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Journal asmac No 6 - décembre 2023

Sauvetage - Histoires d’hôpitaux et de carottes Politique - Un guide sur la santé planétaire Médecine du sport - Prévention et traitement des blessures Déficits immunitaires secondaires - La substitution par immunoglobulines en hématologie

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Déficits immunitaires secondaires - La substitution par immunoglobulines en hématologie

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Perspectives<br />

ren. Die kumulative Inzidenz einer Hypogammaglobulinämie<br />

bei Patienten nach<br />

allogener Stammzelltransplantation beträgt<br />

nach einem Jahr 24 % und nach drei<br />

Jahren 27 %. Als Risikofaktoren für eine<br />

Hypogammaglobulinämie bei diesen Patienten<br />

wurden lymphatische Malignitäten,<br />

die Behandlung mit Mycophenolat-Mofetil,<br />

tiefe Immunglobulin(IgG)-Spiegel vor<br />

der Transplantation und akute GvHD Grad<br />

2 bis 4 identifiziert [7]. Die negative Auswirkung<br />

des sekundären Antiköpermangels<br />

in dieser Patientengruppe wird durch<br />

eine Studie eindrücklich belegt: Patienten<br />

nach allogener Stammzelltransplantation,<br />

die im ersten Jahr nach Transplantation<br />

IgG-Spiegel von weniger als 4 g / l aufwiesen,<br />

zeigten eine 18 % höhere transplantations-assoziierte<br />

Mortalität, respektive<br />

eine 17 % tiefere Überlebensrate [8]. Die<br />

neuen zellulären Therapien mit «Chimeric<br />

Antigen Receptor(CAR)»-T-Zellen werden<br />

erfolgreich zur Behandlung von aggressiven<br />

B-Zell-Lymphomen eingesetzt. Diese<br />

CAR-T-Zellen reagieren mittels chimärem<br />

Antigenrezeptor (z. B. anti-CD19) spezifisch<br />

mit den Tumorzellen, z. B. Lymphomzellen.<br />

CAR-T-Zellen mit einem chimären<br />

Rezeptor gegen CD19 induzieren ebenfalls<br />

eine sehr effiziente und vielfach langanhaltende<br />

B-Zell-Depletion und somit auch<br />

eine Hypogammaglobulinämie. In einer<br />

Studie mit CAR-T-Zell-Infusion wurde zwischen<br />

Tag 15 und 30 in 35 %, zwischen Tag<br />

31 bis 60 in 27 % und zwischen Tag 61 und<br />

90 in 46 % eine Hypo gammaglobulinämie<br />

(IgG-Spiegel < 4 g / l) rapportiert [9]. In einer<br />

anderen Studie zeigen 67 % der Patienten<br />

90 Tage oder noch länger nach<br />

CAR-T-Zell-Infusion eine Hypogammaglobulinämie<br />

mit IgG-Spiegeln von < 4 g / l<br />

oder es wurde eine Immun globulin-<br />

Substitutionstherapie nötig [10]. Hier gilt<br />

anzumerken, dass die Häufigkeit des Auftretens<br />

der Hypogammaglobulin ämie von<br />

CAR-T-Präparat zu CAR-T­ Zell­ Präparat<br />

unterschiedlich ist, wobei dies wahrscheinlich<br />

nicht – oder nicht nur – an den<br />

verschiedenen Präparaten, sondern auch<br />

an den verschiedenen Therapieprotokollen<br />

liegt, die unterschiedliche Definitionen<br />

der Hypogammaglobulinämie aufweisen<br />

und verschiedene Zeitpunkte der<br />

IgG-Messung vorschreiben [11]. Obschon<br />

viele dieser Patienten bereits eine intensive<br />

Vorbehandlung mit Rituximab-enthaltenden<br />

Therapieschemata erhielten und<br />

vor CAR-T-Therapie verminderte Immunglobulin-Spiegel<br />

aufweisen, führt die CAR-<br />

