzzleteile für den fulminanten<br />

Aufstieg Wiens zur tonangebenden Metropole<br />

Europas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Visionäres Projekt<br />

Seit 150 Jahren versorgt die I. Hochquellenleitung,<br />

die ohne eine einzige Pumpe auskommt und nur mit<br />

dem natürlichen Gefälle arbeitet, Wien mit frischem<br />

Quellwasser, das in rund 24 Stunden von den Voralpen<br />

durch zahlreiche Stollen und über 30 Aquädukte, die<br />

heute alle unter Denkmalschutz stehen, bis in den<br />

Wasserbehälter am Rosenhügel fliesst, von wo es dann<br />

im Stadtgebiet in die Haushalte verteilt wird. In visionärer<br />

Voraussicht entschied sich der Wiener Gemeinderat<br />

in hitzig geführten Debatten im Vorfeld gegen<br />

die technisch und finanziell weit weniger aufwändige<br />

Aufbereitung von Trinkwasser aus der Donau und ließ<br />

im Gebiet der Voralpen nach sauberem Quellwasser<br />

suchen. Die weit in die Zukunft gerichtete Entscheidung<br />

machte die Stadt Wien zur Besitzerin der Quellen<br />

ihrer Wasserversorgung und schuf zudem umfassende<br />

Wasserschutzzonen in den Alpen, die sich<br />

mittlerweile auf 675 km2 ausgeweitet haben. Am<br />

24. Oktober 1873 wurde das visionäre Projekt der I.<br />

Wiener Hochquellenleitung von Kaiser Franz Joseph<br />

mit der feierlichen Inbetriebnahme des Hochstrahlbrunnens<br />

am Schwarzenbergplatz offiziell eröffnet. In<br />

den folgenden Jahrzehnten wuchs die Bevölkerung<br />

Wiens rapide auf über zwei Millionen Einwohner an.<br />

Um den gestiegenen Wasserverbrauch decken zu können,<br />

ergänzt seit 1910 die II. Wiener Hochquellenleitung,<br />

mit Quellfassungen im Hochschwabgebiet, die<br />

Wiener Wasserversorgung. Die beiden Hochquellenleitungen<br />

beliefern die Stadt bis heute täglich mit rund<br />

420 Millionen Liter frischem Quellwasser.<br />

Wertvolles Lebensmittel<br />

Anfangs wurde das saubere Wasser der Hochquellenleitung<br />

in erster Linie als dringend notwendige Befreiung<br />

Wiens von der Bedrohung durch Krankheiten<br />

wie der Cholera gesehen. Die positiven Auswirkungen<br />

der Versorgung mit frischem Quellwasser ging jedoch<br />

weit darüber hinaus, trägt sie doch bis heute entscheidend<br />

zum speziellen Lebensgefühl der Stadt bei – von<br />

den 1.300 Trinkbrunnen bis zum obligaten Glas Hochquellwasser<br />

zur Melange im Wiener Kaffeehaus. Dem<br />

hohen Stellenwert des berühmten Wiener Hochquellwassers<br />

für die Identität der Stadt – lange als eine<br />

Selbstverständlichkeit hingenommen – ist man sich<br />

seit einigen Jahrzehnten wieder sehr bewusst. Die zunehmende<br />

Bedeutung von Wasser als wertvollem Lebensmittel<br />

rückt auch international auf die Agenda.<br />

Die UNO setzte 2015 den Zugang zu sauberem Wasser<br />

als Ziel Nr. 6 auf die Liste ihrer Sustainable Development<br />

Goals. Ende März 2<strong>02</strong>3 fand im UN-Hauptquartier<br />

in New York die UN Water Conference statt – die<br />

erste seit mehr als 46 Jahren. UN-Generalsekretär<br />

António Guterres betonte in seiner Abschlussrede die<br />

zentrale Rolle des Wassers für die globale politische<br />

Agenda der kommenden Jahre. Österreich war auf der<br />

Konferenz durch Bundesminister Norbert Totschnig<br />

vertreten, ebenso hatte das „Danube Water Programm“<br />

der IAWD, Kürzel für die etwas sperrig benannte „Internationale<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im<br />

Donaueinzugsgebiet“, einen großen Auftritt. 1993 von<br />

den Wiener Wasserwerken initiiert, gilt die 11 Länder<br />

umfassende, grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

mittlerweile als Best Practice-Projekt im Bereich des<br />

Wassermanagements.<br />

Wegweisend.<br />

Pioneering.<br />

Die I. Wiener Hochquellenleitung<br />

feiert 150 Jahre Bestehen.<br />

The First Vienna Mountain Spring Pipeline<br />

celebrates 150 years of existence.<br />

Die Kläfferquelle – eine von 70<br />

Quellen des Wiener Wassers.<br />

The Kläfferquelle – one of 70<br />

sources of Viennese water.<br />

92 Cercle Diplomatique 2/2<strong>02</strong>3<br />

Cercle Diplomatique 2/2<strong>02</strong>3<br />

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