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Kulmbacher Notizen - Fachschule für Lebensmitteltechnik

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ichten der Muskelstücke erzielt<br />

werden.<br />

• Luftlöcher wirken diesem Ausrichten<br />

entgegen, da diese beim<br />

Verpressen von den Seiten eingeschlossen<br />

werden und nicht entweichen<br />

können – dies kann nur<br />

durch ein Pressen unter Vakuum<br />

kompensiert werden.<br />

• Das Bindegewebe des Muskels hat<br />

ein gewisses „Rückerinnerungsvermögen“.<br />

Nach dem Evakuieren/<br />

Pressen versucht es wieder eine <strong>für</strong><br />

den Muskel „bequeme“ und <strong>für</strong> das<br />

Ausfüllen der Kanten der Form ungünstige<br />

Position einzunehmen.<br />

Zusätzlich führt diese Veränderung<br />

der Lage des Muskels in der Form<br />

zur Bildung von Luftlöchern.<br />

Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurde<br />

durch die Fa. Mai Maschinenbau<br />

GmbH/Bielefeld, in enger Absprache mit<br />

dem Fachbereichsleiter Fleisch der<br />

Technikerschule Kulmbach ein Verfahren<br />

<strong>für</strong> die Rohschinkenproduktion<br />

entwickelt, dass den Anforderungen<br />

zur Produktion von luftfreien und geometrisch<br />

klar definierten „geklebten“<br />

Rohpökelwaren entspricht. Bei der Definition<br />

der Aufgabenstellung <strong>für</strong> die<br />

Verfahrensentwicklung wurden zusätzlich<br />

folgende Zielsetzungen definiert:<br />

• Da die Formgebung bei der Kochpökelwarenproduktion<br />

durch die<br />

bessere Fließfähigkeit der Teilstükke<br />

nicht so hohe Ansprüche wie bei<br />

der Rohschinkenproduktion stellt,<br />

sollte dieses Pressverfahren gleichzeitig<br />

<strong>für</strong> die Herstellung von klassischen<br />

Kochschinken (handgelegt,<br />

mit oder ohne Speckplatte)<br />

geeignet sein.<br />

• Das Verfahren muss eine maximale<br />

Länge bis 160 cm (max. Aufnahmelänge<br />

klassischer Slicer mit automatischer<br />

Beladung) ermöglichen.<br />

• Einfaches Befüllen der Formen,<br />

auch unter ergonomischen Gesichtspunkten.<br />

• Einfache Entnahme der abgebundenen<br />

bzw. pasteurisierten Produkte<br />

aus den Formen.<br />

• Verhinderung von Scherkräften bei<br />

der Entnahme aus den Formen, da<br />

dies die instabilen Verbindungsstellen<br />

bei der Rohschinkenproduktion<br />

zerstört.<br />

• Möglichkeit der Mechanisierung<br />

bzw. Automatisierung des Pressvorganges<br />

inklusive Produktentnahme<br />

aus den Formen.<br />

- Fachartikel -<br />

• Kundenspezifische Produktformen<br />

über die Gesamtlänge, um sich<br />

durch ein entsprechendes „Food<br />

design“ optisch von Mitbewerbern<br />

abzuheben.<br />

Mai – Hampress -<br />

Verfahren<br />

Die erste Serienmaschine der „Mai –<br />

Hampress“ (Bild 1) als Ergebnis der<br />

Entwicklung eines neuen Pressverfahrens<br />

<strong>für</strong> Rohpökelwaren – und<br />

<strong>für</strong> Kochpökelwaren, wurde auf der<br />

IFFA 2007 erstmals einem breiten Publikum<br />

vorgestellt. Die Innovation dieses<br />

Verfahrens <strong>für</strong> die Optimierung der<br />

Formung von Pökelwaren liegt in dem<br />

gesamteinheitlichen Ansatz hinsichtlich<br />