T-Zell-Therapie zusätzlich zu einer weiteren<br />

Verminderung dieser Spiegel [11]. Infektiöse<br />

Komplikationen nach CAR-T-Zell-<br />

Therapie sind häufig und tragen signifikant<br />

zur Mortalität bei. In 23 – 42 % der Patienten<br />

tritt im ersten Monat nach CAR-T-Zell-<br />

Therapie eine infektiöse Komplikation<br />

auf, danach – bis Tag 90 nach CAR-T-Zell-<br />

Infusion – werden diese Komplikationen<br />

noch bei 21 % der Patienten beobachtet [11].<br />

Ein direkter Zusammenhang zwischen<br />

der Hypogammaglobulinämie und infektiösen<br />

Komplikationen kann bei Kindern<br />

in den ersten 28 Tagen nach CAR-T-Zell-<br />

Infusion belegt werden, eine entsprechende<br />

Assoziation konnte jedoch bei Erwachsenen<br />

Patienten noch nicht bestätigt werden.<br />

Therapie der sekundären<br />

Hypogammaglobulinämie<br />

mit Immunglobulinen<br />

Die IgG-Substitutionsbehandlung ist in<br />

der Behandlung des primären und sekundären<br />

Antikörpermangels zentral. Im Jahre<br />

1952 wurden bei einem achtjährigen<br />

Knaben mit rezidivierenden schweren<br />

Infektionen aufgrund einer Aggammaglobulinämie<br />

zum ersten Mal Immunglobuline<br />

verabreicht. Diese erste Substitutionsbehandlung<br />

wurde monatlich subkutan<br />

in Dosen von 3,2 g verabreicht und<br />

führte dazu, dass während einem Jahr<br />

keine Infektionen mehr aufgetreten sind<br />

[12]. In den folgenden Jahren wurden Immunglobuline<br />

hauptsächlich intramuskulär<br />

appliziert. Die Therapie zeigte jedoch<br />

Tabelle 2. Vergleich intravenös vs. subkutanes Immunglobulin.<br />

Pharmakokinetik<br />

Dosierung<br />

Patientenfreundlichkeit<br />

Nebenwirkungen<br />

Reaktion an der Injektionsstell<br />

Patientenzufriedenheit<br />

Intravenös immunglobuline<br />

– Fluktuierende Spiegel<br />

– Alle 3 – 4 Wochen<br />

– Dosis ev. Bestimmt durch Volumen<br />

Toleranz<br />

– Tiefe Talspiegel mit Wirkungsverlust<br />

– Meist gebunden an Spital / Poliklinik<br />

– Gefässzugang erforderlich<br />

– Spezialisiertes medizinisches Personal<br />

nötig<br />

– Erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen<br />

– Dosis- und Frequenz-abhängige<br />

– Nebenwirkungen<br />

– Selten<br />

– Bevorzugt durch Patienten, die Angst vor<br />

Nadeln und Eigenverabreichung haben<br />

– Nicht zuverlässige Patienten<br />

Subkutan Immunglobuline<br />

– Konstante Spiegel<br />

– Alle 1 – 2 Wochen<br />

– Frequenz bestimmt durch Dosis,<br />

toleriertes Volumen und Präferenz Patient<br />

– Höhere Talspiegel mit geringem Risiko<br />

Wirkungsverlust<br />

– Meistens zu Hause möglich<br />

– Gefässzugang nicht erforderlich<br />

– Selten, meist milder als bei IglV<br />

– Kann bei Patienten eingesetzt werden<br />

die bei IglV Reaktionen hatten<br />

– Irritation, Schwellung, Verhärtung und<br />

Juckreiz an der Injektionsstelle normal;<br />

Symptome klingen rasch ab<br />

– Erhöhte QoL (Unabhängigkeit, Flexibilität)<br />

– Verminderte Belastung Infrastruktur<br />

– Tiefere Kosten<br />

Anmerkungen: IgSC: subkutane Immunglobuline; IgIV: intravenöse Immunglobuline; QoL: Quality of Life. Tabelle angepasst gemäss [13].<br />

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