SOCIETY 370 / 2016
WIRTSCHAFT - POLITIK - DIPLOMATIE - WISSENSCHAFT - KULTUR - LEUTE
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BANGLADESCH<br />
INTERVIEW<br />
»<br />
Mit Österreich<br />
möchten wir<br />
die Zusammenarbeit<br />
ausbauen,<br />
auch<br />
auf dem High-<br />
Tech-Sektor.<br />
«<br />
Abul<br />
Hassan<br />
Mahmood<br />
Ali<br />
Minister Abul Hassan Mahmood Ali im<br />
Gespräch mit Hermine Schreiberhuber<br />
CURRICULUM<br />
VITAE<br />
Abul Hassan Mahmood Ali,<br />
geboren 1943, absolvierte<br />
ein Wirtschaftsstudium<br />
an der Universität Dhaka.<br />
In seiner diplomatischen<br />
Karriere war er zuerst in<br />
New York, New Delhi und<br />
Peking tätig. Als Botschafter<br />
wurde er nach Bhutan,<br />
Nepal, Deutschland –<br />
mitakkreditiert für Österreich<br />
– und Großbritannien<br />
entsandt. Im Außenamt<br />
in Dhaka leitete er u.a. die<br />
Abteilungen für Internationale<br />
Organisationen<br />
und Südasien. 1971 schloss<br />
sich Ali der Befreiungsbewegung<br />
Bangladeschs<br />
an. 2001 quittierte er den<br />
diplomatischen Dienst und<br />
wurde Abgeordneter der<br />
Awami-Liga. 2012 wurde er<br />
zum Minister für Katastrophenschutz<br />
ernannt, seit<br />
2013 ist er Außenminister.<br />
➢<br />
reiben wir <strong>2016</strong>. In den letzten Jahren arbeiteten<br />
wir eng mit der ILO sowie mit Behörden und Fabrikbesitzern<br />
im Inland zusammen. Wir haben unsere<br />
Gesetze verschärft, die Vorschriften werden<br />
eingehalten. Sie können sich bei einem Besuch davon<br />
überzeugen. Diese Vorfälle liegen weit zurück.<br />
Ich füge hinzu: In vielen Staaten gibt es Unfälle<br />
mit Toten und Verletzten, und niemand berichtet<br />
darüber. In unserem Fall wurde alles weltweit live<br />
im TV verbreitet. Doch das half uns, die Lage zu<br />
verbessern. Das sollte in Betracht gezogen werden.<br />
Es gibt Konflikte im regionalen Kooperationsbündnis<br />
SAARC. Bangladesch sagte, wie andere<br />
Staaten, seine Teilnahme am Gipfel in Islamabad<br />
ab.<br />
Pakistan mischt sich in unsere Angelegenheiten<br />
ein. So heißt es, dass 1971, als Krieg mit Bangladesch<br />
herrschte, nichts geschehen sei. Ungeachtet<br />
aller Proteste mischte sich Pakistan weiter<br />
ein. Das ist der Grund, warum wir nicht teilnehmen.<br />
Das ergibt keinen Sinn. Andererseits war der<br />
SAARC-Prozess hilfreich. Wir haben die Charta unterzeichnet.<br />
Es gibt eine subregionale Kooperation<br />
zwischen Bangladesch, Indien, Nepal und Bhutan.<br />
Wir vier schreiten dabei mit voller Kraft voran.<br />
Bangladesch hat ein Zwei-Parteien-System.<br />
Die Awami-Liga ist an der Regierung.<br />
Welche sind die Prioritäten der Regierung<br />
von Sheika Hasina?<br />
Das Leben der Menschen zu verbessern, ist<br />
das Hauptziel. Die Gründungsväter träumten von<br />
einem „goldenen Bangladesch“, wo die Grundbedürfnisse<br />
der Menschen erfüllt werden und allen<br />
die gleichen Chancen offen stehen, ihr Leben zu<br />
gestalten und ohne Armut zu leben. Sheika Hasina<br />
verfolgt diese Idee. Sie ist ein Vorbild für viele<br />
Staaten geworden, vor allem Entwicklungsländer.<br />
Ihr Traum besteht darin, Bangladesch bis 2041 zu<br />
einem entwickelten Land zu machen. Also 20 Jahre<br />
nach dem Jubiläum der Unabhängigkeit, das<br />
2021 begangen werden soll.<br />
In bedeutenden Familien der Region gibt es<br />
eine ausgeprägte politische Tradition. Es gibt<br />
führende weibliche Politiker. Ist das ein Spezifikum<br />
in Südostasien?<br />
Ein Beispiel ist Indien, mit Indira Gandhi und<br />
ihrem Sohn, und auch dessen Frau sowie deren<br />
Sohn. In Bangladesch ist die Regierungschefin die<br />
Tochter des Gründers der Awami-Liga. Ähnliche<br />
Beispiele gibt es in Sri Lanka, Pakistan, Malaysia,<br />
Indonesien, Singapur. Aber auch anderswo – siehe<br />
in den USA die Präsidenten Bush Vater und Sohn,<br />
in Kanada regiert jetzt der Sohn des früheren Premierministers<br />
Trudeau. Die beiden sind große<br />
Freunde von Bangladesch.<br />
In Asien sind es oft Witwen und Töchter, die<br />
das politische Familienerbe antreten.<br />
Offenbar entspricht dies dem Wunsch ihrer<br />
Völker. Diese Frauen übernehmen auf Grund von<br />
großer Zustimmung im Volk politische Führungsaufgaben.<br />
Die Menschen wollen sie wählen. Sie<br />
müssen dann in demokratischen Wahlen bestätigt<br />
werden. Übrigens: Ministerpräsidentin Sheika<br />
Hasina wurde eingeladen, auf dem Weltwirtschaftsforum<br />
in Davos 2017 zu sprechen. Das wird<br />
eine Premiere.<br />
•<br />
Fotos: <strong>SOCIETY</strong>/pobaschnig<br />
60 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong>