Journal asmac No 6 - décembre 2023
Sauvetage - Histoires d’hôpitaux et de carottes Politique - Un guide sur la santé planétaire Médecine du sport - Prévention et traitement des blessures Déficits immunitaires secondaires - La substitution par immunoglobulines en hématologie
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Médecine du sport - Prévention et traitement des blessures
Déficits immunitaires secondaires - La substitution par immunoglobulines en hématologie
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Perspectives<br />
48<br />
Zusammenfassung<br />
Hämatologische Malignitäten und Immunochemotherapien sind häufig mit einer sekundären<br />
zellulären und humoralen Immunschwäche assoziiert. Durch die zunehmende<br />
Ver wendung von effektiven therapeutischen Antikörpern und zellulären Therapien, die<br />
gerichtet Antikörper-produzierende Zellen (B- und Plasma-Zellen) eliminieren, nimmt die<br />
Häufigkeit des sekundären Antikörpermangel-Syndroms in der täglichen hämatologischen<br />
Praxis zu. Diese Übersichtsarbeit gibt einen kurzen Überblick über die Ätiologie des sekundären<br />
Antikörpermangels bei hämatologischen Patienten und widmet sich in der Folge<br />
der Wirksamkeit und Indikationsstellung für eine Immunglobulin-Substitutionstherapie<br />
sowie Überlegungen zur entsprechenden Präparatewahl in dieser Patientengruppe.<br />
Abstract: Immunglobulin Substitution Therapy in<br />
Hematological Patients with secondary Antibody<br />
Deficiency<br />
Hematological malignancies and immunochemotherapy are frequently associated with<br />
secondary cellular and humoral immunodeficiencies. Due to the growing application<br />
of effective therapeutic antibodies, and cellular therapies specifically targeting and hence<br />
depleting antibody producing cells (B- and plasma cells) the incidence of secondary antibody<br />
deficiencies in the daily practice is increasing. This article will provide a short<br />
overview of the etiology of secondary antibody deficiencies in hematological patients.<br />
Then, it will discuss the efficacy and indication of immunoglobulin substitution therapy<br />
in these patients and finally address the choice of the respective preparation.<br />
3. Wann sollte bei Patienten mit<br />
hämatologischer Neoplasie eine<br />
Immunglobulin-Substitutionstherapie<br />
gestartet oder zumindest<br />
erwogen werden?<br />
– bei einem IgG-Spiegel < 4 g / l unter adäquater<br />
antimikrobieller Prophylaxe<br />
während oder nach einer schweren Infektion<br />
oder bei rezidivierenden oder<br />
persistierenden Infektionen<br />
– bei allen Patienten nach allogenen<br />
Stammzelltransplantation, im Besonderen<br />
wenn sie tiefe IgG (< 4 g / l) oder / und<br />
eine GvHD haben, die mit Immunsupressiva<br />
behandelt wird<br />
– bei Patienten nach CAR-T-Zell-Therapie<br />
sollte immer eine Substitution<br />
durchgeführt werden<br />
– bei Patienten mit einer trotz adäquater<br />
antibiotischer Therapie schweren, rezidivierenden<br />
oder persistierenden Infektion<br />
kombiniert mit einer milden<br />
Hypogammaglobulinämie von 4 bis<br />
6 g / l und / oder einer ungenügenden<br />
Impfantwort gegen Pneumokokken<br />
4. Wie muss dosiert werden?<br />
– Die Dosierung der Immunglobulin<br />
Substitutionstherapie sollte gewichtsadaptiert<br />
erfolgen. Bei adipösen Pa tienten<br />
sollte die Dosis gewichtsadaptiert an<br />
das Ideal- oder angepasstes Körpergewicht<br />
(engl. «ideal» oder «adjusted body<br />
weight») angepasst werden.<br />
– Bei hämatologischen Patienten mit einem<br />
sekundären Antikörpermangel<br />
sollte die Dosierung 0.4 g / kg Körpergewicht<br />
alle drei bis vier Wochen betragen.<br />
– Bei Patienten, bei denen die Infektion<br />
