11.2 Norddeutschland

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U. Schoknecht, J. Möller, D. Nösler, J.-P. Schmidt, Norddeutschland Abb. 45. Wüsteney, Ldkr. Nordvorpommern. Rekonstruktion des zweischiffigen, quergegliederten Hauses (Autobahn 2005, S. 58 Abb. 3). Nordwesten des Landes sind aus Klein Siemz, Ldkr. Nordwestmecklenburg, und der Hansestadt Wismar, sichere dreischiffige Hausbefunde der jüngeren Bronzezeit anzuführen. Diese Bauform scheint für den westlich anschließenden Raum hingegen typisch (z. B. Handewitt, Kr. Schleswig-Flensburg), denn ab der mittleren Bronzezeit sind die Häuser von den Niederlanden bis nach Skandinavien fast ausnahmslos dreischiffig gestaltet. In Rodenkirchen, Ldkr. Wesermarsch, konnten beispielsweise drei dreischiffige Häuser freigelegt werden. Es handelt sich dabei um größere Pfostenbauten (Haus C hat eine Länge von 15 m) mit Viehboxen (Abb. 46). Durch das feuchte Milieu hatte sich das organische Material dort hervorragend erhalten, so dass eindrucksvolle Einblicke in die Konstruktionsdetails der Häuser und die Lebensumstände der Bewohner möglich waren. In einem Fall wurde eine 3 cm starke Binsenmatte als Bodenbelag festgestellt. Auch waren die Häuser von Zäunen umgeben, die mehrfach erneuert wurden. Die umfangreichen Funde erbrachten beispielsweise den Beleg für die Tätigkeit eines Bronzeschmieds. Auch von der vorrömischen Eisenzeit bis ins Mittelalter kommen in der Marsch (z. B. Jemgum und Boomborg-Hatzum, Ldkr. Leer; Wurt Feddersen-Wierde, Ldkr. Cuxhaven) und auf der Geest (Flögeln, Ldkr. Cuxhaven) dreischiffige Langhäuser vor, z. T. mit abgetrenntem Stallteil (Abb. 47). Diese meist West-Ost ausgerichtete Form bleibt während der römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in weiten Teilen Norddeutschlands der dominierende Haustypus. Interessant ist, dass ähnliche Konstruktionsdetails und Abmessungen der Häuser über große Entfernungen auftreten können. Nur in den südlicher gelegenen Regionen kommen auch weiterhin zweischiffige Typen vor. Durch die großflächigen Ausgrabungen von Flögeln (11,5 ha) und Loxstedt, Ldkr. Cuxhaven (16 ha), ist es möglich, die Strukturen der dörflichen Siedlungen zu verstehen. Um Christi Geburt bestand dort jeweils eine Streusiedlung aus Einzelgehöften. Aus diesen Keimzellen entstand im Verlauf des 1./2. Jh. eine Dorfanlage aus sechs bis sieben Höfen mit 15-20 Wohn-Stall-Häusern. Dabei verlagerte sich das Dorfareal (Abb. 48) in den nachfolgenden Kapitel 11.2 – Aktualisierung – Seite 34
VLA – Handbuch der Grabungstechnik, Aktualisierung 2011 Abb. 46. Rodenkirchen, Ldkr. Wesermarsch. Stallteil des jungbronzezeitlichen Hauses (Foto: D. Dallasera, NIhK). Kapitel 11.2 – Aktualisierung – Seite 35 Abb. 47. Wohnstallhaus. Dreischiffiges Hallenhaus mit Herd im Wohnteil und Stallbereich. Viehboxen beiderseits des Mittelganges. Länge ca. 17 m (Schoknecht u. Möller 1998, Abb. 30).
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