AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2021
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
HANDEL & AFTERSALES<br />
Die Rigi-Garage Kenel in den Anfangszeiten um 1930 und heute. Geblieben ist die malerische Umgebung am Zugersee. Fotos: Rigi-Garage Kenel / AGVS-Medien<br />
Als René Kenels Vater 1993 verstarb, führte<br />
zunächst seine Mutter den Bestattungsdienst<br />
und die Garage als damalige Peugeot-Vertretung<br />
weiter. Die Verantwortung übernahm<br />
René Kenel just ab jenem Zeitpunkt, als der<br />
französische Autohersteller kontinuierlich<br />
mehr Anforderungen an seine Garagisten<br />
stellte. «Wir konnten weder die geforderten<br />
Verkaufszahlen, noch die Auflagen an einen<br />
Showroom erfüllen», sagt René Kenel. Die<br />
Degradierung zur Servicestelle war die Folge,<br />
aber selbst für diesen Status sind die Ansprüche<br />
in den letzten Jahren gewachsen. «Ich<br />
hätte immer mehr Kurse besuchen müssen<br />
<strong>–</strong> vom Peugeot-Techniker zum -Diagnostiker<br />
und und und. Das hätte mich gegen 20 000<br />
Franken gekostet.» Anstatt auf das finanzielle<br />
Nullsummenspiel einzugehen, wurde daher<br />
das Verhältnis mit den Franzosen im <strong>Mai</strong><br />
2019 gekündigt.<br />
Jetzt ist es René Kenel wohler. Er hat sich<br />
für das Werkstattkonzept Le Garage der<br />
ESA entschieden und bietet Reparaturen<br />
und Service aller Marken an. Aktuell beschäftigt<br />
er einen Werkstattmitarbeiter<br />
und Interessenten für die Lehre Automobil-<br />
Fachmann/-frau EFZ Fachrichtung «Personenwagen»<br />
dürfen sich gerne bei ihm melden.<br />
«Wir geben Jugendlichen seit jeher eine<br />
Chance. Wir wollen Fachpersonen für unser<br />
Gewerbe ausbilden», so Kenel. Wichtig sei,<br />
sich Zeit für die Lernenden zu nehmen, damit<br />
sie den Anschluss in der Schule halten.<br />
Auch Kenel selbst eignet sich regelmässig<br />
neues Wissen an und hat Weiterbildungen<br />
in den Bereichen Klimaprüfung und Hochvoltsysteme<br />
für Hybridfahrzeuge erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Obwohl er die Diskussionen rund um alternative<br />
Antriebe verfolgt und als sinnvoll bezeichnet,<br />
behagen dem AGVS-Garagisten die<br />
Veränderung nicht. «Meine Kunden äussern<br />
Bedenken, die E-Mobilität sei noch nicht ausgereift.<br />
Sie fragen sich, wie und wo sie den<br />
Strom beziehen sollen.» Dass die Mehrheit<br />
der Kundschaft von René Kenel ältere Benziner<br />
fährt, kommt ihm daher gelegen. «Ich<br />
bin ein Mechaniker der alten Schule, der sich<br />
gerne mit Einspritzern und Vergasern statt<br />
mit Sensoren und Schaltplänen von Fremdmarken<br />
auseinandersetzt.» Aus diesem<br />
Grund hat er sich auch auf Oldtimer spezialisiert<br />
und erst kürzlich einen alten Dodge von<br />
Grund auf restauriert.<br />
Lieber Abstand nimmt der Garagist und Segelboot-Besitzer<br />
auch von der Finanzbuchhaltung,<br />
weshalb ihn seine Mutter und eine<br />
Mitarbeiterin im Büro und am Empfang<br />
unterstützen. Sinnvoll ist diese zusätzliche<br />
Arbeitskraft auch mit Blick auf das Bestattungsunternehmen,<br />
denn dessen Eingangsbereich<br />
ist derselbe wie derjenige der Garage.<br />
Die Hinterbliebenen werden jeweils im Vorfeld<br />
des Gesprächs telefonisch darüber informiert,<br />
dass sie an der Zugerstrasse 17 trotz<br />
unübersehbarem Shell-Logo an der richtigen<br />
Adresse sind. Empfangen werden sie dann in<br />
einem Besprechungszimmer, das dank den<br />
Auflagen von Peugeot entstanden ist. «Wir<br />
haben aufgrund der Vorgaben für den Empfangsbereich<br />
einen Teil der Werkstatt verkleinert.<br />
Ohne den Doppelnutzen fürs Bestattungsunternehmen<br />
hätten wir das nicht auf<br />
uns genommen», erklärt Kenel. So kommt es<br />
vor, dass er von der Werkstatt kommend direkt<br />
an einem Trauergespräch Platz nimmt. In<br />
diesem Moment ist kein adrettes Auftreten,<br />
sondern Mitgefühl gefragt. Trauernde müssen<br />
zum Beispiel über verschiedene Vorschriften<br />
wie die Totenruhe aufgeklärt werden. Der<br />
früheste Zeitpunkt der Kremation nach Eintritt<br />
des Todes ist in den meisten Kantonen<br />
auf 48 Stunden festgesetzt.<br />
Fortsetzung Seite 68<br />
In der Werkstatt wartet ein Volvo 740 auf den Service und ein Stockwerk tiefer sind Särge in unterschiedlichen Grössen gelagert. Fotos: AGVS-Medien<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Mai</strong> <strong>2021</strong>67