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11.2 Norddeutschland

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U. Schoknecht, J. Möller, D. Nösler, J.-P. Schmidt, <strong>Norddeutschland</strong><br />

ne bezeichnet. In diesen Fällen ist jedoch eine profane Nutzung nicht auszuschließen, zumal<br />

jüngst solche Stücke mehrfach in jungbronzezeitlichen Abfallgruben entdeckt wurden.<br />

Zahl und Größe der Schälchen variiert sehr stark. Das mag damit zusammenhängen, dass<br />

das Reiben oder Bohren als kultischer Vorgang wiederholt wurde und stets aufs Neue ausgeübt<br />

werden konnte. Versuche, in der Anordnung der Schälchen eine bestimmte Systematik<br />

zu erkennen, ja sie sogar mit astronomischen Motiven zu belegen, sind bisher gescheitert.<br />

Schälchen auf Findlingen dürften in Beziehung zum Thorskult stehen. Sie begegnen uns<br />

wieder auf zerbrochenen Steinäxten, wo dann jeweils vor der Bruchstelle (meist dem in<br />

Hohlbohrung hergestellten Bohrloch), nunmehr mit einem Vollbohrer ein Schälchen neu hinzugesetzt<br />

wurde. Dabei kommt es kaum vor, dass die Bohrung den Stein durchdringt. Es war<br />

also nicht geplant, wieder eine Axt herzustellen, sondern lediglich das Bohren an diesem<br />

Symbol des Gottes Thor (Thorshammer, Axt) vorzunehmen. Die ähnlich geformten Schälchen<br />

an Backsteinkirchen haben mit diesem Vorgang nichts gemein. Dort ging es um den<br />

Erwerb von Ziegelmehl als Heilmittel oder aber um Abwehrzauber.<br />

Noch seltener sind komplexe bildliche Darstellungen während der Bronzezeit. Sehr vereinzelt<br />

finden sich im Gebiet zwischen Weser und Ems die „Sonnensteine“, flache Steine mit<br />

Darstellungen konzentrischer Kreise, die als Sonnensymbol gedeutet werden. Das Exemplar<br />

aus Horsten, Ldkr. Wittmund, hat eine Größe von 1,1 x 1,1 m und eine Dicke von 0,11 bis<br />

0,25 m. Auf der flachen Oberseite sind 17 regelmäßige Kreise eingemeißelt, von denen der<br />

Äußerste einen Durchmesser von 0,77 m hat.<br />

Aus germanischer Zeit sind uns als Kultanlagen große Steinkreise überliefert. Sie wurden<br />

aus mächtigen Findlingen errichtet und kommen einzeln oder in Gruppen wie in Boitin,<br />

Ldkr. Güstrow, vor (Abb. 74). In der Regel umfassen sie einen Friedhof der vorrömischen Eisenzeit,<br />

aber auch kaiserzeitliche Kreissetzungen sind überliefert. Häufig sind sie nur aus<br />

kleinen Steinen gesetzt und umgrenzen ebenfalls Grabstätten.<br />

Abb. 74. Boitin, Ldkr. Güstrow. Steinkreis (LaKD MV).<br />

Kapitel <strong>11.2</strong> – Aktualisierung – Seite 56

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