AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2021
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POLITIK & RECHT<br />
Foto: www.parlament.ch<br />
Neues CO 2<br />
-Gesetz<br />
Darum müssen Sie Nein stimmen!<br />
Am 13. Juni <strong>2021</strong> stimmt die Schweizer Bevölkerung über das neue CO 2<br />
-Gesetz ab. Dabei nehmen es die<br />
Befürworter mit der Wahrheit nicht allzu genau. Für den Bundesrat setzt sich Umweltministerin Simonetta<br />
Sommaruga an vorderster Front für die Vorlage ein. Zeit für einen Faktencheck. <strong>AUTOINSIDE</strong>-Redaktion<br />
Beginnen wir beim Interview, das die Vorsteherin des Eidgenössischen<br />
Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation<br />
UVEK im März in der «Neuen Zürcher Zeitung» gab.<br />
«Auf eine vierköpfige Familie, die einmal pro Jahr<br />
in Europa in die Ferien fliegt, ein Benzinauto fährt<br />
und mit Öl heizt, können bis 2030 Zusatzkosten<br />
von durchschnittlich 100 Franken pro Jahr zukommen.<br />
Wer nicht mit Öl heizt, auf ein Elektroauto<br />
umstellt oder ein Jahr gar nicht fliegt, zahlt weniger<br />
oder nichts. Die Flugticketabgabe wird laut einer<br />
externen Studie nur bei 10 Prozent der Bevölkerung<br />
zu einer Mehrbelastung führen.»<br />
(NZZ, 11.03.21)<br />
BR Sommaruga<br />
FAKT: Das ist irreführend. Allein die Mehrkosten von bis zu 12<br />
Rappen pro Liter Benzin und Diesel dürften, je nach Verbrauch,<br />
mit 100 bis 200 Franken zu Buche schlagen. Dieses Geld wird im<br />
neu zu schaffenden Umverteilungsapparat aus Bundesbern nicht<br />
zurückerstattet. Weiter fallen für die besagte Familie bis zu 900<br />
Franken Mehrkosten aufgrund der steigenden CO 2<br />
-Abgabe auf<br />
Heizöl und rund 200 Franken für den Ferienflug in Europa an.<br />
Alles in Allem muss also von zusätzlichen Kosten in Höhe von<br />
über 1000 Franken ausgegangen werden. Berücksichtigt man die<br />
Rückerstattung der CO 2<br />
-Abgabe via die Krankenkasse <strong>–</strong> heute<br />
74 Franken pro Person und Jahr, zukünftig höchstens das Doppelte<br />
<strong>–</strong> liegt Bundesrätin Sommaruga mit ihrer Aussage also<br />
immer noch um das Fünf- bis Zehnfache daneben.<br />
Doch nicht nur die NZZ-Leser werden von den Befürwortern bearbeitet,<br />
sie nehmen auch die Zielgruppe der jüngeren Stimmbürgerinnen und<br />
Stimmbürger ins Visier <strong>–</strong> zum Beispiel, indem sich die SP-Bundesrätin<br />
im April gleich persönlich den Leserfragen von «20 Minuten» stellte.<br />
Auch hier verteidigte sie ihre Aussage, dass eine «Durchschnittsfamilie»<br />
mit jährlichen Mehrkosten von 100 Franken rechnen müsse.<br />
«Familien, die oft in die Ferien fliegen, zahlen mehr<br />
als 100 Franken. Die absoluten Vielflieger zahlen<br />
mehr fürs Ticket. Aber für 90 Prozent der Personen<br />
wird es nicht teurer. Von der Flugticketabgabe wird<br />
über die Hälfte an die Bevölkerung zurückgehen, von<br />
daher ist es sehr sozial. Das Gesetz ist aber auch für<br />
die Autofahrer positiv. Es schafft Infrastruktur für<br />
Elektroautos. Wir wollen den Leuten keine Vorschriften<br />
machen. Wer sich klimafreundlich bewegt,<br />
für den wird es günstiger, aber wem das Klima egal<br />
ist und viel Geld hat, für den wird es teurer.»<br />
BR Sommaruga<br />
FAKT: Praktisch jeder Schweizer und jede Schweizerin fliegt<br />
mindestens einmal pro Jahr irgendwohin. Und wer fliegt, der<br />
bezahlt eine Strafsteuer, Punkt. Die Aussage, man erhalte mehr<br />
zurück als man bezahlt, ist eine klare Falschaussage, denn so<br />
würde das System gar nicht funktionieren <strong>–</strong> insbesondere,<br />
wenn nur die Hälfte zurückerstattet wird. Die andere Hälfte ist<br />
eine reine Steuer, mit der der Bevölkerung und der Flugbranche<br />
jährlich eine Milliarde aus der Tasche gezogen wird. Das ist<br />
alles andere als sozial.<br />
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<strong>Mai</strong> <strong>2021</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>