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städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

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Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

„Quartiersmanagement als strategisches Instrument garantiert für sich genommen noch<br />

keine sozialintegrative Politik zur Bekämpfung von Armut <strong>und</strong> Ausgrenzung in benachteiligten<br />

Stadtteilen. In Abhängigkeit von den politisch gesetzten Leitzielen der Kommunalpolitik,<br />

der Steuerungsphilosophie von Politik <strong>und</strong> Verwaltung sowie der Umsetzung „vor Ort“ kann<br />

Quartiersmanagement genauso als Spar- <strong>und</strong> Befriedungsstrategie <strong>und</strong> als Instrument zur<br />

Kolonisierung <strong>und</strong> weiteren Ausgrenzung durchsetzungsschwacher Minderheiten im<br />

Stadtteil genutzt werden“ (Krummacher et al. 2003: 202).<br />

Analysiert man das Quartiersmanagement als ein Element der Bemühungen um die Etablierung<br />

eines neuen Governance-Modells im Rahmen von Modernisierungen des Sozialstaates <strong>und</strong> der<br />

Verwaltungsorganisation, so zeigen sich drei Kernthemen, die auch der theoretischen<br />

Begründung des Quartiersmanagements zugr<strong>und</strong>e liegen:<br />

34<br />

TP<br />

PT Neben<br />

P<br />

• Die politisch gestaltenden Möglichkeiten des Nationalstaates im Feld der Arbeitsmarkt-,<br />

Wohnungsmarkt- <strong>und</strong> Sozialpolitik sind seit den globalen Umstrukturierungsprozessen in<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft in den 1980er Jahren geringer geworden <strong>und</strong> unter enormen<br />

Druck geraten. Die sozialdemokratisch geführte Regierung in Deutschland hat mit dem<br />

Konzept des „aktivierenden Sozialstaates“ ein Steuerungsmodell eingeführt, das<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten zunehmend auch an die Individuen abgibt <strong>und</strong> ihnen<br />

mehr Eigeninitiative, Selbstverantwortung <strong>und</strong> Spielraum ermöglicht bzw. aufzwingt. Die<br />

BürgerInnen sollen in die Lage versetzt werden, mehr Verantwortung für sich <strong>und</strong> das<br />

Gemeinwesen zu übernehmen. Die staatlichen <strong>und</strong> städtischen Strategien zur<br />

Bekämpfung von <strong>soziale</strong>r Ausgrenzung <strong>und</strong> Armut werden in einer Kombination aus<br />

„gesellschaftlicher Selbstregulierung“ <strong>und</strong> neuem „Steuerungsmodell der Verwaltungsmodernisierung“<br />

umgesetzt. Die Debatten um das Quartiersmanagement zeigen<br />

diesen Spagat auf.<br />

• Die größeren Städte sind im Rahmen der globalen Veränderungen in der<br />

Wirtschaftsstruktur <strong>und</strong> auf dem Arbeitsmarkt in immer stärkerem Ausmaß territorialen<br />

<strong>und</strong> sozialräumlichen Disparitäten <strong>und</strong> Ungleichheiten ausgesetzt. Die Bedeutung des<br />

städtischen Raumes im Verteilungskampf um Arbeitsplätze, um gute <strong>und</strong> bezahlbare<br />

Wohnungen, um moderne Infrastruktureinrichtungen sowie um das Aufenthaltsrecht im<br />

öffentlichen Raum hat zugenommen. Insofern lässt sich eine „Verräumlichung“ von<br />

34<br />

Stadtpolitik feststellen, die der Bedeutung des QuartiersP eine zentralere Stellung im<br />

vertikalen Verwaltungsgefüge einnimmt. In der Folge werden <strong>soziale</strong> Arbeit, städtische<br />

Verwaltungsstrukturen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong>r<br />

Ausgrenzung verräumlicht <strong>und</strong> stärker über einen Gebietsbezug umgesetzt. Das Quartiersmanagement<br />

ist genau dieser territorialen Spannung zwischen lokalen<br />

•<br />

Quartiersproblematiken <strong>und</strong> der gesamtstädtischen Politikstrategie angesiedelt.<br />

Die Veränderungen durch die technischen Möglichkeiten der Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Informationsweitergabe <strong>und</strong> -vermittlung haben im Dienstleistungsbereich <strong>und</strong> in der<br />

Verwaltung zu neuen Handlungsformen geführt <strong>und</strong> Aushandlungsprozesse haben<br />

hierarchische Strukturen neu geordnet. Die Stichwörter lauten: Vernetzung, Kooperation,<br />

Koordination. In der Debatte um gesellschaftliche Steuerungsstrategien wurde diese<br />

Entwicklung mit dem Sachverhalt des Neokorporatismus thematisiert, später dann als<br />

Kooperation oder Netzwerkbildung (Mayntz 1997). Der Steuerungsansatz des<br />

den stadtteilspezifischen Strategien der Armutsbekämpfung hat die Aufwertung der Innenstädte im Zuge der<br />

Wettbewerbsorientierung der Städte eine ebenso große Bedeutung; diese im Zuge einer „Festivaliiserung“ (vgl.<br />

Häußermann & Siebel 1993) staatlich geförderte Gentrification bildet das komplementäre Bild zu den Interventionen<br />

in den Armutsgebieten; damit zeigt sich nicht nur die Widersprüchlichkeit <strong>gegen</strong>wärtiger Stadtentwicklung, sondern<br />

weist auch auf die „hausgemachten“ Polarisierungstendenzen der Städte selbst hin (vgl. Dangschat 1994).<br />

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