11.2 Norddeutschland
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U. Schoknecht, J. Möller, D. Nösler, J.-P. Schmidt, <strong>Norddeutschland</strong><br />
Kapitel <strong>11.2</strong> – Aktualisierung – Seite 58<br />
Abb. 76. Bötersen, Ldkr. Rotenburg. Teil<br />
der Feuerstellenreihe während der Ausgrabung<br />
(Schoknecht u. Möller 1998, Abb. 40).<br />
hende Bronze-, seltener auch in die ältere vorrömische Eisenzeit, gehören. Sie lösen - zumindest<br />
in Mecklenburg-Vorpommern - die Feuerstellenreihen ab.<br />
Aus slawischer Zeit liegen Hinweise auf Tempelbauten vor. Es gibt zum einen zeitgenössische<br />
Berichte darüber, zum anderen gelang es in Groß Raden, Ldkr. Parchim, einen hölzernen<br />
Tempel archäologisch nachzuweisen. Große Rechteckbauten mit zwei gegenüberliegenden<br />
Eingängen hatten Wände aus senkrechten Planken, die oben in stilisierten Köpfen<br />
endeten. Ob diese Tempel überdacht waren, oder ob die Stelen nur die heiligen Räume umschlossen,<br />
lässt sich nicht nachweisen. Verehrt wurden Götterbildnisse, die ebenfalls archäologisch<br />
erfasst werden konnten. Wir kennen eine zweigesichtige Gottheit von der Fischerinsel<br />
bei Neubrandenburg, daneben aber auch Planken in der Art der Tempelwände,<br />
die zusätzlich ein eingeritztes Gesicht haben.<br />
Hölzerne Idole sind seit der älteren vorrömischen Eisenzeit bekannt. Zur Darstellung der<br />
Götterbildnisse wurden dabei in der Regel natürlich gewachsene Holzteile verwendet, deren<br />
Astgabeln die Gliedmaßen darstellten. Sie stammen teilweise aus Mooren, im Fall des 2,3<br />
bzw. 2,8 m großen Götterpaares aus dem Aukamper Moor bei Braak, Kr. Ostholstein, aus<br />
der Nähe eines 12 m großen „Brandopferplatzes“, teilweise waren sie aber auch in Gruben<br />
am Rand einer Siedlung deponiert worden. Dies gilt für das etwa 1 m große Idol von Klein<br />
Schönwalde, Ldkr. Ostvorpommern, das sorgfältig abgedeckt in einer über 2 m tiefen Grube<br />
niedergelegt war. 2,5 m davon entfernt fand sich zudem eine Grube, die zahlreiche gebrannte<br />
Tierknochen enthielt. Es handelte sich dabei vornehmlich um die unteren Extremitäten von<br />
Rindern, die auf eine gezielte Deponierung ausgewählter Körperteile hindeuten.<br />
Hingewiesen sei als letztes Beispiel für „Kultanlagen“ auch auf einige frühchristliche Kirchen.<br />
Es kann sich sowohl um hölzerne als auch um kleine steinerne Vorgänger der meist an gleicher<br />
Stätte gelegenen späteren Kirchen handeln. In Wüstungen findet man teilweise beeindruckende<br />
Ruinen von alten Feldsteinkirchen, die ebenfalls in diesem Zusammenhang Erwähnung<br />
finden sollen. Zwischen Weser und Ems sind viele mittelalterliche Kirchen auch im