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städtestrategien gegen armut und soziale ausgrenzung

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Städtestrategien <strong>gegen</strong> Armut <strong>und</strong> <strong>soziale</strong> Ausgrenzung<br />

gründerzeitlichen Stadtgebietes durch Sanierung <strong>und</strong> Liberalisierung des Mietrechts.<br />

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich die Lebens- <strong>und</strong> Wohnbedingungen in den<br />

verbliebenen Gebieten mit schlechter Bausubstanz weiter verschlechtern. Durch:<br />

• die spekulative Vermietung heruntergekommener Bausubstanz zu überhöhten Preisen,<br />

• Aufzonungen im dicht bebauten Stadtgebiet <strong>und</strong><br />

• die Abwanderung ökonomisch stärkerer Haushalte.<br />

In Zukunft wird in sehr viel stärkerem Maße eine aktive Steuerung der gesamten<br />

Wohnungspolitik im Neubau <strong>und</strong> in der Bestandspolitik notwendig sein, will man die<br />

Wohnungsversorgung für alle einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen auf einem<br />

akzeptablen Niveau sicherstellen.<br />

3.4.2 Erfahrungen aus den Länderstudien<br />

In nahezu allen europäischen Ländern sind vor allem Wohnungsbaugesellschaften wichtige<br />

Partnerinnen in der Erneuerung von Quartieren (z.B. in den Niederlanden im Rahmen der<br />

Großstadtpolitik, in Frankreich als Partner in den ‚contrats de ville’ <strong>und</strong> in Deutschland im<br />

„Soziale Stadt“-Programm resp. in den kommunalen Programmen einzelner Städte mit einem<br />

hohen Anteil an kommunalen oder öffentlich geförderten Wohnungen, d.h. überwiegend in<br />

75<br />

GroßsiedlungenP<br />

P). Häufig wurden Wohnungsbaugesellschaften zu zentralen Trägerinnen der<br />

Quartiersentwicklung, übernahmen weitere Aufgaben bezogen auf die Verbesserung der<br />

physischen Infrastruktur im Gebiet (z.B. Sorge um den öffentlichen Raum), beschäftigten <strong>und</strong><br />

qualifizierten bevorzugt Menschen aus dem Quartier <strong>und</strong> kümmerten sich um die Moderation<br />

von lokalen <strong>soziale</strong>n Konflikten.<br />

Es ergeben sich zusammenfassend für die Wohnungs- <strong>und</strong> Stadterneuerungspolitik folgende<br />

Überlegungen:<br />

75<br />

TP<br />

PT In<br />

• Der Herstellung <strong>und</strong> der Erhalt preiswerten Wohnraumes ist zur Unterbringung<br />

einkommensschwacher Wohnbevölkerung elementar wichtig; dabei ist es sinnvoll, über<br />

umfangreiche Bestände zu verfügen <strong>und</strong> die Belegung im Sinne einer De-Segregierung<br />

zu unterstützen, d.h. aufgr<strong>und</strong> geringer Spielräume zu einer Belegungspolitik greift (wie in<br />

Deutschland), mit der Folge, dass „<strong>soziale</strong> Brennpunkte“ produziert werden.<br />

• Maßnahmen der Stadterneuerung bedeuten meist eine Aufwertung des Standortes mit<br />

dem Ergebnis steigender Kosten <strong>und</strong> Mieteinnahmen; will man eine öffentlich geförderte<br />

Stadterneuerung, muss seitens des politisch-administrativen Systems die Verantwortung<br />

für „sozialverträgliche Lösungen“ übernommen werden, d.h. die Gratwanderung zwischen<br />

„sozialverträglicher Aufwertung - Stabilisierung“ <strong>und</strong> „betriebswirtschaftlich lohnende<br />

Nutzung“ muss verantwortungsvoll <strong>und</strong> am Gemeinwohl orientiert gestaltet werden.<br />

• Die Diskussion um die Segregation wird meist sehr emotional geführt; insbesondere über<br />

die Konzentrationen von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen <strong>und</strong> „<strong>soziale</strong>n<br />

Problemfällen“ an Orten, wo sie zusätzlich benachteiligt werden. Dennoch:<br />

vielen west- <strong>und</strong> nordeuropäischen Großstädten sind die am wenigsten attraktiven Wohngebäude in den am<br />

wenigsten attraktiven Großsiedlungen sehr rasch mit einer Wohnbevölkerung überbelegt worden, die von Armut,<br />

Arbeitslosigkeit, ZuwanderInnen-Status <strong>und</strong> verschiedenen Formen abweichenden Verhaltens gekennzeichnet ist.<br />

Diese Situation ist in Wien nicht gegeben, da im Gemeindewohnungsbau <strong>und</strong> öffentlich geförderten Wohnungsbau<br />

der Anteil an Personen aus Nicht-EWR-Ländern sehr gering ist <strong>und</strong> die inländische Bevölkerung in diesen Gebieten<br />

in noch sehr viel geringerem Ausmaß von Einkommens<strong>armut</strong> betroffen ist. Zudem hat die Stadt in der Zischen- <strong>und</strong><br />

Nachkriegszeit Gemeindewohnungen auch in attraktiven Lagen <strong>und</strong> an „guten Adressen“ gebaut (damals ging die<br />

Lage auch nicht in die Kalkulationen ein).<br />

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