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städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

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Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

bedürftige MieterInnen, die eine bestimmte Einkommensgrenze unterschreiten. Das System in<br />

der Finanzierung des <strong>soziale</strong>n Wohnungsbaus hat als Gr<strong>und</strong>idee die Versorgung der<br />

einkommensschwächeren Gesellschaftsmitglieder mit billigem Wohnraum. Dabei wurden die<br />

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Mieten auf einen längeren ZeitraumP<br />

P festgelegt, mit dem Ziel, dass die Miete nicht stärker als<br />

das Einkommen ansteigen soll. In den 1980er Jahren konnte dieses Prinzip nicht mehr<br />

durchgehalten werden, da die Steigerungsraten der niedrigen Einkommen konstant oder leicht<br />

rückläufig waren. Insofern mussten viele Kommunen finanziell mit Wohngeld oder Sozialhilfe<br />

„einspringen“, wollten sie nicht in Kauf nehmen, dass MieterInnen des <strong>soziale</strong>n Wohnungsbaus<br />

aufgr<strong>und</strong> gestiegener Mieten ihre Wohnung räumen mussten oder zwangsweise verlieren<br />

26<br />

würden.TP<br />

PT<br />

Im Jahr 1990 wurde eine weitere wichtige Entscheidung von der Regierung getroffen, die den<br />

Umbau der <strong>soziale</strong>n Wohnungspolitik prägt: Die Steuerbefreiung für gemeinnützige<br />

Wohnungsbaugesellschaften wurde gestrichen. Darauf hin erhöhte sich der Druck für die<br />

gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften, sich nach Marktgesetzen zu verhalten. Folge<br />

war, dass immer mehr Sozialwohnungen verkauft wurden. Der Vorsitzende des<br />

Gesamtverbandes deutscher Wohnungsunternehmer (GdW), Jürgen Steinert, weist bei einem<br />

wohnungspolitischen Kongress auf die dramatische Lage im <strong>soziale</strong>n Wohnungsbestand hin:<br />

1980 gab es in der B<strong>und</strong>esrepublik eine Million Arbeitslose bei einem Bestand von vier<br />

Millionen Sozialwohnungen. Im Jahr 2000 hat sich das Verhältnis quasi umgekehrt: Über vier<br />

Millionen Arbeitslosen stehen nur noch etwas über zwei Millionen Sozialwohnungen <strong>gegen</strong>über,<br />

bei weiter abnehmender Tendenz (vgl. Steinert 1998).<br />

Am Beispiel der Stadt Köln kann dieser Trend verdeutlicht werden. Im Jahr 1990 beträgt der<br />

Bestand an Sozialwohnungen 104.187 Wohnungen. Neun Jahre später sind es nur noch<br />

71.213 Wohnungen (vgl. Friedrichs 2001: 10).<br />

Die „überforderten Nachbarschaften“ in Deutschland<br />

In Deutschland hat der Gesamtverband deutscher Wohnungsunternehmer (GdW) in die<br />

Debatte über die benachteiligten Quartiere <strong>und</strong> die Rolle der Wohnungswirtschaft durch eine<br />

1998 veröffentlichte Studie mit dem Titel „Überforderte Nachbarschaften“ eingegriffen (vgl. GdW<br />

1998). Mit dem Begriff „überforderte Nachbarschaften“ sollte auf mehrere Dimensionen von<br />

„Überforderungen“ aufmerksam gemacht werden:<br />

25<br />

TP<br />

26<br />

TP<br />

PT Im<br />

PT Das<br />

• Überforderung der alteingesessenen Mieter in den Großsiedlungen: Die benachteiligte<br />

deutsche Unterschicht in den Großsiedlungen mit hohem AusländerInnen-Anteil ist durch<br />

die alltägliche Integrationsleistung mit den fremden Kulturen <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten<br />

der Ausländer/innen <strong>und</strong> Aussiedler/innen überfordert. Sie würden sich häufig als<br />

„Fremde im eigenen Land“ fühlen <strong>und</strong> fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.<br />

Reaktionen darauf seien Politikverweigerung oder die Wahl rechtsextremer Parteien.<br />

• Überforderung der jugendlichen AussiedlerInnen <strong>und</strong> EinwanderInnen: Die jugendlichen<br />

EinwanderInnen in den stigmatisierten Quartieren sind überproportional von<br />

Arbeitslosigkeit bedroht. Viele der ZuwanderInnen der 1990er Jahre wurden in die<br />

Großsiedlungen eingewiesen. Dort erreichten sie bis zu 60% der Mieter/innen. Diese<br />

Gegensatz zu Österreich ist die Miet- <strong>und</strong> Belegungsbindung befristet. Diese Fristen wurden zudem im Laufe der<br />

Zeit immer mehr verkürzt (auf <strong>gegen</strong>wärtig zehn bis zwölf Jahre).<br />

hat im Extremfall dazu geführt, dass Verwaltungsgerichte die städtischen, nunmehr nicht mehr gemeinnützigen<br />

Wohnungsunternehmen gezwungen haben, die Mieten zu erhöhen, um eine betriebswirtschaftlich ausgeglichene<br />

Bilanz zu erzielen.<br />

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