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AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2021

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BRANCHENVERTRETUNG / HANDEL<br />

Markus Aegerter zum Thema Agenturmodell<br />

Neue Herausforderungen<br />

und neue Chancen<br />

In nahen Ausland ist das Agenturmodell von einigen Marken bereits umgesetzt. Auch in der Schweiz dürfte<br />

das neue Vertriebsmodell früher oder später zum Thema werden. Markus Aegerter (AGVS-Geschäftsleitung<br />

Branchenvertretung) nimmt Stellung. Sandro Compagno<br />

Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleiter<br />

Branchenvertretung.<br />

Herr Aegerter, in verschiedenen Ländern<br />

setzen Hersteller vermehrt auf das<br />

Agenturmodell. Wie ist die Situation in<br />

der Schweiz?<br />

Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleitung<br />

Branchenvertretung: Mir ist mit Ausnahme<br />

von Polestar aktuell keine Marke bekannt,<br />

welche das Agenturmodell in der Schweiz bereits<br />

eingeführt hat. Ich gehe aber davon aus,<br />

dass es bei denjenigen Marken ein Thema<br />

wird, welche das in anderen Ländern bereits<br />

umgesetzt haben, insbesondere beim Volkswagenkonzern,<br />

Volvo oder Mercedes.<br />

Wie steht der AGVS grundsätzlich zum<br />

Agenturmodell?<br />

Für den AGVS ist es entscheidend, dass die<br />

Händler in einem Agenturmodell für alle<br />

ihre Aufwendungen angemessen entschädigt<br />

werden und keine Vorfinanzierung<br />

der Fahrzeuge und der Infrastruktur tragen<br />

müssen. Auch die Kosten für Lagerhaltung<br />

und Ausstellungsfahrzeuge sollten nicht<br />

mehr auf die Händler abgewälzt werden.<br />

Und ein echtes Agenturmodell sollte losgelöst<br />

von verpflichtenden Zielerreichungen<br />

in Verbindung mit Stückzahlen sein.<br />

Wenn Sie mit AGVS-Garagisten sprechen.<br />

Wie nehmen Sie deren Haltung wahr?<br />

Im Moment noch eher zurückhaltend und<br />

abwartend, denn es gibt noch viele offene<br />

Fragen. Unter anderem ist zu prüfen, ob das<br />

aus der EU stammende Agenturmodell mit<br />

dem schweizerischen Recht überhaupt umsetzbar<br />

ist. Dazu kommt die Motion Pfister<br />

welche Automobilisten und Garagisten vor<br />

wettbewerbsverzerrenden und gebietsabschottenden<br />

Praktiken schützen will. Der<br />

Vorstoss wird voraussichtlich in der Sommersession<br />

im Ständerat behandelt, nachdem<br />

der Nationalrat im letzten Herbst mit<br />

einem deutlichen Ja zugestimmt hat.<br />

Wie vertritt der AGVS die Interessen seiner<br />

Mitglieder gegenüber den Herstellern?<br />

Wir sind aktuell in der Markenkommission<br />

daran, ein Factsheet mit allen wissenswerten<br />

Informationen zu diesen neuen Zusammenarbeitsmodellen<br />

zu erarbeiten. Dieses<br />

werden wir den Vertretern der Markenhändlerverbände<br />

für ihre Gespräche mit<br />

den Importeuren/Herstellern zur Verfügung<br />

stellen. Und wir unterstützen die Vertreter<br />

der Markenhändlerverbände durch unsere<br />

Rechtsberater.<br />

Ein anderes Modell, das die Cecra untersucht<br />

hat, war das Franchise-Modell, in dem<br />

der Garagist grössere unternehmerische<br />

Freiheiten, aber auch ein höheres Risiko<br />

trägt. Eine sinnvolle Alternative?<br />

Es ist korrekt, dass die von der Cecra beauftragte<br />

Analyse zum Schluss gekommen ist,<br />

dass ein Franchisekonzept durchaus eine Alternative<br />

sein könnte. Je nach Risikobereitschaft<br />

der Garagisten als Franchisenehmer<br />

kann deren Verdienst mit diesem Modell interessanter<br />

sein. Wie bereits erwähnt bleibt<br />

aber abzuwarten, welche Konzepte von den<br />

Importeuren/Herstellern den Schweizer Garagisten<br />

vorgelegt werden. Die Händlerverbände<br />

und letzten Endes auch jeder Markengaragist<br />

werden gefordert sein, die Auflagen<br />

der jeweiligen Modelle genau zu prüfen.<br />

100 Prozent der deutschen VW-Händler<br />

haben für den Verkauf der Elektrofahrzeuge<br />

der ID-Linie einen Agenturvertrag mit dem<br />

Hersteller unterschrieben. Offenbar ist das<br />

für sie interessanter als die Unabhängigkeit.<br />

Ich kenne den Inhalt dieser Verträge, welche<br />

die deutschen VW-Händler für die ID-<br />

Linie unterzeichnet haben, noch nicht. Von<br />

unseren Kollegen vom deutschen Verband<br />

ZDK weiss ich aber, dass Seitens der Händlerverbände<br />

harte Verhandlungen mit dem<br />

Hersteller geführt wurden.<br />

Ganz grundsätzlich: Ist der Garagist als<br />

freier Unternehmer heute eine bedrohte Art?<br />

Nein. Aber das über lange Jahre gültige Geschäftsmodell<br />

mit den bekannten Vertriebskanälen<br />

und Entschädigungsvarianten ändert<br />

sich. Ich gehe davon aus, dass mit den<br />

neuen Antriebsvarianten <strong>–</strong> allen voran den<br />

reinen Elektroautos <strong>–</strong> schrittweise neue<br />

Konzepte umgesetzt werden, indem der<br />

Handel auf Onlinevertrieb umgestellt wird.<br />

Für den Garagisten bringt das neue Herausforderungen.<br />

Aber auch neue Chancen! <<br />

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<strong>Mai</strong> <strong>2021</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>

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