26.02.2013 Aufrufe

11.2 Norddeutschland

11.2 Norddeutschland

11.2 Norddeutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

U. Schoknecht, J. Möller, D. Nösler, J.-P. Schmidt, <strong>Norddeutschland</strong><br />

sind, denn seit jeher haben geweihte Plätze die Menschen zur Deponierung von Opfergaben<br />

veranlasst. Daher finden sich in Höhlen, Mooren und Gewässern, aber auch auf festem Boden<br />

gelegentlich Depots unterschiedlicher Gegenstände sowie Menschen- und Tieropfer.<br />

Beispiele hierfür gibt es von der jüngeren Steinzeit bis in die Frühgeschichte. Insbesondere<br />

während der Bronzezeit wurden fast überall in Europa z. T. sehr große Mengen bronzener<br />

Objekte als „Gaben an die Götter“ in Feuchtgebieten niedergelegt. Durch die konservierenden<br />

Eigenschaften der Moore haben sich an einigen Plätzen auch organische Materialien<br />

erhalten. Bei Ostrhauderfehn, Ldkr. Leer, wurde im Moor ein Hort bestehend aus einer Lanzenspitze,<br />

einem Tüllenmesser, einem Armreif, zwei Bronzeringen und einem Schnurverteiler<br />

entdeckt, der sich noch in einem Lederbeutel befand.<br />

Eine Besonderheit stellt die Lichtensteinhöhle bei Osterode, Ldkr. Osterode a. H., dar. In ihr<br />

wurden die Reste von 39 unverbrannten Individuen aus der jüngeren Bronzezeit mit Hinweisen<br />

auf rituelle Handlungen entdeckt. Die DNA-Analysen der Skelettreste legen die Annahme nahe,<br />

dass es sich hier um Mitglieder einer Großfamilie handelte.<br />

Während der älteren römischen Kaiserzeit wurde der Hildesheimer Silberschatz niedergelegt,<br />

der aus mindestens 68 dem Tafelsilber zuzuordnenden Objekten mit einem Gesamtgewicht<br />

von 54 kg bestand. Hierzu gehören u. a. ein Eimer, ein Krater und ein Kantharos, zwei<br />

Dreifüße, 16 Trinkgefäße und die einzigartige Athenaschale. Berühmt ist auch der Quellopferfund<br />

von Bad Pyrmont, Ldkr. Hameln-Pyrmont. Dort wurden neben ca. 300 Bronzefibeln<br />

eine Bronzekasserolle, zwei hölzerne Schöpfkellen, drei Silberdenare und ein Bronzefingerring<br />

gefunden, die in das letzte vorchristliche Jahrhundert bis in die Völkerwanderungszeit<br />

gehören und andeuten, wie lange dieser Platz für Opferungen aufgesucht wurde. Eine lange<br />

Nutzungszeit lässt auch das Thorsberger Moor bei Süderbrarup, Kr. Schleswig-Flensburg,<br />

erkennen. Es handelt sich dabei um einen Opferplatz, der seit der vorrömischen Eisenzeit<br />

bis in die Zeit um 300 n. Chr. zunächst für die religiös motivierte Niederlegung von landwirtschaftlichem<br />

Gerät sowie Keramik- und Holzgefäßen aufgesucht wurde, bevor dort in der<br />

römischen Kaiserzeit mehrmals wertvolle Heeresausrüstungen niedergelegt wurden. Es<br />

handelt sich um einen der bedeutendsten Kriegsbeuteopferplätze Nordeuropas.<br />

Während des Frühmittelalters wurden in Nordostdeutschland umfangreiche Mengen an<br />

Hacksilber dem Boden anvertraut. Die Schätze bestanden aus überwiegend arabischen Silbermünzen<br />

und Schmuck, meist in zerteiltem Zustand, da nur der reine Metallwert als Austauschmedium<br />

von Belang war. In diesen Fällen kann es sich aber auch um reine Versteckhorte<br />

handeln, die nicht als Opfergaben zu werten sind. Dies gilt auch für die jüngeren Münz-<br />

und Edelmetallhorte, die nicht selten mit Unruhezeiten in Verbindung zu bringen sind.<br />

Eindeutige „Kultanlagen“ sind in der Norddeutschen Tiefebene nur sehr schwer nachzuweisen.<br />

Am leichtesten zu erkennen sind einzelne „Opfersteine“. Neben aufgerichteten länglichen<br />

Steinblöcken ohne Bearbeitungsspuren (Menhire, Abb. 71) gehören hierzu Steine mit<br />

eingemeißelten Rinnen (Abb. 72) oder mit Wetzrillen (Rillensteine). Eine Besonderheit sind<br />

Steine mit einer Rille im oberen Teil, die ihn jedoch nicht voll umfasst. Man sieht in ihnen<br />

phallische Symbole im Zusammenhang mit dem neolithischen Fruchtbarkeitskult. Hin und<br />

wieder gibt es auch Verbindungen zwischen Rillenstein und Megalithgrab, sodass die zeitliche<br />

Bindung an das Neolithikum wahrscheinlich ist. Allerdings können diese Objekte auch in<br />

jüngerer Zeit als Werk von Steinschlägern entstanden sein.<br />

Bedeutend zahlreicher sind die „Schälchensteine“ (Abb. 73). Schälchen haben wir bereits auf<br />

den Decksteinen (teilweise sogar auf den Unterseiten) von Megalithgräbern, doch ist nicht<br />

Kapitel <strong>11.2</strong> – Aktualisierung – Seite 54

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!