11.2 Norddeutschland
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U. Schoknecht, J. Möller, D. Nösler, J.-P. Schmidt, <strong>Norddeutschland</strong><br />
Kapitel <strong>11.2</strong> – Aktualisierung – Seite 22<br />
Abb. 31. Körpergrab in einer Holzkammer<br />
(Schoknecht u. Möller 1998, Abb. 17)<br />
in den Boden gesetzt. Im Bereich der Lüneburger Heide gibt es aber während des 3.-5. Jh.<br />
auch sogenannte Buckelgräber mit ehemals flacher Überhügelung vor, von denen aber häufig<br />
nur noch der Kreisgraben und die im Zentrum deponierte Urne nachweisbar sind. Obertägig<br />
erhaltene Buckelgräber kommen noch bei Boltersen, Ldkr. Lüneburg, vor.<br />
Auch während der römischen Kaiserzeit enthalten die Urnen überwiegend Bestandteile der<br />
Bekleidung, zuweilen auch Waffen, meist deformiert. Seltener wurde der Leichenbrand in<br />
römischen Metallgefäßen (z. B. Hemmoorer Eimer) deponiert. Außer den Brandgräbern gibt<br />
es offenbar für herausragende Persönlichkeiten (weniger in der frühen, häufiger in der späten<br />
Kaiserzeit) Körpergräber. Sie zeichnen sich im Allgemeinen durch besonders reiche<br />
Ausstattung aus, sodass der Begriff Fürstengräber dafür geprägt wurde. Meist gehört auch<br />
römisches Importgut zu den Grabausstattungen, in der Masse wohl als „echte“ Beigaben ins<br />
Grab gelangt. Ein solches Gräberfeld wurde in Neudorf-Bornstein, Kr. Rendsburg-Eckernförde,<br />
untersucht. Es umfasst vier Körpergräber aus der 2. Hälfte des 3. Jh., die reich mit<br />
Beigaben, darunter Goldringe, Prachtgürtel und Silberfibel sowie römischen Importgegenständen<br />
ausgestattet waren. Aus der Völkerwanderungszeit liegen in <strong>Norddeutschland</strong> überwiegend<br />
Urnenbestattungen vor. Bei Westerwanna, Ldkr. Cuxhaven, ist einer der größten<br />
frühgeschichtlichen Bestattungsplätze im Norden Deutschlands ausgegraben worden. Mit<br />
Schwerpunkt im 4./5. Jh. wurden dort mehr als 3000 Personen beerdigt. Exponierte Persönlichkeiten<br />
wurden aber, wie schon in der Kaiserzeit, durchaus in Körpergräbern beigesetzt.<br />
Seit der vorrömischen Eisenzeit und während der ganzen römischen Kaiserzeit gibt es außer<br />
einfachen Urnengräbern und kleinen Gruppen von Körpergräbern (Abb. 31) auch noch spezielle<br />
Bestattungssitten. Einflüsse aus den östlich anschließenden Gebieten spiegeln sich in<br />
sogenannten Brandgrubengräbern wider (Abb. 32): einfachen kleinen Grabmulden, in denen<br />
die Scheiterhaufenreste mit Leichenbrand und den üblichen Trachtenbestandteilen de-