01.03.2013 Aufrufe

städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

Gesellschaften aufhalten sollten. Um Prozesse der Segregation zu verhindern, wurden Projekte<br />

unterstützt, die auf die Errichtung von „teuren“ Wohnungen in Quartieren mit überwiegend<br />

sozial gefördertem Wohnbau abzielten. Im politischen Memorandum „Stedelijke Vernieuwing“<br />

(Stadterneuerung) von 1997 wurde zudem festgeschrieben, dass die <strong>soziale</strong> Durchmischung<br />

von städtischen Quartieren eine zentrale Voraussetzung für eine lebenswerte Stadt sei. Dafür<br />

musste der Wohnungsbestand in verschiedenen Quartieren durch Abrissmaßnahmen, Neubau,<br />

Renovierung, Verkauf von Mietwohnungen bezogen auf Größe, Form, Qualität, Preis <strong>und</strong><br />

Besitzverhältnisse stärker ausdifferenziert werden.<br />

Diese Politik wurde zudem durch eine „Relokations-Politik“ flankiert, die vor allem auf Menschen<br />

mit niedrigem Einkommen ausgerichtet war, die aufgr<strong>und</strong> der erwähnten<br />

Stadterneuerungsmaßnahmen umziehen mussten (z.B. durch Erhalt der Wohnbeihilfe auch bei<br />

Umzug in teurere Wohnungen, Vorreihung in der Vergabe von neuen Sozialwohnungen,<br />

Schaffung von neuem Wohnraum im Quartier).<br />

Damit wurde versucht, die durch die erwähnten Umstrukturierungsmaßnahmen möglicherweise<br />

induzierten negativen <strong>soziale</strong>n Effekte (wie z.B. Konzentration von <strong>soziale</strong>n Gruppen mit<br />

niedrigem Einkommen im qualitativ schlechtesten Wohnungsmarktsegment) zu verhindern.<br />

Solche Effekte werden sich auch deswegen nicht so deutlich einstellen, weil immer noch eine<br />

wohlfahrtspolitische Linie der Nationalregierung vorhanden ist, <strong>und</strong> „mainly because of the<br />

relatively high quality of the social rented housing stock (as a consequence of heavy subsidies),<br />

the housing allocation system, and the existence of income related rent subsidies“ (Kempen van<br />

& Priemus 1999: 643). Im neuen „Wohnungsmemorandum“ von 2000 wurde betont, dass<br />

Abriss, Zusammenlegungen, Qualitätsverbesserungen vor allem in den Beständen der<br />

Wohnungsbaugesellschaften sowie Neubau <strong>und</strong> Verkauf von Wohnungen weiterhin zentrale<br />

Elemente der Stadterneuerungspolitik sein werden.<br />

2.3.3 Stadtpolitik - Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

Die Anfänge der Stadterneuerung in den Niederlanden<br />

Die traditionelle Stadterneuerungspolitik in den Niederlanden geht auf die 1960er Jahre zurück.<br />

In der ersten Phase dieses Prozesses waren Flächensanierungen <strong>und</strong> der Abriss dieser<br />

Wohnungen eine zentrale Strategie. In den Jahren von 1968 bis 1972 kam es zu einer wahren<br />

Abrisswelle von mehr als 20.000 Wohnungen pro Jahr (Priemus 2003: 1).<br />

Schrittweise gewannen jedoch der Neubau <strong>und</strong> die Sanierung von Wohnungen in den<br />

Stadterneuerungsgebieten an Bedeutung. Die Orientierung dieser Stadterneuerungsphase in<br />

den 1970er Jahren lautete: „Bauen für die Nachbarschaft“ (Bouwen voor de Buurt). Dieses<br />

Prinzip einer sanften Stadterneuerung, das beinhaltete, dass die BewohnerInnen aus<br />

abgerissenen Häusern möglichst wieder in <strong>soziale</strong> Neubauwohnungen in derselben<br />

Nachbarschaft umgesiedelt werden sollten, wurde auch durch urbane Protestbewegungen<br />

unterstützt, die oft von links-alternativen Studierenden <strong>und</strong> einer HausbesetzerInnen-Szene<br />

(„Krakers“) getragen wurden. In diesem Rahmen wurden BewohnerInnen-Organisationen<br />

erstmals Mitbestimmungsrechte im Zuge der Erneuerung des Quartiers eingeräumt. Der<br />

Zielsetzung „Bouwen voor de Buurt„ – Bauen fürs Quartier – wurde in Rotterdam <strong>und</strong><br />

Amsterdam beispielhaft umgesetzt <strong>und</strong> wurde auf diese Weise zum Vorbild für viele<br />

Stadterneuerungsstrategien in anderen europäischen Ländern. Insbesondere die gut<br />

organisierten BewohnerInnen-Proteste <strong>und</strong> quartiersbezogenen Netzwerke machten die<br />

niederländische Stadterneuerungspolitik in Fragen der Bewohnerbeteiligung <strong>und</strong> <strong>soziale</strong>n<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!