trotz dieser Dosis alle drei bis vier Wochen<br />
nicht unter Kontrolle ist respektive<br />
Rezidive auftreten, muss eine Erhöhung<br />
der Dosis erwogen werden.<br />
5. Wann kann die Immunglobulin-Substitution<br />
wieder gestoppt werden?<br />
– bei Patienten, die eine klinisch signifikante<br />
Periode ohne infektiöse Komplikationen<br />
hatten oder bei denen Zeichen<br />
einer immunologischen Erholung<br />
sichtbar sind<br />
– bei Patienten ohne infektiöse Komplikationen<br />
für mindestens sechs Monate<br />
und mit Zeichen einer immunologischen<br />
Erholung<br />
– auch nach Absetzen der Substitution<br />
sollten die Immunoglobulin-Spiegel<br />
regelmässig gemessen werden und bei<br />
Wiederauftreten von infektiösen Kompli<br />
ka tionen niederschwellig eine erneute<br />
Immunglobulin- Substitutionstherapie<br />
gestartet werden.<br />
Wahl des Präparates<br />
und der Verabreichungsroute<br />
Seit der ersten Verabreichung 1952 wurden<br />
die Produktionsprozesse der Immunglobulin-Präparate<br />
optimiert. Im Vordergrund<br />
dieser Produktionsoptimierung stand eine<br />
Erhöhung des Gehaltes und der Reinheit<br />
des gewonnenen IgG aus einem Pool von<br />
gesunden Plasmaspendern. Die Präparate<br />
mit einem Mindestanteil von 96 % IgG bestehen<br />
hauptsächlich aus den IgG-Subklassen<br />
IgG1 (ca. 56 – 69 %) und IgG2 (26 – 32 %),<br />
zudem enthalten sie einen geringen Anteil<br />
IgG3 und IgG4. Die erhältlichen Präparate<br />
weisen auch eine IgA-Konzentration von<br />
< 0.9 mg / ml auf. Die Optimierung der<br />
Produktionsprozesse schliesst auch eine<br />
effi zientere Pathogen-Inaktivierung ein,<br />
was die Sicherheit dieser Immunglobulin<br />
Präparate weiter erhöht [13].<br />
Die Therapie mit Immunglobulinen<br />
wird meist gut vertragen. Überempfindlichkeiten<br />
bis hin zur Anaphylaxie können<br />
auftreten, sind aber selten. Das Auftreten<br />
dieser Nebenwirkung kann einen Zusammenhang<br />
mit der Infusionsgeschwindigkeit<br />
haben, kann aber auch bei der ersten<br />
Infusion oder bei einer primären Hypooder<br />
Agam maglobulinämie mit oder ohne<br />
bestehenden IgA-Mangel auftreten. Beim<br />
Auftreten einer milden allergischen Reaktion<br />
kann die Infusion gestoppt werden<br />
und bei schneller Regredienz der Symptome<br />
nach einer Pause mit tieferer Infusionsgeschwindigkeit<br />
wieder aufgenommen<br />
werden [13]. Bei einer schwereren<br />
Reaktion bis hin zur Anaphylaxie muss<br />
die Infusion gestoppt werden und die entsprechenden<br />
notfallmedizinischen Massnahmen<br />
(Volumensupport, H1- und H2-<br />
Blocker, Steroide, evtl. Sauerstoff) müssen<br />
schnell eingeleitet werden. Selten kann<br />
die Immunglobulin-Substitution einen<br />
positiven direkten An tiglobulin-Test verursachen<br />
und in sehr seltenen Fällen kann<br />
dieser mit einer Hämolyse vergesellschaftet<br />
sein. Im Immunoglobulinpräparat enthaltene<br />
Isoagglutinine verursachen die<br />
sehr seltene Komplikation, wobei diese<br />
vor allem bei hohen Substitutionsdosen<br />
(> 0.5 g / kg KG) an Nicht-O-Blutgruppenempfänger<br />
auftritt. Hersteller haben zwischenzeitlich<br />
dieses Problem mit teils<br />
selektiver Reduktion von Isoagglutininen<br />
(Anti-A und Anti-B) in der Herstellung<br />
gelöst. Das sehr seltene Auftreten von<br />
thromboembolischen Komplika tionen<br />
wird ebenfalls beschrieben. Das plötzliche<br />
Zusammenspiel von Anstieg der Viskosität<br />
in Kombination mit vorbestehenden<br />
Risikofaktoren für thromboembo lische<br />
Ereignisse dürfte hier sicher eine Rolle<br />
spielen, vor allem bei höheren Dosierungen<br />
(> 0.5 g / l kg KG). Eine vergleichbare<br />
Ätiologie hat wahrscheinlich auch die<br />
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