EGOSHOOTER HALF-LIFE 2 - zockt
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Egoshooter sind eine aneinander gereihte Folge von Nullen<br />
und Einsen, deren Zweck es ist, Kinder, Jugendliche und<br />
infantile Erwachsene möglichst stumpfsinnig zu unterhalten.<br />
Durch diese sinnlose Unterhaltung werden alle Konsumenten<br />
von Egoshootern zu aggressiven und stets gewaltbereiten<br />
Zeitgenossen, die nach diversen virtuellen Tötungsdelikten<br />
das Spiel verlassen und im echten Leben alles und<br />
jeden kritiklos niedermeucheln. Genau!<br />
Lassen wir Vorurteile lieber Vorurteile bleiben. Egoshooter<br />
sind auch nur Sourcecode, also eine nicht reale Simulation<br />
der Realität. Allerdings bei Egoshootern eine visuell<br />
sehr intensive, jedenfalls was den Grad möglicher Brutalität<br />
betrifft. Dass jene Darstellung nicht für die Dauerbeschallung<br />
der Sinne von Heranwachsenden gemacht ist, leuchtet<br />
ein. Die Wissenschaft ist sich bei der Diskussion über die<br />
Auswirkungen von Gewaltdarstellungen in Videospielen<br />
auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen allerdings<br />
noch uneinig. Psychologen wie Rita Steckel sehen einen<br />
kausalen Zusammenhang zwischen dem Konsum aggressionsorientierter<br />
Videospiele und einer fortschreitenden<br />
Abstumpfung gegenüber realer Gewalt bei Kindern und<br />
Jugendlichen. Joel Saxe fand heraus, dass das Verhalten<br />
junger Spieler untereinander kooperativ ist, obwohl in Prügelspielen<br />
extreme Gewalt dargestellt wird. Saxe bewertet<br />
virtuell ausgelebte Gewalt sogar positiv, weil sie Spaß<br />
erzeugt, Aggressionen abbaut und Frustration bekämpft<br />
– gewichtige Faktoren vor der Umsetzung realer Gewalt.<br />
Führt nun das Spielen von brutalen Games dazu, dass junge<br />
Menschen brutal werden? Ich habe eine Menge spielender<br />
Freunde und Bekannte im Alter von sieben bis 33 Jahren.<br />
Manche lange dabei, manche kurz. Mittendrin ich, 29 Jahre<br />
alt, männlich, seit Atari-VCS-2600-Zeiten begeisterter Zocker.<br />
Ich habe Geister gefressen, Alien-Invasionen zurückgeschlagen.<br />
Ich habe meine besten Freunde tausend Mal erschossen,<br />
bin tausend Mal erschossen worden. Ich habe Abitur, eine<br />
Ausbildung, studiere, habe seit elf Jahren dieselbe Freundin.<br />
Ich bin nicht vorbestraft oder grundlos gewaltbereit. Was<br />
sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass ich gesunde<br />
familiäre Verhältnisse genieße und genießen durfte.<br />
Will heißen: Wenn Eltern ihre Kinder ernst nehmen, mit ihnen<br />
reden, mit ihnen spielen, dann wird fast jeder Jugendliche<br />
später die Grenzen zwischen Realität und Virtualität erkennen.<br />
Die, die es nicht tun, sind in der Regel das Produkt aus<br />
gesellschaftlicher Isolation und Erfolglosigkeit, der Nichtbeachtung<br />
durch desinteressierte Eltern und permanentem,<br />
unrefl ektierten Kontakt mit Gewaltdarstellung in allen Medien.<br />
Diese Mischung braucht nur noch einen kleinen Funken, damit<br />
sie explodiert.<br />
Bestens, Christian<br />
ICH HABE REICHLICH GEISTER GEFRES-<br />
SEN. ICH HABE MEINE BESTEN FREUNDE<br />
TAUSEND MAL ERSCHOSSEN, ICH WURDE<br />
TAUSEND MAL ERSCHOSSEN.<br />
VIDEOGOSSIP<br />
Christian Gaca, Jahrgang 1975. Chefredakteur von [ple:], leidenschaftlicher<br />
Videospieler. Anzahl der von ihm auf nicht lebendige<br />
Ziele abgefeuerten, echten Waffen: drei. Es handelt sich um:<br />
Luftpistole mit Diablo, Smith & Wesson-Revolver mit .357 Magnum-Munition,<br />
Fletsche mit Schrauben.