EGOSHOOTER HALF-LIFE 2 - zockt
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ONLINE-<strong>EGOSHOOTER</strong>: EIN LEBEN FÜR DEN WETTKAMPF<br />
Mein erstes Mal online einen PC-Egoshooter zu spielen, das<br />
war für mich eine Offenbarung - obwohl ich schon mit Freunden<br />
erste Scharmützel auf der Konsole ausgetragen hatte.<br />
Mit 56K-Modem und Pentium-2-Rechner bewaffnet, startete<br />
ich meine erste Partie Half-Life-Deathmatch. Die Vorstellung,<br />
gegen echte Menschen auf der ganzen Welt antreten<br />
zu können, faszinierte mich unheimlich. Die ersten Schritte<br />
in der neuen Welt waren hart. Die meiste Zeit war ich angesichts<br />
der starken Gegner tot, dafür kam mit den ersten Erfolgen<br />
einen Vorgeschmack, welcher Adrenalinkick im Netz<br />
wartete. Da mich Deathmatches schnell langweilten, begann<br />
ich mich für Team-Fortress zu begeistern, wo neben Teamgeist<br />
auch Grips benötigt wird.<br />
Doch während ich bei der liebevoll von Quake auf Half-Life<br />
umgesetzten Modifi kation keinen Blumentopf gewann, entdeckte<br />
ich schnell mein Talent für Counter-Strike. Dank<br />
schneller ISDN-Verbindung und einem Uniserver konnte ich<br />
meine Fähigkeiten weiter ausbauen und erreichte schnell<br />
die Spitze der Serverstatistiken. Hier wurde mir erstmals<br />
bewusst, welche Auswirkung dieses Spiel auf mein Leben<br />
haben würde. Mit heruntergeschraubter Grafi k und im Team<br />
mit meinem frisch gefundenen Clan „Essen auf Rädern“ entdeckte<br />
ich eine neue Herausforderung, die nur wenig mit den<br />
zugegebenermaßen hirnlosen Ballereien der ersten Tage<br />
gemeinsam hatte. Ich schoss nicht auf Menschen, sondern<br />
auf Pixelhaufen, die ich schneller besiegen musste, als dass<br />
sie mich erledigen konnten. Das alles hatte mit Gewalt wenig<br />
zu tun, sondern mit einem urwüchsigen Kräftemessen,<br />
ähnlich einer Mischung aus Kampfsport und Schach. Wie ein<br />
Fußballteam besprachen wir vorher Taktiken, übten gegen<br />
befreundete Clans und trafen uns jeden Abend für ein Liga-<br />
Match. So landete ich auch auf meiner ersten Netzwerkparty,<br />
wo ich mit meinem Team tatsächlich um den Sieg kämpfte.<br />
Spätestens auf der dritten deutschen Meisterschaft wurde<br />
mir dann bewusst, dass ich nach langem Rumprobieren<br />
endlich eine „Sportart“ gefunden hatte, bei der ich wirklich<br />
erstklassig war. Doch neben den Erfolgserlebnissen<br />
bekam ich auch die Schattenseite der Online-Welt zu spüren.<br />
Da man immer Leute zum Spielen finden konnte und<br />
der Kampf gegen einen menschlichen Gegner immer neue<br />
Taktiken erfordert, stellte sich bei mir kein Sättigungsgefühl<br />
ein. Ich spielte gerne mehrere Stunden pro Tag und<br />
vernachlässigte Studium, Freundin und Freunde. Da ich<br />
damals bereits 27 Jahre alt war, musste ich mit ansehen,<br />
wie mich teilweise selbst 14-jährige Spieler problemlos im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „alt“ aussehen ließen. Das erleichterte<br />
mir glücklicherweise, den Jüngeren das Spielfeld<br />
zu überlassen, und ich reduzierte den Konsum von Online-<br />
Egoshootern auf ein „normales“ Maß. Heute reichen mir<br />
nur noch wenige Stunden pro Woche, die ich zudem nicht<br />
mehr sklavisch vor Counter-Strike verbringe, sondern auch<br />
modernere Shooter wie Battlefi eld oder Joint Operations<br />
ausprobiere. Noch immer genieße ich den Adrenalinkick<br />
und die taktische Herausforderung, doch die Zeit der tagelangen<br />
Netzwerkpartys ist vorbei. Man wird eben doch ein<br />
bisschen älter. (KM)<br />
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<strong>EGOSHOOTER</strong>