Pressverfahren und Formgebung.<br />

Das Herzstück bei diesem Verfahren ist<br />

nicht die Presse, sondern die Systemform.<br />

Erst die konstruktive Gestaltung<br />

der Systemform ermöglichte es, dass<br />

bei einem anliegendem Pressdruck von<br />

z.B. 20 N/cm² und gleichzeitigem Vakuum<br />

der Deckel und die Form in der<br />

Presse automatisch eine kraft- und<br />

formschlüssige Verbindung eingehen.<br />

Dadurch wird die erforderliche starre<br />

Fixierung des Materials in der Form<br />

(kein Federdeckel) gewährleistet, um<br />

das „Rückerinnerungsvermögens“ des<br />

Bindegewebes des Muskels zu überli-<br />

sten. Um Luftlöcher zwischen den<br />

Fleischrohlingen und an der Innenseite<br />

der Speckplatte zu verhindern, sowie<br />

auch die Form komplett auszufüllen,<br />

wird beim Ausformen in der „Mai –<br />

Hampress“ eine auf das jeweilige Produkt<br />

abgestimmte „Massage“ durchgeführt.<br />

Für diesen Massageeffekt ist<br />

nicht nur die frei programmierbare Anzahl<br />

der Vakuumzyklen verantwortlich,<br />

sondern das gleichzeitige Anliegen von<br />

Vakuum in Verbindung mit einer definierten<br />

Anzahl von Presszyklen und<br />

einer produktabhängigen Presskraft.<br />

9<br />

Zusätzlich ermöglicht es die Gestaltung<br />

der Systemform und die Konzeption <strong>für</strong><br />

die Be- und Entladung der Presse die<br />

Prozesse zu mechanisieren bzw. zu automatisieren.<br />

Auch wird bei der manuellen-<br />

bzw. automatischen Entnahme<br />

durch die konstruktive Gestaltung der<br />

Systemform konsequent das Auftreten<br />

von Scherkräften verhindert. Auch die<br />

anderen o.g. Zielsetzungen lassen sich<br />

mit dieser neuartigen Konzeption hinsichtlich<br />

der Formgebung von Pökelwaren<br />

kundenspezifisch umsetzen.<br />

Ergebnisse<br />

Rohpökelwaren<br />

Vor der Vorstellung auf der IFFA 2007<br />

wurde der Prototyp der „Mai –<br />

Hampress“ ein Jahr an der Technikerschule<br />

Kulmbach umfangreich getestet.<br />

Durch die intensive Vorbereitung<br />

bei der Erarbeitung der Aufgabenstellung<br />

im Vorfeld der Entwicklung ergaben<br />

die Untersuchungen nur geringfügige<br />

Änderungen an der maschinentechnischen<br />

Gesamtkonzeption.<br />

Die mit dem neuen Verfahren produzierten<br />

Endprodukte entsprachen voll und<br />

ganz der Aufgabenstellung <strong>für</strong> „geklebte“<br />

Rohschinken. Sowohl die gleichmäßige<br />

Geometrie, als auch die Luftfreiheit<br />

zwischen Teilstücken und<br />

Speckplatten bestätigten den richtigen<br />

Bild 2: Nussschinken mit Speckplatte, industriell aufgeschnitten<br />

Lösungsansatz. Beim Slicen konnten<br />

alle geschnittenen Portionen als voll<br />

verkaufsfähig bewertet werden. Auch<br />

die anderen Zielsetzungen, wie z.B. die<br />

einfache Entnahme der Rohlinge aus<br />

den Formen, wurden erfüllt. Welche<br />

Möglichkeiten dieses Verfahren hinsichtlich<br />

der Produktgestaltung ermöglicht,<br />

zeigt der geslicte Nussschinken<br />

(Bild 2) mit 3 mm Speckplatte. Auch die<br />

ziemlich exakte Geometrie über die gesamte<br />

Länge von 40 cm bei diesem Produkt<br />

(Bild 3) überzeugt. Dass dieses<br />

Verfahren auch sehr gute Ergebnisse

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