Kulmbacher Notizen - Fachschule für Lebensmitteltechnik
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- Fachartikel -<br />
International Food Standard (IFS) Version 5 –<br />
Änderungen gegenüber Version 4<br />
Dr.-Ing. Siegfried Günther,<br />
Veröffentlicht in HYGIENE Report Heft 5/2007, S. 4-6, www.harnisch.com<br />
Obwohl sich 3/4 der nach<br />
IFS zertifizierten Unternehmen<br />
bei einer Umfrage<br />
zu Version 4 des Standards<br />
mit „zufrieden“ bis „vollkommen<br />
zufrieden“ äußerten<br />
und sogar 4/5 den Nutzen<br />
als „groß“ bis „sehr<br />
groß“ beschrieben, entschieden<br />
sich die Herausgeber<br />
des Standards, eine<br />
Überarbeitung anzugehen.<br />
Als Gründe <strong>für</strong> den Nutzen<br />
gaben die Unternehmen u.a.<br />
an, dass der IFS zwar wegen<br />
Kundenforderungen eingeführt<br />
wird, sich in der Umsetzung<br />
aber das HACCP-<br />
Konzept, der Hygienestandard<br />
und die Rückverfolgbarkeit<br />
verbessern, was<br />
zu einer erhöhten Lebensmittelsicherheit<br />
führt.<br />
Weitere Vorteile sehen die<br />
Unternehmen in klareren<br />
Verantwortungsstrukturen<br />
und strukturierteren<br />
Prozessabläufen.<br />
Bis 2003 hatte der LebensmittelhandelLieferantenaudits<br />
bei seinen Eigenmarkenlieferanten<br />
durchgeführt.<br />
Unter diesen Handelsmarken<br />
versteht man Lebensmittel,<br />
die nicht den Namen<br />
des Herstellers sondern des<br />
Händlers tragen. Damit übernimmt<br />
der Handel auch die<br />
Verantwortung <strong>für</strong> das Lebensmittel<br />
und das Handelsunternehmen<br />
stünde im<br />
Schadensfalle und bei Rückholaktionen<br />
im Mittelpunkt<br />
der Öffentlichkeit. Der<br />
Hauptverband des Deutschen<br />
Einzelhandels (BDH)<br />
veröffentlichte 2003 seine als<br />
Version 3 bezeichnete Norm<br />
des IFS, welche unter Mitwirkung<br />
verschiedener Handelsverbände<br />
entstand und<br />
von der Global Food Safety<br />
Initiative (GFSI) anerkannt<br />
wurde. 2004 wurde die Norm<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
französischen Fédération<br />
des entreprises du commerce<br />
et de la distribution<br />
(FDC) überarbeitet und als<br />
Version 4 auch in Frankreich<br />
eingeführt. Im August 2007<br />
erschien die nun vorliegende<br />
Fassung Version 5. An der<br />
aktuellen Bearbeitung haben<br />
auch die italienischen<br />
Verbände mitgewirkt und<br />
den Standard <strong>für</strong> Italien<br />
übernommen. Ab 1. Januar<br />
2008 werden Zertifizierungen<br />
nur noch nach der neuen<br />
Version durchgeführt.<br />
Die generelle Gliederung des<br />
Standards ist geblieben. In<br />
Teil I werden die Auditarten,<br />
der Zertifizierungsprozess<br />
und die folgenden Maßnahmen<br />
beschrieben. Als Erstaudit<br />
bezeichnet man das<br />
erste Zertifizierungsaudit.<br />
Falls ein Voraudit stattgefunden<br />
hat, muss dieses<br />
von einem anderen Auditor/<br />
Berater durchgeführt werden;<br />
dem Zertifizierungsauditor<br />
darf das Ergebnis<br />
des Voraudits nicht bekannt<br />
sein. Im Falle von Nichtkonformitäten,<br />
einem Major<br />
oder einem KO, sind<br />
Ergänzungsaudits (followup-audits)<br />
innerhalb von<br />
sechs Wochen bis sechs<br />
Monaten nach dem Erstaudit<br />
oder einem Überwachungsaudit<br />
vor Ort möglich.<br />
Die Überwachungsaudits<br />
finden in Zukunft generell im<br />
Einjahresrhythmus statt. Besonderes<br />
Augenmerk wird<br />
bei Wiederholungsaudits<br />
auf im Vorjahr festgestellte<br />
Abweichungen und Nichtkonformitäten<br />
und die festgelegten<br />
Maßnahmen gelegt:<br />
die Korrekturmaßnahmen<br />
hinsichtlich C- und<br />
D-Bewertungen müssen<br />
umgesetzt sein. Auch wenn<br />
der Auftrag zum Audit durch<br />
das zu auditierende Unter-<br />
29<br />
nehmen erfolgen muss,<br />
schickt die Zertifizierungsstelle<br />
drei Monate vor<br />
Ablauf des Zertifikates ein<br />
Erinnerungsmail und kann<br />
die Organisation kontaktieren.<br />
Die Auditdauer hängt<br />
von der Zahl der Mitarbeiter,<br />
der Größe des Unternehmens<br />
sowie der Anzahl an<br />
Produkten bzw. Produktionslinien<br />
ab; die Ermittlung<br />
der vorgesehen Audittage<br />
ist in Abb. 1 zusammengefasst.<br />
Abb. 1: Ermittlung der Mindestauditdauer<br />
Im Anforderungskatalog<br />
(Teil II) fällt auf den ersten<br />
Blick die Änderung der<br />
Reihenfolge der einzelnen<br />
Kapitel auf. In Version 4 hatte<br />
man sich noch an die Reihenfolge<br />
aus der DIN EN<br />
ISO 9001 gehalten und die<br />
Elemente HACCP im Kapitel<br />
1 „Qualitätsmanagementsystem“<br />
sowie der Hygiene<br />
in Kapitel 3 „Ressourcenmanagement“(Personalhygiene)<br />
bzw. Kapitel 4 „Herstellungsprozess“<br />
(Produkt-<br />
/Produktionshygiene) eingebaut.<br />
Version 5 beginnt mit<br />
der Verantwortung der Leitung,<br />
wodurch diese zusätzlich<br />
hervorgehoben und ihre<br />
Wichtigkeit unterstrichen<br />
wird (Abb. 2).<br />
Im Inhalt des Anforderungs-<br />
kataloges erfolgt – anders<br />
wie in Version 4 – keine Trennung<br />
der Anforderungen in<br />
Basisniveau und Höheres<br />
Niveau. Auch auf die Empfehlungen<br />
wurde verzichtet,<br />
so dass nur noch ein Katalog<br />
übrig geblieben ist, des-<br />
Abb. 2: Unterschiede zwischen DIN EN ISO 9001 und IFS