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städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

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Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

3 THEMENSCHWERPUNKTE<br />

3.1 ARMUTSENTWICKLUNG UND ARMUTSURSACHEN<br />

3.3.1 Datenbasis <strong>und</strong> Informationen über die Armutsentwicklung in Wien<br />

Die Behandlung von Armut als politisches Thema <strong>und</strong> die Qualität der Datenbasis über die<br />

Ausprägung <strong>und</strong> Entwicklung von Armut in Wien stehen im Gegensatz zur Dringlichkeit der<br />

Problematik. Die vorhandenen Statistiken basieren auf unterschiedlichen Stichtagen <strong>und</strong><br />

beziehen sich auf unterschiedliche, nicht klar voneinander abgrenzbare Gruppen. Da es in<br />

37<br />

Österreich nur eine sehr kleine Stichprobe über Einkommen <strong>und</strong> deren Verwendung gibtP<br />

P,<br />

liegen keine kleinräumig differenzierten Daten über Einkommen vor, d.h. es fehlen die für die<br />

Stadtplanung relevanten flächendeckenden Daten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Vielfalt von <strong>soziale</strong>n Sicherungssystemen <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Zugangsvoraussetzungen, Richtwerten <strong>und</strong> Anrechnungsmodi ist es zudem schwierig, die<br />

vorhandenen Daten zu interpretieren; man ist häufig auf Schätzungen angewiesen, die sich<br />

bisweilen widersprechen (vgl. Dimmel 2003). Längsschnittanalysen über einen längeren<br />

Zeitraum fehlen ganz, man erfährt also nur Vages über die Armutsentwicklung.<br />

Es gibt keine Sozialberichterstattung in Wien, politisch wird das Thema bisher vor allem von<br />

38<br />

NGOsP<br />

P auf die Tagesordnung gesetzt.<br />

3.1.2 Armutsentwicklung in Wien<br />

Wien ist, vor allem auch aufgr<strong>und</strong> seiner Größe <strong>und</strong> Bedeutung, diejenige österreichische<br />

Großstadt, die bereits derzeit am stärksten mit Armut konfrontiert ist <strong>und</strong> wohl auch in Zukunft<br />

39<br />

40<br />

sein wird. Zwar lag die ArmutsgefährdungsrateP<br />

P Wiens im Jahr 1997P<br />

P mit 10,9% unter dem<br />

41<br />

nationalen Durchschnitt ÖsterreichsP<br />

P(11,1%), im Gegensatz dazu ist jedoch die Rate akuter<br />

42<br />

ArmutP<br />

P in Wien mit 7,4% deutlich höher als in ländlichen Regionen (4,1%) <strong>und</strong> im<br />

österreichischen Durchschnitt (4,3%) (vgl. Novy 2001). Dies weist darauf hin, dass es zwar<br />

weniger Menschen mit geringem Einkommen in Wien gibt, die Möglichkeiten der Kompensation<br />

von geringem Einkommen hin<strong>gegen</strong> in Wien deutlich geringer ist: Armut schlägt hier also<br />

stärker durch <strong>und</strong> wirkt vermutlich in stärkerem Maße sozial ausgrenzend.<br />

Ein weiterer Hinweis auf die Anzahl von Menschen mit niedrigem Einkommen <strong>und</strong> damit für<br />

Armutsgefährdung ist die Anzahl der SozialhilfeempfängerInnen. Nach Pailler (2001: 8)<br />

lebten Ende des Jahres 2000 in Wien 67.425 Personen (4,2% der WienerInnen) von Sozialhilfe<br />

37<br />

TP<br />

PT Diese Informationen basieren zudem auf Umfragedaten. Bei Umfragen gelten die Fragen nach dem Einkommen als<br />

besonders heikel, weil einerseits die Verweigerungsquote hoch ist <strong>und</strong> andererseits die „Ehrlichkeit“ der Antworten<br />

an den beiden Enden der Einkommensskalen besonders niedrig ist. So stimmen die Daten der MA 12 (interne<br />

Revision/Controlling) nicht mit den an die ÖSTAT gelieferten Daten überein (vgl. Dimmel 2003).<br />

38<br />

TP<br />

PT Zum Beispiel über die Kampagne „ÖsterREICH hilft ÖsterARM“ der Caritas oder aber die Österreichische<br />

Armutskonferenz.<br />

39<br />

TP<br />

PT „Armutsgefährdung“ heißt, dass weniger als 60% des durchschnittlichen gewichteten Pro-Kopf-Einkommen des<br />

Landes zur Verfügung stehen. Dieses lag in Österreich im Jahr 1999 für einen Einpersonenhaushalt bei € 780,- pro<br />

Monat <strong>und</strong> € 9.370,- pro Jahr; für zwei Erwachsene mit zwei Kindern betrugen die Werte € 19.680,- pro Jahr resp.<br />

€ 1.640,- pro Monat (vgl. Förster & Heitzmann 2002: 189).<br />

40<br />

TP<br />

PT Die Tatsache, dass es sek<strong>und</strong>är <strong>gegen</strong>wärtig keine aktuellen Zahlen gibt, zeigt die „Qualität“ der Datenlage (s.o.)<br />

deutlich.<br />

41<br />

TP<br />

PT Armutsgefährdung, also ein geringes Einkommen, ist in Österreich vor allem in ländlichen Regionen höher (12,1%).<br />

42<br />

TP<br />

PT„ Akute Armut“ heißt, dass neben dem geringen Einkommen (Unterschreitung des nationalen Medians um 60%)<br />

mindestens eine der folgenden Einschränkungen auftritt: Substandardwohnung, Verschuldung, Probleme beim<br />

Beheizen der Wohnung, Unmöglichkeit, abgenutzte Kleidung durch neue zu ersetzen, Unmöglichkeit, zumindest<br />

einmal monatlich jemand zum Essen zuhause einzuladen (vgl. Förster & Heitzmann 2002: 188).<br />

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