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städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

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Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

Mobilität <strong>und</strong> dazu zwingt, durch den Abschluss neuer Mietverträge immer wieder enge<br />

Befristungen <strong>und</strong> Erhöhungen der Miete akzeptieren zu müssen. Diese „Zwangsmobilität“<br />

behindert die Integration auf der Ebene <strong>soziale</strong>r Netzwerke <strong>und</strong> vor allem erster Kontakte mit<br />

der autochthonen Gesellschaft vor allem für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Frauen.<br />

Darüber hinaus ist ihre Wohnsituation oft sehr problematisch: Nach einer Untersuchung von<br />

Czasny et al. (2000) klagen ein Drittel der befragten MigrantInnenhaushalte über starke<br />

Vernachlässigung des Wohnhauses <strong>und</strong> über einen sehr niedrigen Ausstattungsstandard der<br />

Wohnungen: Mehr als ein Drittel der ZuwanderInnen-Haushalte benutzt noch ein Gang-WC,<br />

jeder dritte Haushalt musste eine Duschgelegenheit einbauen, 20% mussten Wasser einleiten,<br />

r<strong>und</strong> ein Drittel hat Fenster, Türen <strong>und</strong> Böden selbst repariert. Trotz dieser schlechten<br />

Ausstattung der Wohnungen sind die Mieten besonders für ZuwanderInnen relativ hoch: Ihr<br />

durchschnittlicher Mietaufwand liegt mit 5 € im nationalen Durchschnitt um einen Euro pro m2<br />

höher als der von österreichischen MieterInnen (vgl. WIF 2002: 11). Dies führt dazu, dass die<br />

Wohnkostenbelastung für Haushalte mit geringem Einkommen trotz geringer Wohnfläche<br />

wesentlich höher ist als für besser gestellte Haushalte: ZuwanderInnen geben trotz meist<br />

Überbelag <strong>und</strong> oftmals schlechter Wohnqualität doppelt so viel ihres Einkommens für Wohnen<br />

aus, als die besser versorgten höheren Einkommensklassen (vgl. Czasny et al. 1995).<br />

Für mehr als die Hälfte der von Czasny et al. (1995) befragten ZuwanderInnen-Haushalte ist<br />

daher das größte Problem bei der Wohnungssuche die zu hohe Miete. Die Folge ist häufig ein<br />

Überbelag, denn 45% der (in der Regel größeren) Haushalte lebt auf einem Wohnraum von<br />

weniger als 40 qm. Neue aufenthaltsrechtliche Verschärfungen wie eine „inländerortsübliche<br />

Unterkunft“ sind bei der schwierigen Wohnsituation der ZuwanderInnen ein weiteres<br />

Integrationshindernis <strong>und</strong> zwingen dazu, mehr Geld für Miete auszugeben, als es mit dem<br />

vorhandenen Einkommen eigentlich möglich ist.<br />

3.1.3 Erfahrungen aus den Länderstudien zu Armutsentwicklung<br />

Die Armut hat sich offensichtlich in den letzten etwa 20 Jahren in Europa als ein<br />

Großstadtphänomen verfestigt. Für die Entstehung <strong>und</strong> Verfestigung von Armut sind der<br />

Arbeitsmarkt <strong>und</strong> dessen Regulation von hoher Bedeutung. Die Arbeitsmarktpolitik der<br />

untersuchten europäischen Länder variiert bezüglich des Ausmaßes der Flexibilisierung sehr<br />

stark. Das hat sehr unterschiedliche Quoten der Arbeitslosigkeit zur Folge <strong>und</strong> auch die Struktur<br />

der Arbeitslosigkeit (nach Dauer, Geschlechter- oder Altersproportionen) variiert deutlich. Die<br />

Armutsquote hin<strong>gegen</strong> erscheint davon relativ unberührt: Bisweilen ist die Armut in den Ländern<br />

mit niedriger Arbeitslosigkeit verbreiteter (beispielsweise Großbritannien) als in den Ländern mit<br />

höherer Arbeitslosigkeit (beispielsweise Deutschland). Das liegt vor allem daran, dass die<br />

Sozialpolitik parallel zur Arbeitsmarktpolitik dereguliert <strong>und</strong> flexibilisiert wird, denn die hohen<br />

Armutsraten bei niedriger Arbeitslosigkeit sind auf das Phänomen der ‚working poor’<br />

zurückzuführen, d.h. auf prekär Beschäftigte <strong>und</strong> darauf, dass diese kaum noch Absicherungen<br />

über die Sozialpolitik erhalten. In allen Fällen sind die Städte die Orte, an denen sich neue <strong>und</strong><br />

alte Armut stark konzentrieren; hier macht Österreich insofern eine Ausnahme, weil noch immer<br />

ein großer Teil der „traditionellen Armut“ sehr stark im strukturschwachen ländlichen Raum<br />

konzentriert ist <strong>und</strong> auch die Armutsquote der Witwen deutlich höher liegt als in andern EU-<br />

Ländern.<br />

In allen Großstädten der untersuchten Länder ist seit Beginn der 1980er Jahre die<br />

Arbeitslosenquote höher als im Landesdurchschnitt. Die Stadt Wien unterscheidet sich in<br />

einem Punkt von vergleichbaren Großstädten in Europa; während in allen europäischen<br />

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