11.2 Norddeutschland
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VLA – Handbuch der Grabungstechnik, Aktualisierung 2011<br />
Abb. 13. Hohberg, Ldkr. Wolfenbüttel. Mauerkammergrab der Bernburger Kultur mit rekonstruierter<br />
jüngster Phase (Dirks/Grefen-Peters 2004, 314, Abb. 3).<br />
Brandbestattungen. Bei Leer, Ostfriesland, wurden Brandgrubengräber der späten Trichterbecherkultur<br />
ausgegraben, die mit Gefäßkollektionen und Steingeräten ausgestattet waren.<br />
Neolithische Flachgräber fanden sich auch auf dem Tannenwerder im Ostorfer See bei<br />
Schwerin. Ab etwa 3200 v. Chr. waren dort 41 Flachgräber angelegt worden, die reich mit<br />
Knochen- und Geweihschmuck sowie mit Utensilien für Jagd und Fischfang ausgestattet waren.<br />
Nach aktuellen Untersuchungen handelt es sich dabei um Mitglieder einer Gesellschaft,<br />
die zwar zeitgleich mit den Trichterbecherleuten lebte und zu denen auch Kontakte pflegte,<br />
selbst aber weiterhin in einer mesolithischen Wirtschaftsweise verhaftet war.<br />
Außerdem kommen in Südniedersachsen auch nichtmegalithische Kollektivgräber vor. Es<br />
handelt sich um in den Löss eingetiefte langrechteckige Kammern mit Steinpflaster und Holz-<br />
Stein-Konstruktionen. Die mehrphasige Anlage vom Hohberg, Ldkr. Wolfenbüttel, zeigt eindrucksvoll<br />
den vielfältigen Totenkult der Bernburger Kultur (Abb. 13). In der jüngsten Phase<br />
wurde hier ein Mann in linker Hockerlage zusammen mit zwei Rindern bestattet.<br />
Eine Sonderform dieser Kollektivgräber ist das Felskammergrab von Sorsum, Ldkr. Hildesheim,<br />
dessen 16 m x 2,3 m große Kammer aus dem anstehenden Kalkstein herausgehauen<br />
wurde. Außer einem treppenartigen Zugang von der südlichen Längsseite sind kleine Nischen<br />
zu nennen, die als Balkenlager einer nicht mehr erhaltenen Holzdecke gedeutet werden<br />
(Abb. 14). Durch die guten Erhaltungsbedingungen im Löss ließ sich feststellen, dass in<br />
diesen Kollektivgräbern oft über 100 Individuen beigesetzt wurden.<br />
Gleichzeitig mit den Kollektivgräbern kommen auch Einzelgräber vor, so z. B. der Bernburger<br />
Kultur oder der Kugelamphorenkultur, letztere mit z. T. aufwendigen Grabkammern aus<br />
Steinplatten oder Holzkonstruktionen. Bisher einmalig ist der Flachgräberfriedhof von Pevestorf,<br />
Ldkr. Lüchow-Dannenberg, der aus 37 Körpergräbern und 15 Brandgräbern besteht.<br />
Kapitel <strong>11.2</strong> – Aktualisierung – Seite 9