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städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

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Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

von Belegungs- <strong>und</strong> Mietpreisbindungen im <strong>soziale</strong>n Wohnungsbau hat zu einer hohen<br />

Konzentration an <strong>soziale</strong>n Notfällen im verbleibenden Rest des <strong>soziale</strong>n Wohnungsbaus <strong>und</strong><br />

damit in den Großsiedlungen der 1980er <strong>und</strong> 1990er Jahre sowie in Sanierungsgebieten<br />

24<br />

geführtP<br />

P.<br />

Dieser Herabfilterungsprozess ist vor allem auch dadurch ausgelöst worden, dass die<br />

BezieherInnen mittlerer Einkommen aus den gefährdeten Gebieten weggezogen sind <strong>und</strong> dass<br />

in die frei gewordenen Wohnungen Haushalte mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, SozialhilfeempfängerInnen<br />

<strong>und</strong> sonstige BezieherInnen niedrigen Einkommens einzogen. Man hoffte aber<br />

auch, durch Gr<strong>und</strong>riss-Veränderungen, Baulückenfüllung, Neubau <strong>und</strong> eine gestaffelte<br />

Förderpolitik die einseitige Bevölkerungsstruktur der „4A“ (Arme, Alte, Ausländer, Arbeitslose)<br />

zu korrigieren (vgl. Löhr 2002: 39).<br />

Durch diese Konzentrationsprozesse benachteiligter Bevölkerung ist der Wohnort selbst zu<br />

einer Ursache von <strong>soziale</strong>r Ungleichheit geworden (vgl. Alisch & Dangschat 1998). Aufgr<strong>und</strong><br />

schlechter oder fehlender Infrastruktureinrichtungen, Ausbildungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />

Beschäftigungschancen sind die BewohnerInnen dieser Quartiere mehrfach benachteiligt <strong>und</strong><br />

ausgegrenzt: Ökonomische Ausgrenzungen aufgr<strong>und</strong> mangelnder Zugangsmöglichkeiten zum<br />

ersten Arbeitsmarkt, kulturelle Ausgrenzungen durch Stigmatisierungen <strong>und</strong> Diskriminierungen<br />

<strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzungen „aufgr<strong>und</strong> <strong>soziale</strong>r Isolation <strong>und</strong> einem Leben in einem<br />

geschlossenen Milieu“ (Häußermann 2000; vgl. auch Difu 2002b).<br />

Die Befindlichkeit vieler Deutschen sowie die aktuellen Debatten in Deutschland zur Reform der<br />

Systeme der <strong>soziale</strong>n Transferleistungen <strong>und</strong> zur Pensionsreform zeigen, wie sehr dieses Land<br />

unter Druck geraten ist, neue politische Orientierungen <strong>und</strong> entsprechende Regelungen zu<br />

finden. Auf die Frage nach dem subjektiven Gefühl des gesellschaftlichen<br />

Ausgeschlossenseins, antworteten im Jahr 2000 9% der Westdeutschen <strong>und</strong> 28% der<br />

Ostdeutschen, dass sie sich zu einem gewissen Grad ausgeschlossen fühlen. Noch 1998 lagen<br />

diese Werte auf deutlich niedrigerem Niveau (vgl. Böhnke 2001: 15).<br />

2.4.2. Wohnungspolitik<br />

Der b<strong>und</strong>esdeutsche Wohnungsmarkt ist immer noch mehrheitlich durch den<br />

Mietwohnungssektor gekennzeichnet: Im Jahr 1998 betrug der Anteil der Eigentumswohnungen<br />

in Eigenmiete r<strong>und</strong> 40%. Dennoch ist auch hier der Trend deutlich, denn war die deutsche<br />

Wohnungspolitik in der ersten Nachkriegszeit auf den Mietwohnungsbau ausgerichtet, so<br />

wurden seit den 1970er Jahren die Förderungen auf den Wohnungseigentumssektor<br />

ausgedehnt. Im Jahr 1990 erfolgte schließlich die Aufhebung des<br />

Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes mit der Folge, dass die (ehemals) gemeinnützigen<br />

Wohnungsunternehmen steuerlich wie die gewinnorientierten behandelt werden.<br />

Der Soziale Wohnungsbau<br />

Die <strong>soziale</strong> Wohnungsbaupolitik in Deutschland beruht auf zwei Prinzipien: Der Objektförderung<br />

im Sinne der materiellen Investition in Neubau oder Sanierung <strong>und</strong> die Subjektförderung für<br />

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TP<br />

PT Die<br />

zeitlichen Befristungen der Belegungs- <strong>und</strong> Mietpreisbindungen wurden zudem immer kürzer; in Sanierungsgebieten<br />

ist es zudem den Eigentümern freigestellt, ob sie öffentliche Fördergelder annehmen <strong>und</strong> damit ihr<br />

Eigentum für in der Regel zehn Jahre unter diese Bindung stellen, oder ob sie uneingeschränkt von der<br />

Standortaufwertung durch Sanierung profitieren können. Diese „Gratwanderung“ zwischen Mieterschutz <strong>und</strong><br />

ökonomischer Aufwertung wurde oftmals zu Gunsten einer ‚Gentrification’ entschieden, resp. war die Förderungspolitik<br />

im Zuge der Stadterneuerung oftmals eine verzögerte resp. eine „schrittweise Gentrification“ (vgl.<br />

Froessler & Selle 1990).<br />

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